FDP-Ratsherr übt Kritik: Werden Investoren im Otterndorfer Feriengebiet ausgebremst?
Die Stadt Otterndorf kommt bei der Entwicklung des Ferienhausgebietes nicht schnell genug voran, touristische Vorhaben werden ausgebremst. Diesen kritischen Standpunkt vertritt der FDP-Ratsherr Carsten Nickel. SPD und Grüne sehen das ganz anders.
Es sind kritische Töne, die der FDP-Politiker Carsten Nickel anstimmt. "Mich ärgert der schleppende Fortschritt in der Entwicklung im Bereich der Ferienhausgebiete", sagt der Otterndorfer und hat eine ganze Liste von Punkten, bei denen er Handlungs- und Nachholbedarf sieht. Zum Beispiel den geplanten Kletterpark am Otterndorfer See. Im April 2021 wurden die Pläne erstmals öffentlich vorgestellt. Seitdem ist es still um das Projekt geworden. Für Nickel ist das nur eines von vielen Beispielen, wo es seiner Meinung nach hakt. "Wir haben Interessenten, die nach Otterndorf kommen und Arbeitsplätze schaffen wollen und die lässt man am langen Arm verhungern", findet er deutliche Worte. Diese Zurückhaltung könne sich die Stadt nicht mehr länger leisten. "So viele Investoren wird es bei der jetzigen wirtschaftlichen Situation und der Zinslage nicht mehr geben."
Als weiteres Beispiel nennt der liberale Lokalpolitiker die Pläne für den Bau von Tiny-Häusern. Elke Freimuth, Betreiberin des Otterndorfer Baumhaus-Hotels, hat die Idee entwickelt, ein Biotop mit Galloway-Beweidung und eine kleine, etwa zehn Mikrohäuser umfassende Feriensiedlung zu kombinieren. "Aber auch hier geht es nicht voran", sagt Nickel. Ob Hausboote, neue Ferienhäuser oder die Wasserski-Anlage - die Liste ließe sich aus Sicht von Nickel fortführen. Auch das Thema Wohnmobilstellplätze brennt ihm unter den Nägeln. "Das ist ein Geschäft, das wir uns völlig entgehen lassen", sagt der Ratsherr. Aus seiner Sicht müssen dringend zusätzliche Stellflächen für Wohnmobilisten her.
Für die schleppende Entwicklung im Feriengebiet gebe es zweifellos unterschiedliche Gründe, aber einen kann Nickel ganz klar ausmachen: "Die SPD/Grünen-Mehrheit versteckt sich hinter dem Argument, dass Otterndorf erst einmal ein Tourismuskonzept braucht." Davon würden die politischen Mitbewerber aber bereits seit drei Jahren reden "und blockieren damit sämtliche touristischen Vorhaben", findet Nickel.
Bevölkerung soll im Mittelpunkt stehen
Mit diesen Aussagen von Nickel konfrontiert, reagiert die SPD/Grünen-Gruppe im Stadtrat mit Unverständnis: "Scheinbar ist hier jemand im Wahlkampfmodus." Es sei nicht zielführend, wenn provokante und falsche Äußerungen getätigt werden. In einer gemeinsam verfassten Erklärung nehmen der SPD-Fraktionsvorsitzende Malte Hinck und Peter Martin Stelzenmüller, Chef der Bündnis 90/Die Grünen-Fraktion, Stellung zu Nickels Vorwürfen: "Seitens der SPD/Grünen-Gruppe gibt es immer ein offenes Ohr für Investoren und alles wird zusammen mit der Verwaltung in Ruhe beurteilt und abgewogen", sagen sie. Es sei aber wichtig, die Bevölkerung bei der weiteren touristischen Entwicklung mitzunehmen und in den Mittelpunkt zu stellen. Nicht der Wille der Investoren sei entscheidend. "Die Bevölkerung ist in der Vergangenheit zu wenig eingebunden worden", finden Hinck und Stelzenmüller und verweisen auf die ursprünglichen Ferienhaus-Planungen am Badesee, die nach Protesten der Otterndorfer abgespeckt wurden.
"Der Otterndorfer Tourismus muss zukunftsweisend, nachhaltig und mit inhaltlicher Überlegung weiterentwickelt werden und man kann nicht allen Investorenwünschen bedingungslos folgen", erklären die beiden Fraktionschefs. In einem touristischen Gesamtkonzept könnten unter anderem die Gebietsentwicklungen, die Verkehrsströme und auch die Art des Tourismus festgelegt werden. "Das fehlt aktuell und muss schnell umgesetzt werden", räumen Hinck und Stelzenmüller ein. Haushaltsmittel seien für das Konzept bereits eingesetzt. "Wir streben an, dass ein solches bis Anfang 2024 erstellt wird."
Dem Vorschlag von Carsten Nickel, nach der Sommerpause in einer fraktionsübergreifenden Zusammenkunft über die weitere touristische Entwicklung Otterndorfs zu sprechen, erteilen Stelzenmüller und Hinck eine Abfuhr: "Ein interfraktionelles Treffen ohne Beteiligung der Bevölkerung durchzuführen, ist nicht der richtige Weg."