Anwohner, Stadthallenbesucher, Geschäftskunden - der Schützenplatz in Otterndorf wird von ganz unterschiedlichen Nutzergruppen frequentiert. In den Sommermonaten rollen auch Wohnmobile auf den Parkplatz. Doch damit soll jetzt Schluss sein. Foto: Mangels
Anwohner, Stadthallenbesucher, Geschäftskunden - der Schützenplatz in Otterndorf wird von ganz unterschiedlichen Nutzergruppen frequentiert. In den Sommermonaten rollen auch Wohnmobile auf den Parkplatz. Doch damit soll jetzt Schluss sein. Foto: Mangels
Camper

Darum will die Otterndorfer Politik die Wohnmobile auf dem Schützenplatz loswerden

von Christian Mangels | 17.11.2023

Das Nordseebad Otterndorf ist bei Wohnmobilurlaubern beliebt. Neben den Stellplätzen im Feriengebiet steuern viele Camper auch den Schützenplatz in der Innenstadt an. Doch damit soll jetzt Schluss sein. 

Alwin und Marieke Bahrhausen aus Krefeld sind Otterndorf-Fans. Mit ihrem sieben Meter langen Wohnmobil "Carthago" rollen sie regelmäßig in den Norden. Auf dem Stellplatz am Seglertreff, nur einen Katzensprung vom Deich entfernt, fühlen sie sich besonders wohl, aber auch der zentral gelegene Schützenplatz begeistert sie. Mindestens zweimal im Jahr schlagen sie dort ihr Lager auf. "Man ist mittendrin in der wunderschönen Innenstadt", erzählt der 69-jährige Rentner Alwin Bahrhausen. Klar, es gebe immer viel Bewegung und Betrieb - die Baustellen, die Kindergartenkinder und die Schüler -, aber die Bahrhausens stört das nicht. Im Gegenteil: "Wir lieben das Gewusel." Auch dass hier keine Ver- und Entsorgungsmöglichkeiten zur Verfügung stehen, ist für das Ehepaar kein Problem: "Wir haben ja alles an Bord."

Künftig müssen sich die Bahrhausens und alle anderen Innenstadt-Camper einen anderen Stellplatz suchen. Die Otterndorfer Politik möchte die Wohnmobile auf dem Schützenplatz loswerden. Darüber bestand in der jüngsten Stadtratssitzung fraktionsübergreifend Einigkeit. Der Hauptgrund für diese Haltung sind die nahe gelegene Grundschule und die DRK-Kindertagesstätte. In den Sommermonaten komme es immer wieder zu bedenklichen Begegnungen zwischen Kindern und kaum bekleideten Campern, berichtete Peter Martin Stelzenmüller, Vorsitzender der Bündnis 90/Die Grünen-Fraktion. 

Der Schützenplatz ist stark frequentiert

CDU-Ratsfrau Bianca Schedler verlas im Rat ein Schreiben des Schulelternrates der Otterndorfer Grundschule, in dem die Schulelternratsvorsitzende Anja Riechmann auf die starke Frequenz auf dem Schützenplatz hinweist. "Er wird häufig genutzt von den Anwohnern, von Tagesgästen der Stadt, von der Kundschaft Otterndorfer Geschäfte, von den Nutzern der Stadthalle, von den Wohnmobilisten, für die An- und Abfahrten der Eltern des DRK-Kindergartens und natürlich auch für die An- und Abfahrten der Eltern der Grundschule", so Riechmann.

Sie geht auch konkret auf die Wohnmobilisten ein, die "länger auf dem Standort verweilen und sich dort häuslich einrichten mit Tisch und Stühlen sowie in leichter Bekleidung neben dem Fahrzeug". Zwischen den spielenden Kindern und den Wohnmobilisten würde ein unmittelbarer Sichtkontakt entstehen.

Sollten die Wohnmobilstellplätze auf dem Schützenplatz verbleiben, fordert die Vorsitzende des Schulelternrates einen Sichtschutz entlang der Mensa in Richtung Parkplatz, zum Beispiel in Form einer Hecke. Außerdem sollte aus ihrer Sicht eine Tafel mit Verhaltensregeln für die Nutzer der Wohnmobilstellplätze aufgestellt werden.

Zur Errichtung eines Sichtschutzes wird es aber wohl nicht kommen, weil sich die Otterndorfer Politik grundsätzlich darüber einig ist, die Wohnmobilisten auf dem Schützenplatz nicht mehr zu dulden. Die Verwaltung reagierte schnell: Auf der Homepage der Stadt Otterndorf wird der Schützenplatz bereits nicht mehr als Standort für Wohnmobilurlauber beworben. Marieke und Alwin Bahrhausen finden es schade und traurig: "Wir haben uns nie in Badehose oder Bikini auf den Schützenplatz gelegt und irgendwelche Kinder verschreckt", sagen die Krefelder.

Politik und Verwaltung werden sich nun mit der Frage auseinandersetzen müssen, wo in Otterndorf neue Wohnmobilstellplätze entstehen könnten. Denn der Bedarf ist auf alle Fälle da. Der Urlaub auf vier Rädern erlebt seit der Corona-Pandemie einen regelrechten Boom, von dem Otterndorf noch mehr profitieren möchte. Einer, der seit Jahren darauf drängt, neue Stellplätze für Wohnmobilurlauber zu schaffen, ist der FDP-Politiker Carsten Nickel."Das ist ein Geschäft, das wir uns völlig entgehen lassen", meint der Ratsherr.

Wohnmobilstellplätze gibt es aktuell am "Seglertreff" und auf dem Campingplatz See Achtern Diek. Der Unternehmer Alfred Paulsen hat an der Mühlenstraße in der Innenstadt einen kleinen Stellplatz geschaffen. Dort können drei Wohnmobile gleichzeitig stehen. Ebenfalls drei Plätze bietet die Reisemobile Otterndorf GbR im Otterndorfer Gewerbegebiet an.

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Christian Mangels

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