
"Otterndorf sagenhaft": Beate Putzig verkörpert 625 Jahre einer ganzen Stadt
Beate Putzig lässt Otterndorfs 625-jährige Geschichte lebendig werden: In ihrer Ein-Personen-Show erzählt sie von Eiszeit, alten Sagen und einer eigenen Otterndorf-Version des Hans Albers'Reeperbahn-Liedes.
"Herzlich Willkommen zum Casting 'Otterndorf sagenhaft'", tönt es aus den Lautsprecherboxen. "Es kommt kein Anderer, Sie sind allein. Sie allein müssen diese Aufgabe bewältigen. Bedienen Sie sich der Sachen, die Sie finden."
Beate Putzig betritt die kleine Bühne in der Mensa der Grundschule Otterndorf. Neben einem Kleiderständer mit Piratenhut und langem Frack ist eine Büste von Johann Heinrich Voß zu sehen, ebenso eine Klingel und Trommeln. Die Veranstaltung der Kranichhaus Gesellschaft findet bereits zum zweiten Mal statt - und es sind sogar Wiederholungstäter im Publikum, die sich das Stück ein zweites Mal anschauen.
Bereits als "Hexe aus dem Ahlenmoor" machte sich Putzig einen Namen. Für diese Rolle, bei der sie Einheimische und Touristen in die Welt des Moores entführte, erhielt sie beim Procux-Kulturwettbewerb 2008 den ersten Preis in der Kategorie "Erwachsene".

Beate Putzig verkörpert in ihrer "EinFrau"-Show die "sagenhafte" Stadt Otterndorf. "Wie soll ich denn eine ganze Stadt spielen?", fragt sie sich. "Eine Person, eine Emotion - aber eine ganze Stadt?" Durch die Utensilien auf der Bühne, ein Sagen- und Geschichtenbuch, verschiedene Verkleidungen und eine Präsentation mit Bildern auf einer Leinwand im Hintergrund erweckt sie die Geschichte Otterndorfs schließlich zum Leben.
Die Geschichte Otterndorfs zum Leben erweckt
Sie geht dem Ursprung des Ortsnamens nach und erzählt von den "plietschen" Leuten, die damals Erde aufschütteten, wodurch die Wurt entstand, auf der Otterndorf steht. Auch Homers "Odyssee" befindet sich auf der Bühne, die Johann Heinrich Voß in Otterndorf übersetzte. Sogar Goethe habe Voß' Worte über die stürmische See in Otterndorf in "Faust" einfließen lassen.
Vom Utroper bis zur Reeperbahn
Beate Putzig schlüpft in die Rolle des "Utropers", erzählt von Sturmfluten und zitiert Gedichte. "Flaniermeilen gab es damals nicht in Otterndorf", erzählt sie. Allen Unrat habe man damals auf die Straße gekippt. Die Menschen hätten schließlich angefangen, Wege so zu pflastern, dass das Wasser nach unten ablaufen konnte - in der Mitte ein Strich. "Dort kommt das 'auf den Strich gehen‘ her - dies hatte nichts Anrüchiges", erklärt sie.
Schließlich ertönt eine zweite Ansage durch die Lautsprecher und läutet das Finale des Castings ein: "Bitte kommen Sie zum Ende." Nur eine Szene darf Beate Putzig noch spielen, um das Publikum davon zu überzeugen, dass sie die Rolle bekommt. "Auf der Reeperbahn morgens um acht - wurden Taue und Seile gemacht - auf dem Norderwall - war das hier der Fall - der war lang genug - und da war Platz …", beginnt Beate Putzig zu singen. Mit ihrer Version von "Auf der Reeperbahn nachts um halb eins" fasst sie noch einmal die Geschichte Otterndorfs zusammen. Der Applaus bestätigt: Sie hat die Rolle.