Kunst-Ausstellung in Otterndorf: Agiles Krabbeltier als Lasershow
"Wir feiern die Kunst", sagte die stellvertretende Bürgermeisterin Ursula Holthausen und freute sich über die gelungene Kooperation der Stadt Otterndorf mit der Griffelkunst-Vereinigung. Bei der Herbstausstellung gibt es einen Höhepunkt zu erleben.

Dass ein Geburtstagskind seine Gäste beschenkt, ist ungewöhnlich. Meist ist es doch umgekehrt. Im Fall von Paul Spengemann waren es die Otterndorfer Ausstellungsgäste, die sich glücklich über eine Laser-Installation des Hamburger Künstlers schätzen durften, der am Sonntag seinen 37. Geburtstag feierte.
Paul Spengemann, der Film auf der Hochschule für Bildende Künste in Hamburg und an der Goldsmith University in London studiert hatte, ist ein preisgekrönter Künstler. In der Lasershow im Dachgeschoss der Stadtscheune lässt er ein agiles spinnenähnliches Wesen Fäden und Netze an die Wand spinnen. Dazu sind sphärische Klänge zu hören. Aber keine Angst, sein achtbeiniges Krabbeltier ist durch und durch virtuell, es kann nicht beißen und ist selbst nur andeutungsweise schemenhaft zu erkennen. Arachnophobiker brauchen sich also nicht vor Ekel zu fürchten.
Das oberste Ausstellungsgeschoss wird zu einem Teil des Gesamtkunstwerk, und es wirkt wie dafür geschaffen. Perfekt eignet sich der Raum für diese bewegte wie bewegende Arbeit, selbst wenn diese Installation ursprünglich in einer Basketballhalle in Münster im Rahmen des Kunstfestivals "Flurstücke" gemacht und gezeigt wurde.
Zeichnungen werden auf die Wand als Bewegtbild projiziert
Im Gespräch mit Stephanie Bunk von der Griffelkunst-Vereinigung erläuterte Paul Spengemann, dass er mit dieser Inszenierung Zeichnungen auf die Wand projiziere. Ihre Linien und Netze entwickelten eine ganz eigene Physik und bauten eine eigene Welt, die nicht ganz greifbar sei, so wie der Zustand an der Schwelle vom Übergang in den Schlaf. Er konstruiert Fäden und Netze aus Laserstrahlen und dekonstruiert sie wieder, um sie vollkommen neu aufzubauen sich entwickeln zu lassen.
Das Bild lässt sich nicht festhalten, es kann nicht aufgehalten werden und passt damit in diese Welt und Zeit, die verstörende sind. "Es ist fast wie ein kryptisches Spiel, in das ich mich begebe", verriet der Künstler. Insgesamt 20 Minuten dauert die Lasershow und Besucher sollten die Gelegenheit nutzen, sie mit dem Sound auf sich wirken zu lassen.
Mit dieser Sonderausstellung setzt die Griffelkunst-Vereinigung in Zusammenarbeit mit der Stadt Otterndorf wieder einen besonderen Glanzpunkt in die Ausstellung der Grafik und Fotografie, die in jedem Frühjahr und Herbst hier zu sehen sind. Diesmal ist es die 395./396 Wahl mit Arbeiten ausgewählter Künstler. Ehrenamtlich betreuen Klaus Wycisk Gruppenleiter der Ausstellungsgruppe Otterndorf, Klaus Mildner und Jürgen Nowotny die Schau. Ihnen galt der besondere Dank der stellvertretenden Bürgermeisterin Ursula Holthausen und Kulturdezernentin Julia Heuer, ebenso wie Stephanie Bunk und Ina Klopp von der Griffelkunst-Vereinigung Hamburgr. Zu sehen sind die Arbeiten noch bis 24. November. Ausgestellt sind neben der Lasershow sind fünf digitale Offsetdrucke von Helga Schmidhuber sechs Prägedrucke mir Radierung der Fluxus-Künstlerin Takako Saito sowie sechs Lithografien von Julia Oschatz sind sechs Fotografien von Miron Zownir, sechs digitale Offsetdrucke von Kerstin Brätsch sowie je drei Radierungen und Holzdrucke von Anne Grath und Collagen von Georges Adesgbo.