 
        
                Musikfest Bremen: Nathan Laube verleiht Gloger-Orgel in Otterndorf neuen Glanz
Die Gloger-Orgel in Otterndorf erstrahlt nach ihrer Restaurierung in neuem Glanz. Der amerikanische Organist Nathan Laube entlockt ihr beim Musikfest Bremen barocke Klangfarben und verzaubert das Publikum.
Längst nicht jedem Organisten gelingt es, den wahren Glanz einer gerade erst fertig restaurierten Barock-Orgel gewissermaßen auf Anhieb vor seinem Konzertpublikum auszubreiten. Wem genau das nun an der Gloger-Orgel von St. Severi in Otterndorf gelang, war der amerikanische Organist Nathan Laube. Er konzertierte dort beim Arp-Schnitger-Festival im Rahmen des Musikfestes Bremen.
Dass die nach ihrer Restaurierung im Oktober vergangenen Jahres wieder eingeweihte große Barockorgel schon wenige Monate darauf zu Musikfest-Ehren kommen würde, war vorauszusehen. Denn mit dem von der Werkstatt Ahrend in Leer umfassend restaurierten Instrument steht nun eine der größten Barockorgeln zwischen Elbe und Weser für Klang-Entdeckungen bereit. Und wenn an der Orgel künftig Interpreten von der Qualität eines Nathan Laube zu hören sein werden, darf man sich der so beeindruckenden wie spannenden "Entdeckungsreisen" gewiss sein.

Mit Namen wie Dietrich Buxtehude, Georg Böhm und vor allen Johann Sebastian Bach auf dem Konzertprogramm war Barockmusik von hohen Graden angesagt. Zugleich aber auch mit Böhm und Buxtehude zwei Vorgänger, die den jungen Bach in seiner Kompositionen für die Orgel wie kaum andere beeinflusst haben. Dass er auch diese beiden, wie so manche andere seiner Vorbilder, noch "überbietet", zeigt der Schwerpunkt Bach in Nathan Laubes Konzertprogramm dann sehr bald deutlich. Ganz besonders natürlich in der abschließenden, so enorm variationsreichen c-moll-Passacaglia (BWV 582), der der Komponist noch eine kunstvolle Fuge und Doppelfuge anfügt. All das glänzend gespielt vom Interpreten und dazu mit einer Fülle an Klangfarben ausgestattet.
Nathan Laube unterrichtet in Rochester, New York
Nathan Laube, der heute an der Eastman School of Music in Rochester, New York unterrichtet, zählt zu den weltweit führenden Organisten und Pädagogen und ist international auch als Berater für Orgelstudien gefragt. Sein an der Gloger-Orgel in Otterndorf gespieltes Konzertprogramm hat er ganz bewusst auf den barocken Klangcharakter des Instrumentes ausgerichtet. Mit dem einleitenden Praeludium, Fuge & Postludium g-moll von Georg Böhm, Bachs Partita diversa sopra "Ach, was soll ich Sünder machen" (BWV 770), dem Te Deum laudamus von Dietrich Buxtehude, Bachs d-moll-Konzert BWV 596 (nach Vivaldi, der Aria F-Dur (nach Couperin) und der Passacaglia c-moll bietet es ihm schier unendliche Möglichkeiten, Formen- und Klangfarben-Vielfalt barocker Orgelmusik vorzuführen.
Und was der Organist dem Instrument da in gut eineinviertel Stunden entlockt - das ist ganz ohne Frage faszinierend. Denn Nathan Laube belässt es eben nicht bei der bloßen Klanggewalt, die die Gloger-Orgel natürlich hat. Sein Hauptaugenmerk liegt auf den Feinheiten des Instrumentes, den Delikatessen - wenn man so will. Die kostet Laube bereits in der Bach-Partita und im Te Deum von Buxtehude aus, lässt sie seine Zuhörer in Johann Sebastian Bachs Vivaldi-Bearbeitung aber dann nochmal so richtig genießen. Wie man des Italieners Violin-Sound so auf der Orgel realisieren kann, wird vermutlich immer ein Geheimnis bleiben.
Viel Beifall gab es nach der so konturenklar gespielten c-moll-Passacaglia für einen Interpreten, der die Gloger-Orgel im wahrsten Sinne des Wortes nach allen Regeln der Kunst erklingen ließ.
Von Ilse Cordes