
Entwässerung in Otterndorf und Umgebung wird immer problematischer
Das Wasser kommt. Und es kommt immer schneller und stärker. Extremwetterereignisse sind keine Zukunftsvisionen mehr, sondern bittere Realität. Der Klimawandel stellt auch die Wasser- und Bodenverbände Otterndorf vor immense Herausforderungen.
"Regen - Fluch oder Segen?" - so war die Vortragsveranstaltung überschrieben, zu der die Hadler Grünen in die Otterndorfer Stadtscheune am Dienstag eingeladen hatten. Nach dem zweistündigen Vortrag von Florian Heitsch, Geschäftsführer der Wasser- und Bodenverbände Otterndorf, und Verbandsvorsteher Armin Heitmann war man geneigt, eher zum Fluch zu tendieren. Denn: Extremwetterereignisse als Folge des Klimawandels treten auch in Hadeln immer häufiger auf und stellen das Wassermanagement vor immer größere Herausforderungen.
Gerade für den Bereich der Entwässerung und des Hochwasserschutzes im Binnenland seien noch viele Hausaufgaben zu erledigen, erklärte Florian Heitsch und erinnerte an die Unwetter im vergangenen Jahr. "2024 hat uns gezeigt, dass unsere Anlagen, Gewässer und vor allem auch die Schöpfwerke des Verbandes nicht ausreichend entwässern können", sagte Heitsch und illustrierte dies mit einigen beeindruckenden Pegelkurven und Diagrammen.
Seine Forderung: "Es sind zeitnah Konzepte zu erstellen, die sicherstellen, dass in der Zukunft hier noch ein Leben und eine Bewirtschaftung der landwirtschaftlichen Flächen erfolgen kann." Die jetzige Entwässerung, die noch aus den 1950er und 1960er Jahren stammt, werde dem Anspruch eines zeitgemäßen Wassermanagements nicht gerecht.
Die Anzahl der Pumpstunden wird sich vervielfachen
Heitsch und Heitmann machten auf eine Studie der Universität Oldenburg zu den Folgen der klimatischen Veränderungen aufmerksam, die sich zwar auf die Einzugsgebiete der Städte Emden, Norden, Aurich und Oldersum bezieht, aber dem Hadler Verbandsgebiet ähnelt. Die Forscher fanden heraus, dass die Klimaveränderung für höhere Außenwasserstände sorgt und stärkere Niederschläge in kurzen Zeiten künftig mit mehr Pumpenleistung einhergehen werden. "Die Anzahl der Pumpstunden wird sich vervielfachen."
Fazit der Studie "KLEVER - Klimaoptimiertes Entwässerungs-Management": Die Entwässerung wird teurer und ohne Retentionsräume (das sind Flächen für den Hochwasserschutz) und Ertüchtigung der Entwässerungsanlagen sind zukünftig Niederschlagsereignisse voraussichtlich nicht mehr beherrschbar. Ein neues Wassermanagement ist erforderlich.

Dass die Herausforderungen für den Hadelner Deich- und Gewässerverband nicht einfacher werden, machte Heitsch an drei konkreten Problemfeldern fest. So gebe es immer mehr versiegelte Flächen. Diese würden verhindern, dass Regenwasser im Boden versickern kann. "Es ist dringend erforderlich, genügend Rückhaltung zu schaffen", gab er den Stadtplanern mit auf den Weg. Weiteres Konfliktfeld: die Wiedervernässung der Moore. "Sie wirken wie versiegelte Flächen, wenn sie hoch angestaut sind und die Abgabe an die Verbandsgewässer nicht gedrosselt erfolgen kann", erläuterte Florian Heitsch.
Die immer größeren Anforderungen vonseiten des Naturschutzes, etwa beim Artenschutz oder durch Baumschutzsatzungen, seien ebenfalls ein Problem. Heitsch versicherte in diesem Zusammenhang aber, dass der Verband bemüht sei, Gewässerunterhaltung möglichst naturschonend durchzuführen.
Heitsch ging auch auf die Bedeutung des Spitzen- und Notschöpfwerks an der Hadelner Kanalschleuse ein, das erst auf Drängen des Verbandes und der Samtgemeinde errichtet wurde. "In den teilweise doch sehr extremen Hochwassersituationen hat uns das neue Notschöpfwerk davor bewahrt, den Katastrophenfall auszurufen und Sandsäcke zu packen."