Kaum Leerstand in der Innenstadt: Was Otterndorf besser macht als andere Städte
Während andere Städte über Leerstände klagen, gibt es in der Innenstadt von Otterndorf kaum dunkle Lücken in den Ladenreihen - und wenn doch, füllen sie sich rasch wieder. Was macht die Medemstadt anders und besser?
Ist es der Puppenstuben-Charme der Altstadt? Sind es die Urlauber? Oder ist doch eher die Geschäftigkeit des Stadtmarketings? Warum gibt es in der Innenstadt von Otterndorf aktuell kaum verwaiste Geschäfte, so gut wie keine leeren Schaufenster? Das ist umso auffälliger, wird der Vergleich zu Städten wie Cuxhaven oder Bremerhaven herangezogen, wo in den Einkaufsstraßen doch etliche Lücken klaffen. "Otterndorf ist halt ein attraktiver Ort", sagt Bürgermeister Claus Johannßen selbstbewusst. Für Stadtdirektor Frank Thielebeule sind die "kurzen Wege in der Innenstadt" das Erfolgsrezept. "Das ist ein Pfund, mit dem wir wuchern können."
Selbstverständlich herrscht auch in Otterndorfs Geschäftswelt nicht allenthalben eitel Sonnenschein. Es gab und gibt durchaus Fluktuation. Etliche alteingesessene und eigentümergeführte Geschäfte haben in den vergangenen Jahren ihre Türen zugeschlossen - aus Altersgründen oder wegen fehlender Nachfolger. "Aber wir haben den Wandel hinbekommen", sagt Frank Thielebeule.
Kombination aus Café und Dekorationsgeschäft
Viele neue Geschäfte, Dienstleister und Gastronomiebetriebe haben sich in den vergangenen Monaten in Otterndorf niedergelassen. Zum Beispiel "Living Provence", eine innovative Kombination aus Dekorationsgeschäft und Café, die man eher in der Großstadt vermutet. Zu den "Neuen" in der Innenstadt gehört auch der Maler Werner Schruteck, der im Teehaus eine kleine Galerie eröffnet hat. Kunstinteressierte können dem Maler dort bei der Arbeit über die Schulter schauen. Die Traditionsgastronomien im Ratskeller und im Café Brüning haben seit Mitte 2023 neue Pächter. Und möglicherweise kommt auch bald ein Textilunternehmen nach Otterndorf: Ein Interessent hat bei der Stadt angeklopft und sucht eine 200 Quadratmeter große Fläche.
Entscheidender Erfolgsfaktor für die Entwicklung in der City: Das Otterndorfer Stadtmarketing in Person von Imke Lütjen ist sehr präsent und aktiv; ihr Büro liegt mitten im Zentrum. Die Diplom-Kauffrau führt viele Gespräche und stellt Kontakte zwischen Vermietern und Interessenten her. In einem vom Stadtmarketing initiierten Immobilien-Stammtisch kommen Hauseigentümer zusammen und tauschen sich aus. Außerdem haben Immobilienbesitzer die Möglichkeit, ihre Gewerbeimmobilie kostenlos auf der Homepage des Stadtmarketings zu vermarkten.
Nur wenige Geschäfte im Otterndorfer Zentrum stehen derzeit leer, etwa die Häuser an der Marktstraße 15 und 16. "Aber da bahnen sich bereits Nachfolgelösungen an", sagt Imke Lütjen. Einziger echter "Ladenhüter" ist der ehemalige Aldi-Markt am Sophienweg. Die alten Verkaufsräume im Erdgeschoss stehen schon seit Jahren leer und warten auf einen Investor. Die Volkshochschule residiert noch im Obergeschoss, will aber in Kürze in die früheren Räume der Agentur für Arbeit am Fröbelweg ziehen - als Partner der Stadt Otterndorf, die dort ein Existenzgründerzentrum aufbaut. "Anfang 2024 geht es los", kündigt Imke Lütjen an. Mit günstigen Mieten und Infrastruktur wolle man Neu-Unternehmern unter die Arme greifen. Erste Anfragen von Start-ups gebe es bereits. Auch diese Maßnahme ist ein Baustein, um Schwung und innovative Ideen in die Innenstadt zu bekommen.
Strukturwandel macht auch vor Otterndorf nicht halt
Der positive Trend kann aber kein Anlass dazu sein, sich auf den Lorbeeren auszuruhen. Denn der Strukturwandel in den Innenstädten macht auch vor Otterndorf nicht halt. "Die Innenstadt wird zukünftig nicht nur Ort des Einkaufens sein, sondern gleichzeitig Erlebnis- und Aufenthaltsraum für Bürger und Gäste", weiß Imke Lütjen. Ein Nutzungsmix aus Wohnen, Arbeiten, Versorgung, Gesundheit, Kultur und Freizeit werde künftig die Qualität der Zentren bestimmen.
Deshalb setzt das Stadtmarketing bereits seit einigen Jahren auf Aktionen, Märkte und Veranstaltungen, um die Aufenthaltsqualität in der Innenstadt zu erhöhen. Der Bauernmarkt im Frühjahr, Konzerte auf dem Kirchplatz und der weihnachtliche Sternenmarkt locken regelmäßig viele Einwohner und Gäste in die Stadt. Damit es in der Adventszeit nicht dunkel bleibt, hat die Stadt außerdem eine neue Weihnachtsbeleuchtung angeschafft.