Rauf aufs Floß, Leinen los in Otterndorf: Verleih am Hadelner Kanal in neuen Händen
Solarplatten sollen die Flöße bekommen und eine Grillmöglichkeit. Das Holz wird auf Vordermann gebracht und Erweiterungspläne gibt es auch. Dastin Homburg und Julian Schaar sind die "Neuen" am Hadelner Kanal und haben viele Ideen für den Floßverleih.
Mit Flößen hatte Dastin Homburg bisher eigentlich gar nichts am Hut. Der gebürtige Cuxhavener arbeitet beim Windenergieanlagenhersteller Enercon in Bremen. "Aber ich kenne den Hadelner Kanal und die Region gut", erzählt der 29-Jährige. Sein Kumpel Julian ist beim Raketenkonzern ArianeGroup beschäftigt.
Über eine Bootsfirma in Altenbruch erfuhren die Freunde, dass in Otterndorf ein neuer Betreiber für den Floßverleih "NoBoat" gesucht wird. Die bisherigen Anbieter T. T. Noell Wagner und Sebastian Alexander Brokopp hatten angekündigt, das Geschäft aus persönlichen Gründen abzugeben. "Bei einem Bierchen haben wir dann beschlossen, das Abenteuer zu wagen", erzählt Homburg. Das war vor drei Monaten. Seitdem sind Julian Schaar und Dastin Homburg stolze Besitzer einer Verleihfirma mit zwei Flößen an der Otterndorfer Schleuse.
Auch wenn sie noch ganz am Anfang stehen, ist der Betrieb bereits gut angelaufen: Ob Familienabenteuer, Junggesellenabschiede oder Kindergeburtstage - die Gäste kommen aus allen Alters- und Gesellschaftsgruppen. Weil Homburg und Schaar nicht immer vor Ort sein können, unterstützt ein Rentner aus Müggendorf die Männer und erklärt den Floß-Passagieren Technik und Ausrüstung.
Die Floßfahrer brauchen keinen Führerschein
Bis zu sechs Personen sind auf der gut 16 Quadratmeter großen Floßfläche erlaubt. Die Bedienung ist einfach. Obwohl motorisiert, brauchen die Gäste für das Floß - 6,10 Meter lang, 2,70 Meter breit und 2,70 Meter hoch - keinen Führerschein. Eine Tagestour kostet 220 Euro.
Dank seines hüttenartigen Aufbaus und zweier Isomatten an Bord lässt es sich auf dem Floß aber auch rustikal übernachten. Wer sich für eine zweitägige oder sogar dreitägige Tour entscheidet, kann den Schifffahrtsweg Elbe-Weser nahezu komplett erkunden. Die knapp 55 Kilometer lange Strecke verbindet die beiden Ströme durch das niederelbische Marschland zwischen Otterndorf und Bremerhaven. Sie besteht aus dem Hadelner Kanal, der Aue, dem Bederkesa-Geeste-Kanal und der Geeste. "Eine wunderschöne Gegend. Hier ist noch heile Welt", schwärmt Homburg, der einige Jahre in Neuenkirchen gewohnt hat.
Die neuen Floßverleih-Chefs haben viele Pläne: So sollen die beide Flöße "Finja" und "Knut" mit Solarzellen ausgestattet werden. In der Familie und im Freundeskreis hat das Duo viele fleißige Helfer. So wird sich Dastins Schwiegervater, der Zimmermann ist, der schon etwas "abgewirtschafteten" Floß-Holzbretter annehmen. Auf Homburgs To-Do-Liste steht auch eine Erweiterung der Floß-Flotte, etwa mit amerikanischen Pontonflößen. Außerdem möchte er Benefiz-Floßfahrten für Kinder organisieren.
Doch zunächst aber wird geheiratet: Am Freitag schippert der 29-Jährige in den Hafen der Ehe. Sein Floß-Partner Julian ist der Trauzeuge.