Der Otterndorfer Seglerhafen leidet unter dem Schlick. Die Masse der Ablagerungen aus der Elbe nimmt stetig zu. Das ärgert nicht nur die Bootseigner aus der Region, sondern stört auch den Tourismus. Foto: CN/NEZ-Archiv
Der Otterndorfer Seglerhafen leidet unter dem Schlick. Die Masse der Ablagerungen aus der Elbe nimmt stetig zu. Das ärgert nicht nur die Bootseigner aus der Region, sondern stört auch den Tourismus. Foto: CN/NEZ-Archiv
Elbvertiefung

Otterndorfer Seglerhafen versinkt im Schlick: Kommt jetzt der Injektionsbagger?

von Christian Mangels | 10.11.2023

Die Stadt Otterndorf hat dem Schlamm den Kampf angesagt. Weil die Verschlickung des Seglerhafens immer mehr zum Problem wird, soll jetzt die große Lösung her - mit Bagger oder Wasserinjektionsgerät. Aber wie nachhaltig ist diese Maßnahme?

Auf den ersten Blick scheint die Idylle perfekt: Boote schaukeln gemütlich im Hafen, eine leichte Brise weht. Doch der Eindruck täuscht. Die  Bootseigner und Gastlieger im Otterndorfer Hafen haben ein massives Problem mit der Verschlammung des Hafenbeckens. "Die Zeitfenster für den Bootsverkehr werden immer kürzer", sagt Thorsten Steffens, Vorsitzender der Otterndorfer Sportfischervereinigung. Die Angst, auf Grund zu geraten oder den Motor dauerhaft zu schädigen, fährt immer mit.

Um das Problem einigermaßen in den Griff zu bekommen, ist seit elf Jahren "Spüli" im Einsatz. Das 230 PS starke Spülboot wurde gebraucht in Holland gekauft und 2012 von der Yachthafengemeinschaft Otterndorf (YGHO) in Eigenleistung fachgerecht für die Bedürfnisse umgebaut. Jetzt fährt es regelmäßig durch den Seglerhafen. "Wir können damit bis zu fünf Meter Schlick schieben", sagt Axel Steffens, Vorsitzender der YGHO.

"Spüli" leistet gute Dienste, kann aber nicht über die Tatsache hinwegtäuschen, dass sich das Schlickproblem in der Elbe in den vergangenen Jahren eher verschlimmert als verbessert hat. Besonders problematisch wird es, wenn große Schiffe an Otterndorf vorbeifahren. Es entsteht der klassische sogenannte Schwell, also fortlaufende Wellen, die nach Experteneinschätzung mit erheblich größerem Druck als früher durch die kleinen Häfen an der Elbe fegen. Was sie zurücklassen, sind Schlick und Sand.

"Der Schlickhorizont im Bereich der Schlengel hat sich im Laufe der Jahre soweit aufgebaut, dass die Schlengel bei Ebbe aufliegen", weiß Otterndorfs Bürgermeister Claus Johannßen. Bei einem Vor-Ort-Termin mit den Bootsvereinen haben sich er und Stadtdirektor Frank Thielebeule ein Bild von der schwierigen Lage gemacht.

Die letzte große Entschlickungsmaßnahme ist inzwischen mehr als zehn Jahre her. "Seitdem konnte mit den regelmäßigen Spülmaßnahmen durch das Spülboot der Hafen zwar grundsätzlich freigehalten werden, aber dennoch gibt es zunehmend auch feste Sedimentablagerungen, die durch das Spülboot nicht freigespült werden können", sagt Frank Thielebeule. Aus diesem Grund sei nun der Zeitpunkt gekommen, eine "über das regelmäßige Spülen hinausgehende Maßnahme" zu planen. Zwei Varianten wären denkbar: Ausbaggern oder eine große Spülmaßnahme per Wasserinjektion.

Zwei Pumpen bewegen je 3600 Kubikmeter Wasser pro Stunde

Favorisiert wird der Einsatz eines Wasserinjektionsgerätes. Die Hafengesellschaft Niedersachsen Ports (NPorts) verfügt über ein solches Spezialschiff: die "Steubenhöft". Das 40 Meter lange Mehrzweckschiff pumpt Wasser über ein mit 36 Düsen versehenes, zehn Meter breites Spülrohr in den Hafen- oder Fahrwasserboden. Dadurch werden Sedimente aufgewirbelt, die von der Tide weggeschwemmt werden. Zwei Pumpen bewegen je 3600 Kubikmeter Wasser pro Stunde. Schiff und Spülrohr werden mittels modernster Computertechnik in Position gehalten.

Die Stadt will nun ein konkretes Angebot einholen und die Kosten in den städtischen Haushalt 2024 einstellen. Eine Finanzspritze soll aus dem von der Stadt Hamburg gegründeten Elbefonds kommen. "Im Idealfall werden die Spülkosten mit 30 Prozent durch den Elbefonds gefördert", erklärt Frank Thielebeule. Die genauen Kosten für die Entschlickungskur sind aktuell noch nicht ermittelt. 

Die Stadt erhofft sich von der Spülmaßnahme eine deutliche Entschärfung des Schlickproblems. "Es geht insbesondere darum, den abgelagerten und festen Schlick zu entfernen, damit das Spülboot wieder effizienter seine Einsätze fahren kann", erläutert Bürgermeister Claus Johannßen.

Was die Nachhaltigkeit dieser Maßnahme betrifft, gibt es aber auch Zweifel. "Der Erfolg wird nur gering sein", glaubt Axel Steffens, Vorsitzender der YGHO und Betreiber des Spülbootes "Spüli". Der Injektionsbagger werde viel Geld kosten, die Langlebigkeit sei aber eher gering. "Das Geld könnte man lieber in neue WC-Anlagen investieren", sagt Steffens.

Auch Thorsten Steffens zweifelt an dem Erfolg des Spezialschiff-Einsatzes. "Innerhalb eines Jahres sind die Sedimente wieder da", denkt der Vorsitzende der Otterndorfer Sportfischervereinigung. Seine Meinung: "Schade um das Geld." Aus seiner Sicht gibt es nur einen Weg, um die Verschlickung des Seglerhafens zu stoppen: "Die Elbbaggerei vor Otterndorf muss sofort eingestellt werden."

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Christian Mangels

Redakteur
Cuxhavener Nachrichten/Niederelbe-Zeitung

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