Herbstzauber oder Gefahrenzone? Anwohner in Otterndorf klagen über die Eichen
Für die einen sind es wunderschöne Bäume, die im Herbst prächtig leuchten, für viele der Anwohner des Scharhörner Rings in Otterndorf sind die Eichen, beziehungsweise das, was von ihnen herunterfällt, einfach nur noch nervig.
Christian Behm lebt seit 2019 am Scharhörner Ring, im Herzen Otterndorfs. Er und seine Lebenspartnerin haben sich dort ihre gemütliche Idylle geschaffen. Doch die Freude an Haus und Garten wird seit Jahren deutlich getrübt. Der Auslöser für den Ärger: die etwa 40 Jahre alten Eichen an der Straße. Dabei sind es nicht die Bäume an sich, die stören, sondern ihre Hinterlassenschaften und Auswüchse. "Dem Teppich aus Laub und Eicheln ist in den Herbstmonaten kaum Herr zu werden", sagt Behm. Er hat mittlerweile ein Netz über seinen Vorgarten gespannt, um die unzähligen Eicheln besser einsammeln und entsorgen zu können.
Nicht nur Christian Behm ärgert sich über die Eichen am Scharhörner Ring. Bei einer Unterschriftensammlung, mit der die Nachbarn die Stadt auffordern, die Straßenbäume auf ein "für Anwohner und Verkehrsteilnehmer zumutbares Maß zurückzuschneiden", haben mehr als 30 Otterndorferinnen und Otterndorfer unterschrieben. Sie sind der Meinung, dass Eichen als Straßenbäume in einem Wohngebiet einfach nicht geeignet sind. Einige fordern sogar, die Bäume zu fällen und durch andere Baumarten zu ersetzen.
Eicheln und Blätter werden zur Rutschgefahr
Bereits seit zwei Jahren versuchen Behm und seine Mitstreiter, die Stadt zum Handeln oder zumindest zu einem Kompromiss zu bewegen. Die Nachbarschaft hat schon mehrere E-Mails und Schreiben an die Verwaltung, an den Bauhof und die Politik gerichtet. Darin machen sie auch auf die Gefahren aufmerksam, die aus ihrer Sicht von den Eichen ausgehen. Eicheln und Blätter würden insbesondere bei Regen eine Schmierschicht bilden und zur Rutschgefahr werden, Äste bei Unwettern brechen. "Mit dem Fahrrad fährt man wie auf rohen Eiern", sagt Behm. Außerdem würden die nach oben drückenden Wurzeln der Eichen den Gehweg beschädigen und zur Stolperfalle machen.

Die Anwohnerinnen und Anwohner würden sich schon freuen, wenn man ihnen Container zur Verfügung stellt, in denen Laub und Eicheln gesammelt werden können. Mehrfach haben sie darum gebeten. "Aber nichts passiert. Wir sind frustriert und ratlos", sagt Christian Behm. Er würde sich wünschen, dass die Stadt in den Dialog mit den Anwohnern des Scharhörner Rings eintritt, um eine für alle Seiten annehmbare Lösung zu finden.
Stadtdirektor Frank Thielebeule kann die Wünsche und Sorgen der Anwohner des Scharhörner Rings durchaus nachvollziehen, jedoch sei auch zu bedenken, "dass Bäume und sonstige Gehölze im öffentlichen Raum eine wichtige Funktion als Lebensraum haben." Durch ihre Verdunstungsfunktion seien sie wichtig für das Klima und würden zudem CO2 speichern. "Ergänzend wirken sie positiv auf das Landschafts- und Stadtbild. Dies gerade ist wichtig in einer Zeit, in der die Pflanzung und der Erhalt von Bäumen auf Privatgrundstücken rückläufig sind", sagt Thielebeule.
"Sicherlich werfen gerade größere Bäume auch Schatten und werfen zum Herbst auch das Laub ab. Dennoch überwiegt der Nutzen, den Bäume für die Gemeinschaft haben", meint der Stadtdirektor, der darauf hinweist, dass es nicht nur am Scharhörner Ring, sondern auch in vielen anderen Bereichen der Stadt Otterndorf Bäume auf öffentlichen Grund gibt. "Gleichwohl wird derzeit geprüft, in welchen Bereichen die Belastung für die Anlieger enorm hoch ist und ob Container für eine Sammlung durch die Anlieger bereitgestellt werden können", so Thielebeule.
Die Stadt Otterndorf hat den Scharhörner Ring durchaus im Blick, versichert Thielebeule. "Eine Baumpflege zur Gewährleistung der Verkehrssicherungspflicht wird selbstverständlich durchgeführt." Außerdem seien die Planungskosten für ein Sanierungskonzept im Haushalt 2024 bereitgestellt worden. "Das Planungsbüro kann aus Kapazitätsgründen aber erst Ende des Jahres mit der Aufnahme der Planungen beginnen", so der Otterndorfer Stadtdirektor abschließend.
