Eine Medemfahrt mit dem Kanu ist vor allem eines: eine Erholungskur für alle Zivilisationsgestressten. Im Rhythmus plätschernder Paddelschläge stellt sich schon nach wenigen Minuten ein Urlaubsgefühl ein. Foto: Mangels
Eine Medemfahrt mit dem Kanu ist vor allem eines: eine Erholungskur für alle Zivilisationsgestressten. Im Rhythmus plätschernder Paddelschläge stellt sich schon nach wenigen Minuten ein Urlaubsgefühl ein. Foto: Mangels
Selbstversuch

Otterndorf vom Wasser aus entdecken: So schön ist die Kanu-Tour auf der Medem

von Christian Mangels | 09.05.2025

Nein, Otterndorf ist nicht Venedig, aber doch eine Wasserstadt. Die Elbe, die Medem, die Seen im Feriengebiet - es gibt viele Möglichkeiten, die Stadt im Jahr ihres 625-jährigen Jubiläums vom Wasser aus zu erkunden. Ein Selbstversuch mit dem Kanu.

Es ist ein Zeitvertreib der eher ruhigen Art. In Zeiten, in denen beim Sport immer höhere Geschwindigkeiten oder spektakuläre Aktionen gesucht werden, mutet das Paddeln auf einem Flüsschen wie der Medem harmlos an. Und dennoch sollte man Aufmerksamkeit walten lassen, gerade beim Einstieg. Noch etwas skeptisch und wackelig steigen die Paddel-Anfänger am Hotel am Medemufer in den Zweier-Kanadier und begutachten die Steuerungshölzer. Doch es dauert nicht lange, dann beherrschen die Aspiranten das kippelige Gefährt recht gut, damit verliert auch die bevorstehende Medem-Tour ihre Schrecken. Ausgerüstet mit Wertsachen-Box und Picknickkorb, wagt sich das Duo auf den Fluss.

Schon nach wenigen Paddelschlägen beginnt die Entspannung: Nicht der geringste Motor- oder Zivilisationslärm ist zu hören an diesem sonnigen Mai-Vormittag.  Nur ein paar Enten flattern verschreckt auf, als das Kanu lautlos den Schlosspark und den Großen Specken passiert. Erst an der Baar-Rabe-Brücke kommt den Paddlern ein Boot entgegen. Man grüßt sich freundlich, so wie es sich gehört unter Seeleuten, dann geht das schweißtreibende Paddelstoßen weiter.

Dieser schmucke Medemspeicher am Rande der Otterndorfer Altstadt muss sich vor seinem Spiegelbild genauso wenig verstecken wie die romantisch anmutende Holzbrücke. Foto: Mangels

Auf der rechten Seite erscheint nun der Otterndorfer Friedhof. Ein letzter Blick zurück auf den Turm der St.-Severi-Kirche - dann sind die Mauern der Altstadt aus dem Gesichtsfeld der Ausflügler endgültig verschwunden.

Jeder Paddelschlag treibt das Boot weiter hinein in eine verträumte Natur. In sanften Kurven schlängelt sich der Fluss durch die urwüchsige Landschaft. Mehrere Meter ragt das Schilf am Ufer in die Höhe. Libellen summen, ein Graureiher setzt zum Flug an.

Paddler fühlen sich an die Everglades erinnert

Die Baumwurzeln an den Ufern, an denen die Paddler vorbeiziehen, sehen aus wie aus einem Mangrovenwald hierhin gepflanzt - die Paddler fühlen sich an die Everglades in Florida erinnert. Dann auf der linken Seite ein paar Wochenendhäuser, neugierige Kühe, ansonsten nichts als üppiges Grün zu beiden Seiten der schmalen Medem.

Dann wird der Paddel-Ausflug kurzzeitig aufregend: An einer besonders breiten, aber flachen Stelle der Medem lenken die Paddler ihr Kanu in den Schlick - und kommen nicht mehr raus. Nur mit einer großen Kraftanstrengung und den Paddeln als Schaufeln gelingt es den Kanufahrern, sich zu befreien. Klar, dass nach so viel Schufterei der Magen knurrt. Die Medem-Paddler suchen sich ein Pausenplätzchen und werden in Neuenkirchen fündig. Hier gibt es einen gemütlichen Anleger mit Sitzgelegenheiten.

Die ruhige Medem mit ihren 70 sanften Schleifen kommt gerade Paddel-Anfängern angenehm entgegen - vollkommen ohne gefährliche Strudel oder andere Tücken. Bei einer durchschnittlichen Wassertiefe von einem Meter wird es auch nicht gefährlich, wenn das Boot mal umkippen sollte. Die typische Ein-Tages-Tour für Einsteiger geht über zwölf Kilometer von Otterndorf bis nach Neuenkirchen (und wieder zurück). Das Hotel am Medemufer vermietet die Kanus, sie kosten je nach Bootsgröße 30 bis 40 Euro. Wem ein zweistündiger Paddel-Ausflug reicht, zahlt 15 bis 25 Euro.

Neugierige Kühe beäugen die Kanu-Ausflügler und scheinen von einer Abkühlung in der Medem zu träumen. Foto: Mangels

Für Anfänger empfiehlt sich ein Kanadier-Boot: Jeder bekommt ein einfaches Paddel - der Hintermann ist der Steuermann. Die Handhabung der Paddel hat man - mit etwas Taktgefühl - schnell heraus, technische Feinheiten sind beim Befahren der Medem verzichtbar.

Dann endlich ist das Ziel erreicht, ein Dutzend Kilometer auf dem Wasser sind zurückgelegt. Die Zeit auf dem Wasser ist schnell verflossen, aber der Alltag ist noch längst nicht zurück.

Otterndorf vom Wasser aus entdecken

Es gibt viele Möglichkeiten, die Medemstadt Otterndorf vom Wasser aus zu entdecken. Kanus für eine Medemtour vermietet das Hotel am Medemufer nach telefonischer Vereinbarung. Wer es gemütlicher mag, steigt auf das Ausflugsschff MS "Onkel Heinz". Im Feriengebiet macht der Südsee-Wassersport Ausflüge mit Tretboot, Kanus oder Stand-up-Paddling-Brett möglich. Nebenan, im Aquapark, wird auf dem Wasser geklettert, gesprungen und gerutscht.

Dieser Flussbewohner zeigt keinerlei Scheu und erhofft sich von den Medem-Paddlern eine kleine Stärkung. Foto: Mangels
Erholsame Ruhe und Naturidylle: Jeder Paddelschlag treibt das Kanu weiter hinein in eine verträumte Natur. Foto: Mangels

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Christian Mangels

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Cuxhavener Nachrichten/Niederelbe-Zeitung

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