Die Rattenköder am Wegesrand versetzen Haustierbesitzer und Eltern in Sorge. Foto: Kramer
Die Rattenköder am Wegesrand versetzen Haustierbesitzer und Eltern in Sorge. Foto: Kramer
Liegt am Wegesrand

Ratten-Köder in Otterndorf ausgelegt: So gefährlich ist das Gift für Tiere und Kinder

26.01.2023

Unter Bewohnern Otterndorfs geht die Sorge um: Die Stadt hat Rattenköder auslegen lassen. Die Bürger sorgen sich um Kinder und Tiere. Die Stadt und ein Schädlingsbekämpfer äußern sich zur möglichen Gefahr.

Anwohner sind entsetzt über die in den sozialen Medien kursierenden Warnungen vor Rattengift. Immer wieder werden am Wegesrand schwarze Rattenköder entdeckt. Sorgen werden laut, ob diese Köder für Hunde oder Kinder gefährlich werden könnten. Auch eine andere Frage stellt sich immer öfter: Gibt es eine Ratten-Plage in der beschaulichen Kleinstadt?

Immer mehr Fotos von den schwarzen Giftboxen tauchen im Netz auf. Am Süder- und Norderwall, am Amtsgericht sowie im Ferienhausgebiet wurden die Köder bereits von aufmerksamen Spaziergängern entdeckt. Wie ernst das Ratten-Problem wirklich ist, wer für die Auslegung der Köder verantwortlich ist und ob eine Gefahr für Kinder und Tiere besteht, fragen sich zur Zeit viele Eltern und Haustierbesitzer.

Das Ordnungsamt Otterndorf ordnet auf Anfrage die Sorgen der Bürger zu den Rattenködern ein: "Die Köder werden in unserem Auftrag von einer externen Schädlingsbekämpfungsfirma ausgelegt, das ist eine reine Vorsorgemaßnahme. Seit zwei Wochen etwa liegen die Köder nun aus, immer dort, wo zuvor Rattensichtungen gemeldet wurden. Aber eine Gefahr sollten sie eigentlich nicht darstellen, da die Giftköder nicht frei zugänglich und außerdem befestigt sein sollten."

Spaziergänger findet Aufkleber "lächerlich"

Ein 63-jähriger Spaziergänger, der seinen Namen nicht nennen möchte, empfindet diese Information als wenig beruhigend: "Die Köder sind zwar mit Drahtseilen befestigt, aber anfassen kann sie doch jeder. Ein großes Warnschild hätte man aufstellen sollen, diese kleinen Aufkleber sind lächerlich." Die auf die Köder aufgedruckte Warnung "Achtung Rattenköder! Kinder und Haustiere fernhalten!" weist auf die Vergiftungsgefahr hin, vor der sich Haustierbesitzer fürchten. In den sozialen Medien wird das Thema deswegen heiß diskutiert. "Mit Hunde an die Leine und Kinder an die Hand ist das Problem nicht gelöst", schreibt eine Nutzerin in einer Facebook-Gruppe. Die Otterndorfer machen sich jedoch nicht nur um ihre Hunde und Kinder Gedanken. Ein besorgter Nutzer kommentiert eine Warnung vor Giftködern mit den Worten: "Mal von Kindern und Hunden weg: Es gibt am Wall auch Enten und andere Tiere." 

Wie gefährlich sind die Köder, die eigentlich nur Ratten bekämpfen sollen, für Hunde, Katzen oder Enten? Dr. Micaela Peters von der Kleintierpraxis am Hafen in Cuxhaven gibt eine Einschätzung zu den Ködern ab: "Die Öffnungen sind so konzipiert, dass Kleintiere wie Igel und Enten nicht daran kommen sollten." Die Wirkung erklärt die Tierärztin wie folgt: "Es handelt sich bei dem Gift um Gerinnungshemmer, die verzögert wirken, also innerhalb von einigen Tagen, damit Artgenossen keinen Zusammenhang mit dem Köder herstellen können." Laut Schädlingsbekämpfer Stefan Loske sollen Ratten so keine "Köder-Scheu" entwickeln.

Hemmung der Blutgerinnung

Das Gift führe zur Hemmung der Blutgerinnung - was nichts anderes bedeute, als dass das vergiftete Tier innerlich verblutet. Doch auch, wenn die Boxen selbst keine Gefahr für andere Tiere darstellen, könne das Fressen eines vergifteten Nagetiers unter Umständen bedrohlich für Katzen, Hunde oder auch Eulen sein, betont Tierärztin Peters. Zwar sei die Gefahr für andere Tiere aufgrund der niedrigen Dosierung geringer, dennoch bestehe Handlungsbedarf, wenn das eigene Haustier ein kontaminiertes Tier gefressen hat oder Symptome wie Nasenbluten, blutige Ausscheidungen oder Apathie sichtbar werden. Das Tier sollte in diesem Fall umgehend einem Tierarzt vorgestellt werden, warnt die Tiermedizinerin.

Stefan Loske von der Schädlingsbekämpfungsfirma Heinsohn, die vom Ordnungsamt Otterndorf beauftragt wurde, bezieht zu der Thematik Stellung. Der Schädlingsbekämpfer will die angespannte Lage entschärfen, seiner Expertise nach bestehe kein Grund zur Sorge: "Dadurch, dass es sich nicht um Streuköder, sondern um geprüfte und fixierte Boxen mit einer sehr geringen Dosierung handelt, besteht keine Gefahr für Kinder oder andere Tiere. Wir kontrollieren die Gebiete regelmäßig und sammeln die Kadaver der Ratten ein." Loske betont, dass von einer Plage nicht gesprochen werden könne. "Die Ratten suchen im Winter nach Futter, weil die Felder im Herbst abgemäht wurden, und kommen dann natürlich in besiedelte Gebiete. Um das zu vermeiden, stellen wir diese Boxen dort auf, wo Ratten gesichtet wurden."

Der 63-jährige Spaziergänger kann mit dieser Entwarnung nicht viel anfangen - und bleibt besorgt: "Ich finde es nicht gut, was die Stadt macht. Man macht sich halt Sorgen um seine Liebsten."

Von Lena Kramer

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