Es ist ein Dauerbrenner-Thema, das vor allem – aber nicht nur – die Anwohnerinnen und Anwohner des Scharhörner Rings umtreibt: die großen Eichen. Foto: Mangels
Es ist ein Dauerbrenner-Thema, das vor allem – aber nicht nur – die Anwohnerinnen und Anwohner des Scharhörner Rings umtreibt: die großen Eichen. Foto: Mangels
Straßenbäume

Herbstzauber oder Gefahrenzone? Anwohner in Otterndorf klagen über die Eichen

von Christian Mangels | 24.10.2024

Für die einen sind es wunderschöne Bäume, die im Herbst prächtig leuchten, für viele der Anwohner des Scharhörner Rings in Otterndorf sind die Eichen, beziehungsweise das, was von ihnen herunterfällt, einfach nur noch nervig. 

Christian Behm lebt seit 2019 am Scharhörner Ring, im Herzen Otterndorfs. Er und seine Lebenspartnerin haben sich dort ihre gemütliche Idylle geschaffen. Doch die Freude an Haus und Garten wird seit Jahren deutlich getrübt. Der Auslöser für den Ärger: die etwa 40 Jahre alten Eichen an der Straße. Dabei sind es nicht die Bäume an sich, die stören, sondern ihre Hinterlassenschaften und Auswüchse. "Dem Teppich aus Laub und Eicheln ist in den Herbstmonaten kaum Herr zu werden", sagt Behm. Er hat mittlerweile ein Netz über seinen Vorgarten gespannt, um die unzähligen Eicheln besser einsammeln und entsorgen zu können.

Nicht nur Christian Behm ärgert sich über die Eichen am Scharhörner Ring. Bei einer Unterschriftensammlung, mit der die Nachbarn die Stadt auffordern, die Straßenbäume auf ein "für Anwohner und Verkehrsteilnehmer zumutbares Maß zurückzuschneiden", haben mehr als 30 Otterndorferinnen und Otterndorfer unterschrieben. Sie sind der Meinung, dass Eichen als Straßenbäume in einem Wohngebiet einfach nicht geeignet sind. Einige fordern sogar, die Bäume zu fällen und durch andere Baumarten zu ersetzen.

Eicheln und Blätter werden zur Rutschgefahr

Bereits seit zwei Jahren versuchen Behm und seine Mitstreiter, die Stadt zum Handeln oder zumindest zu einem Kompromiss zu bewegen. Die Nachbarschaft hat schon mehrere E-Mails und Schreiben an die Verwaltung, an den Bauhof und die Politik gerichtet. Darin machen sie auch auf die Gefahren aufmerksam, die aus ihrer Sicht von den Eichen ausgehen. Eicheln und Blätter würden insbesondere bei Regen eine Schmierschicht bilden und zur Rutschgefahr werden, Äste bei Unwettern brechen. "Mit dem Fahrrad fährt man wie auf rohen Eiern", sagt Behm. Außerdem würden die nach oben drückenden Wurzeln der Eichen den Gehweg beschädigen und zur Stolperfalle machen. 

Eicheln, Äste und Blätter verschmelzen im Herbst zu einem Teppich und werden bei Nässe zur Rutschgefahr, sagen die Anwohnerinnen und Anwohner des Scharhörner Rings. Foto: Mangels

Die Anwohnerinnen und Anwohner würden sich schon freuen, wenn man ihnen Container zur Verfügung stellt, in denen Laub und Eicheln gesammelt werden können. Mehrfach haben sie darum gebeten. "Aber nichts passiert. Wir sind frustriert und ratlos", sagt Christian Behm. Er würde sich wünschen, dass die Stadt in den Dialog mit den Anwohnern des Scharhörner Rings eintritt, um eine für alle Seiten annehmbare Lösung zu finden.

Stadtdirektor Frank Thielebeule kann die Wünsche und Sorgen der Anwohner des Scharhörner Rings durchaus nachvollziehen, jedoch sei auch zu bedenken, "dass Bäume und sonstige Gehölze im öffentlichen Raum eine wichtige Funktion als Lebensraum haben." Durch ihre Verdunstungsfunktion seien sie wichtig für das Klima und würden zudem CO2 speichern. "Ergänzend wirken sie positiv auf das Landschafts- und Stadtbild. Dies gerade ist wichtig in einer Zeit, in der die Pflanzung und der Erhalt von Bäumen auf Privatgrundstücken rückläufig sind", sagt Thielebeule. 

"Sicherlich werfen gerade größere Bäume auch Schatten und werfen zum Herbst auch das Laub ab. Dennoch überwiegt der Nutzen, den Bäume für die Gemeinschaft haben", meint der Stadtdirektor, der darauf hinweist, dass es nicht nur am Scharhörner Ring, sondern auch in vielen anderen Bereichen der Stadt Otterndorf Bäume auf öffentlichen Grund gibt. "Gleichwohl wird derzeit geprüft, in welchen Bereichen die Belastung für die Anlieger enorm hoch ist und ob Container für eine Sammlung durch die Anlieger bereitgestellt werden können", so Thielebeule.

Die Stadt Otterndorf hat den Scharhörner Ring durchaus im Blick, versichert Thielebeule. "Eine Baumpflege zur Gewährleistung der Verkehrssicherungspflicht wird selbstverständlich durchgeführt." Außerdem seien die Planungskosten für ein Sanierungskonzept im Haushalt 2024 bereitgestellt worden. "Das Planungsbüro kann aus Kapazitätsgründen aber erst Ende des Jahres mit der Aufnahme der Planungen beginnen", so der Otterndorfer Stadtdirektor abschließend.

Genervt von den Eichen: Christian Behm wünscht sich ein Entgegenkommen der Stadt Otterndorf. Foto: Mangels

Wie hat Ihnen der Artikel gefallen?

(1 Stern: Nicht gut | 5 Sterne: Sehr gut)

Feedback senden

CNV-Nachrichten-Newsletter

Hier können Sie sich für unseren CNV-Newsletter mit den aktuellen und wichtigsten Nachrichten aus der Stadt und dem Landkreis Cuxhaven anmelden.

Die wichtigsten Meldungen aktuell


Bild von Christian Mangels
Christian Mangels

Redakteur
Cuxhavener Nachrichten/Niederelbe-Zeitung

cmangels@no-spamcuxonline.de

Lesen Sie auch...
Aufsichtsdeichschau am Elbdeich

Herbstdeichschau zwischen Cuxhaven und Belum: Sorgen machen Hunde und Wölfe 

von Tim Larschow

Bei der Aufsichtsschau wurde der Elbdeich zwischen Cuxhaven und Belum auf Mängel überprüft. Doch nicht überall läuft alles glatt: Hundehalter und der Wolf bereiten Sorgen, und Schauteilnehmer üben Kritik an der Stadt Otterndorf.

Frauen gestalten Zukunft

Gemeinsam, Kommunal, Engagiert: Viertes Vernetzungstreffen von Frauen in Otterndorf

von Bengta Brettschneider

Frauen aus Hadeln, Hemmoor und Börde Lamstedt trafen sich in Otterndorf, um sich zu vernetzen und gegenseitig zu stärken. Neben Themen wie KI und Social Media stand vor allem eines im Mittelpunkt: die Lust auf Mitgestaltung.

Kurz nach der offiziellen Eröffnung

Neues DRK-Seniorenheim in Otterndorf: Zufriedene Bewohner trotz Startschwierigkeiten

von Christian Mangels

Als das Seniorenheim "Haus am Medembogen" in Otterndorf vor knapp zwei Wochen eröffnet wurde, waren Politiker, Verwaltungsvertreter und DRK-Vertreter voll des Lobes. Aber was sagen eigentlich die Seniorinnen und Senioren zu ihrem neuen Domizil?

Lesung in Otterndorf

Über Zeit und Macht: Teresa Bücker liest in Otterndorf aus ihrem Buch "Alle_Zeit"

von Bengta Brettschneider

In Otterndorf sprach die Autorin Teresa Bücker über das, was uns oft fehlt: Zeit. Bei ihrer Lesung zu ihrem Buch "Alle_Zeit" zeigte sie, warum Zeit nicht Luxus, sondern eine Machtfrage ist - und warum ohne Zeit keine Demokratie bestehen kann.