"Erschöpft, aber glücklich": Reporter versucht erstmals Wassersport in Otterndorf
Was passiert, wenn ein Reporter erstmals die Herausforderung Wassersport annimmt? Ein Selbstversuch auf der Anlage am See Achtern Diek in Otterndorf zeigt, wie das Abenteuer die Grenzen auslotet - und überraschenden Favoriten enthüllt.
Von Max Martin Rahn
Kreischende Kinder rennen über die himmelblauen Module des Aquaparks. Sie springen von einer Plattform zur nächsten. Daneben testen vergnügte Erwachsene ihr Können auf Wasserski und Wakeboard - auch wenn Einsteiger manchmal erst ein paar Versuche brauchen, bis es funktioniert. Wie leicht - oder schwer - es fällt, die verschiedenen Wassersportarten auf Anhieb zu meistern, habe ich ausprobiert. Denn heute stehe ich das erste Mal in meinem Leben auf Wasserskiern - und finde dabei einen eindeutigen Favoriten.

Bereits 14 Jahre Vergnügen am Ausläufer der Elbe
Die Freude steht Ron Reimers ins Gesicht geschrieben. Seit 2011 betreibt er die Anlage auf dem "Südsee" für bis zu 10.000 Besucher pro Jahr. Reimers hat inzwischen bis zu 20 Mitarbeiter in seinem Team. Gleich nach der Begrüßung bekomme ich einen Neoprenanzug.

Sicherheit geht vor
Weiter geht es mit einer Einweisung für den Aquapark. Es handelt sich um einen aus verschiedenen Modulen mit unterschiedlichen Schwierigkeitsgraden zusammengesetzten Parcours. Eingebaut sind Becken, Hindernisse und eine neue Rutsche. Über die Jahre wurde der Park stets weiterentwickelt, variiert und erweitert. Inzwischen umfasst die Anlage rund 100 vielfältige, durchschnittlich zwei Meter breite und drei bis zu neun Meter lange, Einzelteile - mit einer Lauffläche von ungefähr 620 Metern.
Wie ich später feststelle: Der Aquapark ist mein persönliches Highlight auf der Anlage. Die Schwierigkeit: Beim Drüberlaufen bewegen sich die Teile, über die ich mich bewege. Besonders soll ich bei den Verbindungsstücken der Einzelmodule aufpassen, da man hier nicht so gut abgefedert werde, rät Reimers. Und wenn ich mal seitlich herausfallen sollte, dann eher mit dem Gesäß, da das Wasser hier nur einen Meter tief ist. Neben den Neoprenanzügen bekommt jeder Gast eine passende Schwimmweste.

Intensiver als einige Trainingseinheiten
Mir wird schnell klar: Beim Aquapark handelt es sich um eine intensive sportliche Betätigung - denn der ganze Körper ist gefordert. "Wir bringen die Leute in den Sport", wirbt Betreiber Reimers. Der Balanceakt auf den flexiblen Abschnitten im Zusammenspiel von Hindernissen und Barrieren trainiert spielerisch jeden Muskel im Körper.
Lädt zum Wiederkommen ein
Ein gutes Gefühl. Spaß gehabt - und den Körper auch noch trainiert. Besonders freue ich mich aufs Wiederkommen, wenn mein Sohn alt genug ist. Diese Gedanken gehen mir durch den Kopf, während mein Körper hier zum Leben erweckt wird. Und so geht es auch anderen. Bei meinem Besuch treffe ich auch einen Familienvater mit seinen beiden Söhnen. Von ihnen erfahre ich, dass sie schon den dritten Tag in Folge hier sind.

Mit Zug übers Wasser
Zusammen mit Reimers geht es zum Steg der Wasserskier und der Wakeboard-Anlage. Zum Start gibt er mir ein paar Tipps: "Arme lang lassen", rät er mir. Das fällt anfangs schwer. Ich lasse mich der Länge nach - ohne Bretter - durchs Wasser ziehen und mache mich über Drehungen auf der Wasseroberfläche mit der Geschwindigkeit und dem Gefühl vertraut. Mein Fazit: Wenn mir nicht gerade Wasser ins Gesicht spritzt, macht es Spaß. Aber das Wasser des Sees sei gut für die Nase, meint Ron schmunzelnd.

Lieber Wakeboard - erinnert ans Skateboard
Nun schnalle ich mir die Wasserskier an. Mein Urteil fälle ich fix: gar nicht mein Fall. Apropos: Weil ich zu oft ins Wasser falle, wechsle ich schnell zum Wakeboard. Hier stellt sich mein persönlicher Erfolg, nach einem anfänglichen Missverständnis zur Körperhaltung, recht zügig ein. Schnell aus der Hocke, nur leicht gebeugte Knie - und die Arme lang! Die verdammten Arme… Warum versuche ich bloß immer, mich heranzuziehen? Es gelingt mir, mich in der kurzen Testphase über Wasser zu halten. Reimers beruhigt mich: Der Fortschritt eines einzelnen Wassersportlers sei sehr individuell.

Fortschritte macht jeder
Kinder lernen schnell. Auch die meisten Erwachsenen kommen nach insgesamt zwei Stunden Übung zurecht und bekommen eine Kurvenfahrt hin, weiß der erfahrene Wassersportler. Reimers hebt den Vorteil seiner sogenannten "Zweimast-Anlage" heraus: "Jedes System hat seine Stärken." Es sei im Vergleich zur Rundkursanlage eine viel individuellere Betreuung der Nutzer möglich. Der Trainer habe die Möglichkeit, das Tempo der Anlage zu steuern und somit an die Bedürfnisse des Gastes anzupassen.

Eigentlich gibt's hier noch eine größere Zweimast-Anlage
Eigentlich sollte auch schon die 50 Meter längere und mit zwölf Meter hohen Masten größere Anlage für die Fortgeschrittenen wieder in Betrieb sein. Leider sei die Reparatur vor kurzem fehlgeschlagen und der Betrieb vorerst unmöglich. Durch die viel stärkere sogenannte Abspannung von über drei Tonnen und das längere Seil sind größere Kurven möglich. Noch mehr Freiheit gibt es für die Profis dann nur noch, wenn sie sich von einem Boot schleppen lassen.

Jeder kann hier Spaß haben
Alles Gebotene habe ich nun getestet. Ich bin erschöpft, aber glücklich. Reimers kann es in meinem Gesicht ablesen. Die Resonanz sei so gut wie immer positiv. Selbst wenn sich der Erfolg trotz Trainers mal nicht einstellen mag: "Das liegt dann aber nicht an der Anlage", ist der Betreiber überzeugt.
Voraussetzung für alle ist die Schwimmfähigkeit. Mindestens ein Seepferdchen - dann aber nur in Begleitung. Alle Angestellten besitzen für den Notfall aber auch den Rettungsschwimmerschein.

Tolle Stunden und mal etwas anderes ausprobiert
In den Stunden, die ich von Ron Reimers begleitet werde, merke ich seine Passion für den Wassersport. Er ist "aktuell sehr zufrieden" mit dem, was er in Otterndorf aufgebaut hat. Schon vor 2011 hatte er mit einer Kitesurfschule in Cuxhaven mit dem kühlenden Nass und sportlichem Enthusiasmus zu tun. Nach diesem Tag kann ich seine Leidenschaft nachvollziehen.