Mit der richtigen Haltung und langen Armen bleibt man auch über Wasser. Foto: Wakegarden
Mit der richtigen Haltung und langen Armen bleibt man auch über Wasser. Foto: Wakegarden
Reportage (Selbstversuch)

"Erschöpft, aber glücklich": Reporter versucht erstmals Wassersport in Otterndorf

12.08.2025

Was passiert, wenn ein Reporter erstmals die Herausforderung Wassersport annimmt? Ein Selbstversuch auf der Anlage am See Achtern Diek in Otterndorf zeigt, wie das Abenteuer die Grenzen auslotet - und überraschenden Favoriten enthüllt.

Von Max Martin Rahn

Kreischende Kinder rennen über die himmelblauen Module des Aquaparks. Sie springen von einer Plattform zur nächsten. Daneben testen vergnügte Erwachsene ihr Können auf Wasserski und Wakeboard - auch wenn Einsteiger manchmal erst ein paar Versuche brauchen, bis es funktioniert. Wie leicht - oder schwer - es fällt, die verschiedenen Wassersportarten auf Anhieb zu meistern, habe ich ausprobiert. Denn heute stehe ich das erste Mal in meinem Leben auf Wasserskiern - und finde dabei einen eindeutigen Favoriten.

Ron Reimers ist der Betreiber des Wakegarden Otterndorf. Im Hintergrund befindet sich der Aquapark für bis zu 100 Personen. Foto: Rahn

Bereits 14 Jahre Vergnügen am Ausläufer der Elbe

Die Freude steht Ron Reimers ins Gesicht geschrieben. Seit 2011 betreibt er die Anlage auf dem "Südsee" für bis zu 10.000 Besucher pro Jahr. Reimers hat inzwischen bis zu 20 Mitarbeiter in seinem Team. Gleich nach der Begrüßung bekomme ich einen Neoprenanzug.

Die Schwimmwesten für die Wassersportler. Hier gilt: "Safety first!" Foto: Rahn

Sicherheit geht vor

Weiter geht es mit einer Einweisung für den Aquapark. Es handelt sich um einen aus verschiedenen Modulen mit unterschiedlichen Schwierigkeitsgraden zusammengesetzten Parcours. Eingebaut sind Becken, Hindernisse und eine neue Rutsche. Über die Jahre wurde der Park stets weiterentwickelt, variiert und erweitert. Inzwischen umfasst die Anlage rund 100 vielfältige, durchschnittlich zwei Meter breite und drei bis zu neun Meter lange, Einzelteile - mit einer Lauffläche von ungefähr 620 Metern.

Wie ich später feststelle: Der Aquapark ist mein persönliches Highlight auf der Anlage. Die Schwierigkeit: Beim Drüberlaufen bewegen sich die Teile, über die ich mich bewege. Besonders soll ich bei den Verbindungsstücken der Einzelmodule aufpassen, da man hier nicht so gut abgefedert werde, rät Reimers. Und wenn ich mal seitlich herausfallen sollte, dann eher mit dem Gesäß, da das Wasser hier nur einen Meter tief ist. Neben den Neoprenanzügen bekommt jeder Gast eine passende Schwimmweste.

Die Aquaparkanlage: an diesem wolkenverhangenen Tag weniger besucht. Zur Freude der wenigen Besucher. Denn so haben sie mehr Platz. Foto: Rahn

Intensiver als einige Trainingseinheiten

Mir wird schnell klar: Beim Aquapark handelt es sich um eine intensive sportliche Betätigung - denn der ganze Körper ist gefordert. "Wir bringen die Leute in den Sport", wirbt Betreiber Reimers. Der Balanceakt auf den flexiblen Abschnitten im Zusammenspiel von Hindernissen und Barrieren trainiert spielerisch jeden Muskel im Körper.

Lädt zum Wiederkommen ein

Ein gutes Gefühl. Spaß gehabt - und den Körper auch noch trainiert. Besonders freue ich mich aufs Wiederkommen, wenn mein Sohn alt genug ist. Diese Gedanken gehen mir durch den Kopf, während mein Körper hier zum Leben erweckt wird. Und so geht es auch anderen. Bei meinem Besuch treffe ich auch einen Familienvater mit seinen beiden Söhnen. Von ihnen erfahre ich, dass sie schon den dritten Tag in Folge hier sind.

"Trockenversuch" zunächst ohne Wasserskier oder Wakeboard. Es geht darum, zunächst ein Gefühl für Tempo und Wasseroberfläche zu bekommen. Foto: Wakegarden

Mit Zug übers Wasser

Zusammen mit Reimers geht es zum Steg der Wasserskier und der Wakeboard-Anlage. Zum Start gibt er mir ein paar Tipps: "Arme lang lassen", rät er mir. Das fällt anfangs schwer. Ich lasse mich der Länge nach - ohne Bretter - durchs Wasser ziehen und mache mich über Drehungen auf der Wasseroberfläche mit der Geschwindigkeit und dem Gefühl vertraut. Mein Fazit: Wenn mir nicht gerade Wasser ins Gesicht spritzt, macht es Spaß. Aber das Wasser des Sees sei gut für die Nase, meint Ron schmunzelnd.

Nasenspülung nicht mehr notwendig: Mehrmals falle ich ins Wasser. Foto: Wakegarden

Lieber Wakeboard - erinnert ans Skateboard

Nun schnalle ich mir die Wasserskier an. Mein Urteil fälle ich fix: gar nicht mein Fall. Apropos: Weil ich zu oft ins Wasser falle, wechsle ich schnell zum Wakeboard. Hier stellt sich mein persönlicher Erfolg, nach einem anfänglichen Missverständnis zur Körperhaltung, recht zügig ein. Schnell aus der Hocke, nur leicht gebeugte Knie - und die Arme lang! Die verdammten Arme… Warum versuche ich bloß immer, mich heranzuziehen? Es gelingt mir, mich in der kurzen Testphase über Wasser zu halten. Reimers beruhigt mich: Der Fortschritt eines einzelnen Wassersportlers sei sehr individuell.

Der Aquapark vom Wakegarden in Otterndorf aus der Luft. Im Stegbereich befindet sich der Start für Wasserski und Wakeboard. Foto: Wakegarden

Fortschritte macht jeder

Kinder lernen schnell. Auch die meisten Erwachsenen kommen nach insgesamt zwei Stunden Übung zurecht und bekommen eine Kurvenfahrt hin, weiß der erfahrene Wassersportler. Reimers hebt den Vorteil seiner sogenannten "Zweimast-Anlage" heraus: "Jedes System hat seine Stärken." Es sei im Vergleich zur Rundkursanlage eine viel individuellere Betreuung der Nutzer möglich. Der Trainer habe die Möglichkeit, das Tempo der Anlage zu steuern und somit an die Bedürfnisse des Gastes anzupassen.

Im Hintergrund ist die temporär defekte zwölf Meter hohe Zweimast-Anlage zu erkennen. Die Seile hängen ungespannt ins Wasser. Foto: Rahn

Eigentlich gibt's hier noch eine größere Zweimast-Anlage

Eigentlich sollte auch schon die 50 Meter längere und mit zwölf Meter hohen Masten größere Anlage für die Fortgeschrittenen wieder in Betrieb sein. Leider sei die Reparatur vor kurzem fehlgeschlagen und der Betrieb vorerst unmöglich. Durch die viel stärkere sogenannte Abspannung von über drei Tonnen und das längere Seil sind größere Kurven möglich. Noch mehr Freiheit gibt es für die Profis dann nur noch, wenn sie sich von einem Boot schleppen lassen.

Mit Lächeln im Gesicht: Diese Pose wird gerne genommen, um spaßige Aufnahmen zu machen. Foto: Wakegarden

Jeder kann hier Spaß haben

Alles Gebotene habe ich nun getestet. Ich bin erschöpft, aber glücklich. Reimers kann es in meinem Gesicht ablesen. Die Resonanz sei so gut wie immer positiv. Selbst wenn sich der Erfolg trotz Trainers mal nicht einstellen mag: "Das liegt dann aber nicht an der Anlage", ist der Betreiber überzeugt.

Voraussetzung für alle ist die Schwimmfähigkeit. Mindestens ein Seepferdchen - dann aber nur in Begleitung. Alle Angestellten besitzen für den Notfall aber auch den Rettungsschwimmerschein.

Die aktuellen Preise für den Wakegarden in Otterndorf. Die darunter befindlichen Sicherheitshinweise sollten alle Wassersportfreunde beachten. Foto: Rahn

Tolle Stunden und mal etwas anderes ausprobiert

In den Stunden, die ich von Ron Reimers begleitet werde, merke ich seine Passion für den Wassersport. Er ist "aktuell sehr zufrieden" mit dem, was er in Otterndorf aufgebaut hat. Schon vor 2011 hatte er mit einer Kitesurfschule in Cuxhaven mit dem kühlenden Nass und sportlichem Enthusiasmus zu tun. Nach diesem Tag kann ich seine Leidenschaft nachvollziehen.

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