Das 94-Betten-Krankenhaus Land Hadeln in Otterndorf. Foto: Kramp
Das 94-Betten-Krankenhaus Land Hadeln in Otterndorf. Foto: Kramp
Die Lage der Klinik

Klinik in Otterndorf sucht weiter einen Chefarzt für die Innere Abteilung

von Wiebke Kramp | 03.11.2023

Die Interimsgeschäftsführung des Krankenhauses Land Hadeln in Otterndorf braucht den Vergleich zu anderen Kliniken nicht zu scheuen. Das ist das Fazit von Geschäftsführer Zahrte und Prokurist Merz. So stellt sich die Lage gegenwärtig dar.

Ist es Berechnung, dass die von Gesundheitsminister Karl Lauterbach angekündigte Klinikreform so lange auf sich warten lässt? Es kursieren in medizinischen Bereichen die Vermutungen, dass durch diesen Verzug vorweg ein "kalkuliertes Kliniksterben" in Kauf genommen wird, weil dadurch Krankenhäusern wegen mangelnder Defizitabdeckung die Sauerstoffzufuhr abgedreht wird. 

Auch im kommunalisierten Krankenhaus Land Hadeln hat man die Wirtschaftlichkeit besorgt im Blick. Doch Interimsgeschäftsführer Harald Zahrte und Prokurist Michael Merz haben vor wenigen Tagen bei einer Regionalkonferenz des Gesundheitsministeriums in Verden erleichtert zur Kenntnis nehemn können, dass das 94-Betten-Haus sich in guter Gesellschaft befindet und den Vergleich zu anderen Kliniken in der Nordregion nicht zu scheuen brauche. Die Lage sei in allen Krankenhäusern ähnlich mit einer Bettenauslastung um die 67 Prozent und ihren finanzielle Einbußen von rund 13 Prozent Erlösen bei Kostensteigerungen, schilderten sie im Gespräch mit unserem Medienhaus.

Der frühere Samtgemeindebürgermeister und Verwaltungsexperte Zahrte, der im Sommer als Interimsgeschäftsführer eingesprungen war, nachdem Andreas Knust sich beruflich neu orientiert hatte, ist vertraglich noch bis Ende März verpflichtet.

Eine Kursbestimmung und Neuorientierung des Hauses wird nicht nur von Kräften aus Kreis- und Samtgemeindeverwaltung geleistet. Mit der Begleitung des Prozesses ist gegenwärtig externes Büro mit Erfahrungen im Bereich Krankenhauslandschaft betraut. Damit verknüpft ist auch die Personalie der Geschäftsführung.

Wie es um Zahrtes Nachfolge bestellt sei, wollte unser Medienhaus vom Landkreis Cuxhaven erfahren, der 74,9 Prozent der Klinikanteile hält. Weiterer Anteilseigner der Klinik in Otterndorf ist die Samtgemeinde Land mit 25,1 Prozent. 

Mit Expertenergebnissen wird bis Ende Dezember gerechnet

"Mit den Ergebnissen des externen Fachbüros rechnen wir bis Ende Dezember. Von diesen Ergebnissen hängt ab, wie die Besetzung der Geschäftsführung gestaltet wird", teilt Kreis-Pressesprecherin Simone Starke nach einem diesbezüglichen Gespräch mit Landrat Thorsten Krüger mit.

"Wir halten das Schiff lagestabil", so Zahrtes Zustandsbeschreibung. Er und Prokurist Michael Merz loben ausdrücklich den guten Zusammenhalt des gesamten Teams an der Klinik - sei es im Bereich der Medizin und Pflege als auch in der Verwaltung. Es seien die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, "die am Gelingen interessiert sind". Sie zeigten übernormalen Einsatz und identifizierten sich mit dem Haus. Auch der ärztliche Direktor Dr. Pio Faust kann dem nur zustimmen und spricht über ein "hohes Maß an Loyalität in angespannten Zeiten". Er hebt zudem die Stabilität der Stammärzteschaft hervor. 

Insgesamt mit dem MVZ in Cuxhaven sowie der Nebenstelle Otterndorf zählt die Krankenhaus-Gesellschaft 320 Beschäftigte.

Allerdings kämpft die Klinik auch mit Krankheitsfällen. Das sind nicht nur kurzfristige wie durch Erkältung oder Corona, sondern auch Langzeiterkrankungen. In allen Bereichen sucht man daher Pflegefachpersonal für Station, Notaufnahme, OP- und Intensiv-Bereich.

Für zusätzliche Kosten und Kopfzerbrechen sorgen die Honorarkräfte, die als Vakanzvertretungen beschäftigt sind.

Große Hoffnungen hegt das Krankenhaus, die offene Chefarztstelle der Inneren Abteilung wieder besetzen und einen adäquaten Facharzt gewinnen zu können, das Team zu komplettieren. Zahrte konstatiert: "Leihärzte stellen eine starke finanzielle Belastung dar, gerade für so kleine Häuser wie uns."

Ethikkomitee ins Leben gerufen

Damit das Krankenhaus auch für eine würdevolle Zeit am Ende des Lebens steht, wurde ein Ethikkomitee verankert. Es soll die Mitarbeitenden für Ethikfragen sensibilisieren, in ethischen Fragen der Behandlung, Pflege und Versorgung der Patienten beraten. Es geht aber auch darum, Leitlinien zu entwickeln oder die Voraussetzung zu schaffen für etische Fallbesprechungen.

Mitglied im Ethikkomitee sind in erster Linie Ärzte, Pflegende, Therapeuten und Verwaltungsmitarbeiter aus dem Krankenhaus, aber es setzt auch auf externe Expertise. So ist der Bereich Seelsorge durch einen Diakon der evangelischen Kirche vertreten ebenso dabei wie die Hospizgruppe Land Hadeln sowie der Patientenfürsprecher. "Das Ethikkomitee hat Beratungsfunktion", erläutert Dr. Faust. Letztendlich trage zwar immer der behandelnde Arzt die Entscheidung, aber er erhalte Unterstützung durch dieses Gremium.

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Wiebke Kramp

Redakteurin
Cuxhavener Nachrichten/Niederelbe-Zeitung

wkramp@no-spamcuxonline.de

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