Krankenhaus Land Hadeln in Otterndorf startet ins Feierjahr
Der Verwaltungschef des Krankenhauses Land Hadeln in Otterndorf hatte besonderen Kaffeebesuch. Im Mittelpunkt standen dabei alte Zeiten, als es noch eine Geburtsstation gab. Seit genau 65 Jahren ist die Klinik an der Großen Ortstraße beheimatet.
An ihren ersten Besuch im Krankenhaus Land Hadeln haben sie keine Erinnerung mehr. Wie sollten sie auch. Damals vor genau 65 Jahren waren sie Neugeborene. Den jüngsten Besuch werden sie allerdings sicherlich in bester Erinnerung behalten. Krankenhausdirektor Andreas Knust lud Lothar Wichern aus Lamstedt und Irmgard Völzmann aus Otterndorf dieser Tage zu Kaffee, Torte und nettem Plausch ein. Der Anlass war der Auftakt ins Jubiläumsjahr.
An dieser Stelle an der Großen Ortstraße ist das Krankenhaus genau seit 65 Jahren beheimatet. Am 23. Januar 1958 titelte die Niederelbe-Zeitung: "Festtag für den ganzen Kreis Land Hadeln". Der niedersächsische Sozialminister Dr. Diedrichs hatte das neue Kreiskrankenhaus seiner Bestimmung feierlich übergeben.
Lothar Wichern erblickte am 15. Januar 1958 noch das Licht der Welt im früheren Krankenhaus, das seit 1914 Am großen Specken (heutiges Behördenhaus) stand. Damit war er das letzte Baby, das von dort mit seiner Mutter nach Hause in Bülkau entlassen wurde. 13 Kindern wurden insgesamt im Januar 1958 noch im Altbau geboren, als 14. Baby des Jahres kam Irmgard Söhl (heute Völzmann) als die erste Neugeborene 26. Januar 1958 in der gerade eröffneten Klinik zur Welt. "Damals hat es im Kreißsaal noch kein heißes Wasser gegeben", weiß sie aus Erzählungen und draußen soll es dick verschneit gewesen sein. Die 65-Jährige nennt die Klinik "mein Krankenhaus". Zwei von Irmgard Völzmanns drei Kinder - Catharina 1987 und Victoria 1992 - erblickten dort ebenfalls das Licht der Welt. Als sich Sohn David 1997 ankündigte, war die Geburtsstation am Krankenhaus Land Hadeln bereits Geschichte; die nachweislich letzte Geburt fand am 27. September 1996 statt. Damit endete übrigens eine Ära, die 1914 in Otterndorf mit Einweihung des ersten Krankenhauses begonnen hatte.
Eröffnung mit großem Bahnhof und vielen Ehrengästen
Die Einweihung des neuen Kreiskrankenhauses an der Große Ortstraße war zu Beginn des Jahres 1958 das Ereignis schlechthin. Mit großem Bahnhof: Der Landtagspräsident, Minister, Ministerialräte, der Regierungspräsident, Oberregierungsräte und viele weitere Ehrengäste fanden sich ein zur Eröffnung der Klinik und des Schwesternheims mit seinen 130 Zimmern. Als Repräsentant des Landes Hadeln begrüßte Landrat von der Wense die Gäste. Der Neubau war architektonisch so konzipiert, dass der Hauptbau kreuzförmig von je zwei großen Gängen durchzogen wurden, sodass man so in alle Stationen gelangte, ohne ins Freie zu müssen. Es gab damals 130 Räume. Für 160 Patientenbetten war es konzipiert. Sämtliche Patientenzimmer lagen im Süden. Unterteilt wurde es in die chirurgische Männer- und chirurgische Frauenstation, die innere Männer- und die innere Frauen—Station, die Entbindungsstation sowie die Privatstation plus eine Infektionsstation. Zum Vergleich: Heute ist es ein 94-Bettenhaus mit den Hauptabteilungen Orthopädie und Unfallchirurgie, Allgemein-, Viszeralchirurgie, Anästhesie, Innere Medizin und Geriatrie.
Der Landkreis habe ein Werk geschaffen, "der Gemeinschaft zu Nutz und Frommen der Kranken und Notleidenden, wie es vorbildliche nicht sein kann", war der NEZ-Berichterstattung im Januar 1958 zu entnehmen. Sozialminister Dr. Diederichs hatte damals die gute Nachricht im Gepäck, dass das Land den Antrag auf Zinsbilligung des vom Kreis Land Hadeln aufgenommenen Kredites für den Klinikbau in Höhe von 1,5 Millionen billige. Neben der Beschreibung des Festaktes wurde auch die Eröffnungsrede des Sozialministers rekapituliert.
65 Jahre alte Gedanken sind aktueller denn je
Folgender Auszug aus Rede von Dr. Diederichs klingt selbst 65 Jahre später aktueller denn je. "Ein Krankenhaus ist kein Erwerbsunternehmen; selbstverständlich sollen alle, die hier in opfervoller und selbstloser Arbeit ihr hilfreiches Wirken zur Verfügung stellen ausreichend, menschenwürdig und leistungsgemäß - soweit das messbar ist - entlohnt werden. Aber die Träger müssen sich darüber klar sein, dass mit Vollendung des Baues und Weihe und Taufe - genau wie bei den Menschen, denen es dienen soll - die große Aufgabe erst beginnt. Dies meine ich nicht nur im materiellen Sinne, wenngleich die Portemonnaiefrage leider allzu oft die sonstigen Blickrichtungen zu verschleiern droht. Das Kreiskrankenhaus ist also nicht nur kein Erwerbsunternehmen, sondern aus ethisch mitmenschlicher Sicht die bedeutungsvolle Stätte der Begegnung, an der von dem Geist und Klima - die hier herrschen - im erheblichen Umfang Wohl und Wehe, Erfolg oder Misserfolg mit bestimmt werden."
Solche Worte dürften Krankenhausdirektor Andreas Knust und seinen 260 dort beschäftigten Kräften Balsam bedeuten . Denn das aus einer Insolvenz von Landkreis Cuxhaven und Samtgemeinde übernommene Haus, durchlebte finanziell schwierige Zeiten. Nun ist der Blick hoffnungsvoll nach vorn gerichtet. Und dabei soll auch an die Vergangenheit erinnert werden. "Ich möchte gern im Sommer einen Tag der offenen Tür veranstalten, um die 65 Jahre gebührend zu feiern und zu zeigen, wie unser Haus heute aufgestellt ist."