
Kaufhaus: Schadet Stolz-Ansiedlung in Otterndorf dem Einzelhandel in der Innenstadt?
Schadet die Ansiedlung von Kaufhaus Stolz am Stadtrand von Otterndorf dem Einzelhandel in der Innenstadt oder nicht? Diese Frage wurde am Donnerstag im Wirtschaftsausschuss kontrovers und emotional diskutiert.
Die Pläne der Kaufhauskette Stolz, ein Geschäft in Otterndorf zu eröffnen, stoßen in der Politik nicht auf ungeteilte Begeisterung. Während CDU und SPD das Interesse des Familienunternehmens aus Schleswig-Holstein begrüßen, sehen die Grünen das Investoren-Vorhaben kritisch. "Eine Ansiedlung außerhalb der Innenstadt würde einen Abfluss von Kaufkraft verursachen", glaubt Susann Rennebeck, Grünen-Ratsfrau und Inhaberin der Altstadtbuchhaltung. Der Einzelhandel im Zentrum sei "Herz, Seele und das Gesicht der Stadt Otterndorf" und müsse geschützt werden. "Es geht hier um Existenzen", so Rennebeck. Auch der Grünen-Politiker Niclas Röse hat große Bedenken: "Wir machen uns zum Totengräber der Innenstadt", äußerte er seine Befürchtung. Er wisse nicht, wie die Kleinbetriebe in der Stadt überleben sollen, sollte Stolz nach Otterndorf kommen.
Kaufhauses wäre "ein Gewinn für Otterndorf"
Otterndorfs Bürgermeister Claus Johannßen (SPD) sieht das ganz anders. Für ihn wäre die Etablierung eines Kaufhauses am Rande der Stadt "ein Gewinn für Otterndorf". Die enge Bebauung in der Innenstadt lasse nun einmal keine Ansiedlung im Zentrum zu. Und: Aus seiner Sicht sind die meisten Artikel, die Stolz anbietet, nicht innenstadtrelevant. Susann Rennebeck widersprach: Stolz habe zu 90 Prozent ein zentrenrelevantes Sortiment.
Der Ausschuss-Vorsitzende Malte Hinck (SPD) glaubt, dass die Innenstadt durch die Stolz-Ansiedlung eher gestärkt als geschwächt wird. Viele Urlauber und Hadler würden ihren Einkauf im Kaufhaus Stolz mit einem Besuch der Innenstadt verbinden, ist er überzeugt. Auch Ursula Holthausen (SPD) glaubt, dass das Otterndorfer Zentrum von Stolz profitieren wird. Die Medemstadt habe allen Grund, mit Selbstbewusstsein in die Zukunft zu blicken: "Diese wunderbare, kleine Stadt hat so viel Potenzial."
"Wir müssen uns der Situation stellen: Der Einzelhandel hat sich geändert", sagte die CDU-Politikerin Bianca Schedler. Einkaufsdefizite konnten in den vergangenen zehn, 15 Jahren nicht gelöst werden. Die sich nun bietende Chance einer Stolz-Ansiedlung dürfe man daher nicht leichtfertig aufs Spiel setzen, so Schedler. Auch Meik Kramer (CDU) setzt auf wirtschaftliches Wachstum: "Was nicht wächst, das stirbt."
Klar ist: Um die Voraussetzungen für die Ansiedlung des Kaufhauses Stolz zu schaffen, muss zunächst das Einzelhandelskonzept der Stadt Otterndorf erneuert werden. Das aktuelle Konzept von 2021 lässt weder die Entwicklung von großflächigem Einzelhandel am Stadtrand zu, noch die Erweiterung von bestehenden Geschäften. Das betrifft nicht nur das Kaufhaus Stolz, wie Thomas Bullwinkel (CDU) verdeutlichte. "Wenn wir das Einzelhandelskonzept nicht fortschreiben, verhindern wir Erweiterungen von Märkten, die es bereits gibt."
Bianca Schedler stellte am Ende der Diskussion den Antrag, die Verwaltung zu beauftragen, die Fortschreibung des Einzelhandelskonzepts anzuschieben und entsprechende Mittel in den Haushalt einzustellen. Der Antrag wurde mehrheitlich angenommen.