Leserforum zum Großen Specken in Otterndorf: Die Krähen bleiben ein großes Thema
Wie soll der Große Specken in Otterndorf zukünftig aussehen? Diese Frage scheint die Menschen in der Medemstadt brennend zu interessieren. Viele Leser sind unserem Aufruf gefolgt und haben sich Gedanken um die Zukunft des Platzes gemacht.
Arne Joppien hat kein Verständnis für den Vorschlag der Otterndorferin Birgit Huster, die im jüngsten Leserforum angeregt hatte, die Bäume am Amtsgericht "richtig herunterzuschneiden", um das Krähenproblem in den Griff zu bekommen. "Eine solche Maßnahme käme einer Verschandelung oder sogar Vernichtung des wertvollen Baumbestandes rund um das Amtsgerichtsgebäude und das Katasteramt gleich und wird hoffentlich nicht umgesetzt", appelliert der Neuenkirchener. Es handelt sich aus seiner Sicht um die schönste Parkanlage von Otterndorf. Durch einen Rückschnitt der großen Bäume würde sie ihre Erholungsfunktion verlieren. "Die Baumbestände im Bayers Park und im westlichen Teil des Friedhofs am Bahnhof wurden bereits durch Rückschnitte verschandelt", findet Joppien.
Der Naturfreund weiß, dass in den Parks am Großen Specken wertvolle alte Eschen, Silberpappeln, Kastanien, Ahorne, Birken, Eichen und Linden stehen. Eine völlig gesunde Esche beim Katasteramt zähle mit einem Umfang von 4,65 Metern zu den größten Eschen des gesamten Altkreises Land Hadeln und sei allein deswegen "äußerst schützenswert".
Joppien hält es für den völlig falschen Weg, die Brutplätze der Krähen zu vernichten. Die Vögel würden zu anderen Bäumen ziehen und dann dort zur Plage werden. "Man sollte die Krähen direkter bekämpfen, beispielsweise mit der Ansiedlung von Eichhörnchen, die die Krähennester plündern könnten", empfiehlt Joppien. Als "letztes Mittel" kann er sich "vereinzelte, streng reglementierte Warnschüsse" auf die Krähen vorstellen, um sie bei ihrer Brut zu stören und zu vertreiben.
Nicht mit den Bäumen und Krähen, sondern mit dem Großen Specken selbst hat sich der Otterndorfer Wolfgang Mondry auseinandergesetzt. Er wünscht sich eine "Berücksichtigung der historischen Funktionen" des Platzes. Dargestellt werden sollte beispielsweise, wie und wo in früheren Zeiten Handelsschiffe und Transportkähne anlegten und be- und entladen wurden. "Ebenso soll das frühere Stadtleben nachzuempfinden sein", schlägt Mondry vor. Er denkt dabei unter anderem an das Markt- und Messwesen, den Zoll, die Justiz und die Strafvollstreckung - denn am "Specken" stand einst ein Pranger.
Grünanlagen in die Planungen einbeziehen
Auch über die Aufenthaltsqualität auf dem Großen Specken hat sich Wolfgang Mondry Gedanken gemacht. "Den Besuchern des Speckens muss die Möglichkeit zum länger dauernden Verweilen und Ausruhen gegeben werden", meint er. Autos gehören in seinen Augen nicht auf den Platz, "weder durchfahrende noch parkende". Die entfallenden Stellplätze seien leicht kompensierbar, "indem der Parkplatz neben dem historischen Gefängnis mit einem Parkdeck überbaut wird". Mondry empfiehlt außerdem, die Grünanlagen am Amtsgericht in die Planungen einzubeziehen. Dort könnten beispielsweise Spielgeräte für Erwachsene und Kinder, ein Freiluftschachspiel oder eine Boule-Bahn entstehen.
Wie bereits viele andere Otterndorfer unterstützt Mondry den Vorschlag, den Wochenmarkt wieder auf dem Großen Specken stattfinden zu lassen. Aber auch außerhalb der Wochenmarkttage sollte es dort aus seiner Sicht Warenangebote geben, zum Beispiel Lebensmittel oder handwerkliche Produkte. Der Otterndorfer glaubt, dass eine Bühne den Platz beleben würde. Dort könnten nicht nur Konzerte, Theateraufführungen oder Freiluft-Kinoverführungen stattfinden, sondern auch Auftritte und Aktionen von den "bislang in Otterndorf eher ausgegrenzten Kleinkünstlern und privaten Initiativen".
Für die Gestaltung des Großen Speckens und die Entwicklung von Nutzungskonzepten wünscht sich Mondry die Bildung einer Projektgruppe aus interessierten Bürgerinnen und Bürgern. Sie sollen die Planung und Umsetzung maßgeblich begleiten. "Diesem Gremium soll Entscheidungskompetenz zugesichert werden", fordert Wolfgang Mondry.
Eine weitere Idee für den Großen Specken kommt von Jörn Putzig. Er schlägt vor, den Pranger, der im 17. und 18. Jahrhundert auf dem Großen Specken stand, wieder aufzustellen. An dem Schandpfahl wurden einst Unfrieden stiftende Personen unter dem Spott der Bevölkerung für eine bestimmte Zeit fixiert. Das ursprünglich ernsthafte "An den Pranger stellen" könnte seiner Meinung nach eine Belustigung, nicht nur für Urlauber, darstellen.