
Die Altstadt zum Anfassen im Miniaturformat: Otterndorf bekommt ein Bronzemodell
Bald wird man Otterndorf richtig begreifen können. Und zwar im wahrsten Wortsinne, denn die Stadt erhält ein bronzenes Abbild im Maßstab 1:500. Der Bildhauer Felix Brörken gießt ein Modell der Medemstadt, das Otterndorf im Jahr 1400 zeigt.
Mit den Fingerkuppen der St.-Severi-Kirche aufs Dach steigen, das alte Schloss erklimmen und die Wallanlagen begreifen - das alles soll im kommenden Jahr im Herzen Otterndorfs möglich sein. Am Kirchplatz wird ein dreidimensionales Stadtmodell aus Bronze aufgestellt, das den Bürgern und Besuchern zeigt, wie die Stadt im Jahr 1400 angelegt war und welche alten Strukturen sich noch heute entdecken lassen.
Hinter dieser im wahrsten Sinne "glänzenden Idee" steckt der Otterndorfer Ralf Gütlein, der sich in vielfältiger Weise für das 625-jährige Jubiläum der Medemstadt engagiert. Als Mitglied des Serviceclubs Lions hat er vor sechs Jahren den Bau und die Aufstellung eines Modells der Stadt Bremen verfolgt und begleitet. Er lernte dadurch die Arbeit der Bildhauer-Werkstatt Brörken aus Welver (Nordrhein-Westfalen) kennen und dachte: "Das wäre doch auch etwas für uns."
Felix Brörken und sein Vater Egbert haben schon mehr als 200 Modelle geschaffen, die in vielen deutschen Städten, aber auch in der Schweiz, in Österreich, Frankreich und den Niederlanden stehen. Und nun bald in Otterndorf. "Ich freue mich auf die Aufgabe", sagt Felix Brörken. Der studierte Archäologe und Geschichtswissenschaftler hat sich in den vergangenen Tagen in Otterndorf umgeschaut, Fotos von alten Häusern gemacht und historische Aufzeichnungen studiert. "Historische Modelle sind immer eine Herausforderung", erklärt er.
Ein Holzmodell der Stadt Otterndorf im Jahr 1400 erstellt
Glücklicherweise hat Ralf Gütlein für den 37-jährigen Künstler bereits "vorgearbeitet" und in einer akribischen Fleißarbeit ein Holzmodell der Stadt Otterndorf im Jahr 1400 erstellt. Die Kirche ist darauf sehr gut zu erkennen, die Stadtgräben, Wallanlagen und das Schloss (das heutige Amtsgericht) auch. Das historische Rathaus fehlt dagegen - es wurde erst im 16. Jahrhundert erbaut.

Sind die Recherchen für das Modell-Projekt abgeschlossen, geht es für Felix Brörken ans Eingemachte. "Zuerst schnitze ich aus einem festen Schaumstoff, dem sogenannten Styrodur, die einzelnen Häuser per Hand aus", erklärt der Bildhauer. Anschließend erstellt er einen Negativdruck in Form eines Wachsdrucks. Die dadurch entstehenden Hohlräume werden danach mit Bronze ausgegossen - das sogenannte Wachsausschmelzverfahren. 14 Arbeitsschritte bis zum fertigen Guss sind nötig. "Das Ganze dauert etwa zehn Monate", glaubt Brörken. Letzter Arbeitsschritt ist das Aufstellen des Stadtmodells auf dem Kirchplatz, nahe des Utröpers.
Das Stadtmodell soll auf einer massiven Steinplatte ruhen, berichtet Ralf Gütlein. Außerdem wird eine gravierte Skizze von Otterndorf im Jahre 1540 eingefügt, die die Entwicklung der Medemstadt in den Jahren nach der Stadtgründung andeuten soll.
Finanziert wird das rund 15.000 Euro teure Modell vor allem aus Spenden. "Jede Unterstützung trägt dazu bei, dieses Denkmal zur Verleihung des Stadtrechts und zur lokalen Geschichtsvermittlung Wirklichkeit werden zu lassen", sagt Ralf Gütlein. Wer das Projekt finanziell unterstützen will, kann seine Spende auf das Konto der Stadt Otterndorf mit der IBAN DE56 2925 0000 0152 1000 83 mit dem Betreff "Stadtmodell" überweisen.
"Das ist eine ganz tolle Aktion", freut sich Otterndorfs Bürgermeister Claus Johannßen über das Stadtmodell-Projekt. Er lobt Ralf Gütlein und die vielen anderen Helferinnen und Helfer im Jubiläumsjahr. Sie seien die "tragenden Säulen" des Stadtjubiläums. Gütlein wiederum bedankt sich bei Politik, Verwaltung und den bisherigen Spenderinnen und Spendern für die Unterstützung beim Otterndorf-Modell.