Fans der Stadtbibliothek Otterndorf atmen auf: CDU stellt keinen Schließungsantrag
Die Nutzer und Mitarbeitenden der Stadtbibliothek Otterndorf können vorerst aufatmen: Die CDU-Fraktion wird im Samtgemeinderat am 11. Februar keinen Antrag zur Schließung der Einrichtung stellen. Komplett vom Tisch ist das Thema damit aber nicht.
Viele Bürgerinnen und Bürger, aber auch Vertreter aus Politik und Kultur hatten in den vergangenen Wochen mit Empörung und Kritik auf den Antragsentwurf der CDU zur Schließung der Otterndorfer Bibliothek reagiert. Auslöser des CDU-Vorschlags und der damit verbundenen Diskussion war die finanzielle Schieflage der Samtgemeinde Land Hadeln. Der Gemeindeverband steht unter Druck und muss seine freiwilligen Leistungen herunterfahren.
Im Finanzausschuss am 7. Januar hatte der CDU-Fraktionsvorsitzende Hans-Peter Weber den Antragsentwurf verteidigt. Die Politik sei aufgefordert, Einsparmöglichkeiten zu benennen, und das habe die CDU-Fraktion getan, so Weber. Er ließ keinen Zweifel daran, den Antrag im Samtgemeinderat einbringen zu wollen.
Jetzt, einen Monat später, zeichnet sich ab: Die CDU-Fraktion wird ihren Antrag am 11. Februar nicht zur Abstimmung bringen. "Ich bin ja nicht blauäugig und sehe natürlich, wo die Mehrheit des Rates steht", erklärte Hans-Peter Weber im Gespräch mit unserem Medienhaus.
Interfraktionelle Arbeitsgruppe zur Otterndorfer Bibliothek
Abgehakt ist das Thema damit aber noch nicht. Wenn der Samtgemeinde-Haushalt beschlossen und genehmigt ist, wollen die Christdemokraten die Bibliothek wieder aufs Tapet bringen. "Wir werden dann den Vorschlag unterbreiten, eine interfraktionelle Arbeitsgruppe zur Otterndorfer Bibliothek ins Leben zu rufen", kündigt Weber an. An dieser Gruppe soll sich neben den Rats- und Verwaltungsvertretern auch "eine kleine Anzahl von engagierten Bürgern" beteiligen, so der CDU-Vorschlag.
Die Initiative für den CDU-Antrag zur Schließung der Stadtbibliothek Otterndorf sei aus den "kleineren Mitgliedsgemeinden" gekommen, erläuterte Weber. Da die Bibliothek hauptsächlich von Otterndorferinnen und Otterndorfern genutzt werde, sei bei den Fraktionskollegen die Frage aufgekommen, warum alle Gemeinden mitzahlen sollen. Lediglich ein Mitglied der CDU-Fraktion habe den Antragsentwurf nicht mitgetragen. Dass der Antragsentwurf in die Öffentlichkeit gelangt sei, kritisierte Weber als "Indiskretion".
Der CDU-Stadtverband Otterndorf und die CDU-Ratsfraktion im Stadtrat sehen den Vorstoß der Parteifreunde auf Samtgemeinde-Ebene sehr kritisch, wie im städtischen Kulturausschuss deutlich wurde. "Die Stadtbibliothek muss erhalten bleiben - daran gibt es überhaupt keinen Zweifel", sagte Ratsfrau Bianca Schedler. Aus ihrer Sicht sollten Bibliotheken längst zu den Pflichtaufgaben gehören und nicht als freiwillige Leistungen gelten.
Schedlers Vorschlag, die Stadt Otterndorf möge doch Mitglied in der Bibliotheksgesellschaft Cuxhaven, dem Förderverein der Stadtbibliotheken in Cuxhaven und Otterndorf sowie der Fahrbücherei des Landkreises Cuxhaven, werden, wurde von den Kulturausschussmitgliedern positiv aufgenommen. Otterndorfs Bürgermeister Claus Johannßen (SPD) wies auf die Möglichkeit hin, über die Bibliotheksgesellschaft zielgerichtet für die Otterndorfer Bibliothek zu spenden.
Der frühere Kulturausschussvorsitzende Hans-Volker Feldmann formulierte seine Meinung zur Schließungsidee der Samtgemeinde-CDU drastisch: "Bibliotheksschließung gleich Gehirnamputation."