In der Otterndorfer Stadtbibliothek an der Wallstraße werden auf 200 Quadratmetern Publikumsfläche rund 12.000 physische Medien angeboten. Die Bibliothek verzeichnete im vergangenen Jahr 885 aktive Nutzerinnen und Nutzer. Foto: Grell
In der Otterndorfer Stadtbibliothek an der Wallstraße werden auf 200 Quadratmetern Publikumsfläche rund 12.000 physische Medien angeboten. Die Bibliothek verzeichnete im vergangenen Jahr 885 aktive Nutzerinnen und Nutzer. Foto: Grell
Sparzwänge in Samtgemeinde Hadeln

Antrag zur Schließung der Stadtbibliothek Otterndorf - "Habe richtig dicken Hals"

von Christian Mangels | 09.12.2024

Fällt die Stadtbibliothek Otterndorf den Sparzwängen der Samtgemeinde Land Hadeln zum Opfer? Dem Samtgemeinderat steht ein Antrag bevor, die Bibliothek 2025 zu schließen. Gegen diesen Vorschlag regt sich bereits Widerstand.

Die finanziell angeschlagene Samtgemeinde Land Hadeln steht unter Druck: Der Gemeindeverband, so eine Forderung der Kommunalaufsicht, soll seine freiwilligen Leistungen herunterfahren. Diesen Sparzwängen könnte nun die Stadtbibliothek in Otterndorf, eine Einrichtung der Samtgemeinde, zum Opfer fallen. In einem Antragsentwurf der CDU-Fraktion, der unserer Redaktion vorliegt, schlagen die Christdemokraten mit ihrem Fraktionsvorsitzenden Hans-Peter Weber vor, die Stadtbibliothek zum 31. März 2025 zu schließen.

"Der Samtgemeindebürgermeister wird beauftragt, die entsprechenden organisatorischen Vorbereitungen zu treffen und gleichzeitig beim Landkreis die Einrichtung einer Haltestelle der Fahrbücherei vor der alten Feuerwache in Otterndorf an einem Tag für mindestens drei Stunden pro Woche zu beantragen", heißt es in dem Antragsentwurf.

Die CDU schlägt weiterhin vor, für die frei werdenden Räumlichkeiten Möglichkeiten der Nachnutzung für die Verwaltung zu prüfen. Nachfolgend könnten angemietete Büroräume gekündigt und der dafür aufgewendete Mietaufwand reduziert werden.

Otterndorfer Bürgermeister hat einen "dicken Hals"

Dass man sich mit diesem Vorschlag nicht nur Freunde macht, bekommt die CDU-Fraktion bereits vor der offiziellen Antragsstellung zu spüren. "Ich habe einen richtig dicken Hals", schimpft Otterndorfs Bürgermeister Claus Johannßen (SPD). In einer Zeit, in der Bildung und Wissen eine zentrale Rolle spielen, sei ein solcher Vorschlag völlig unangebracht. Die Schulen und die Bildung seien schließlich eine der zentralen Aufgaben der Samtgemeinde.

"Bevor die Samtgemeinde die Bibliothek aufgibt, sollte sie sich lieber von Aufgaben trennen, für die sie gar nicht zuständig ist", sagt Claus Johannßen und nennt als Beispiel den Tourismus in der Wingst. Tourismus sei nun einmal Aufgabe der Mitgliedsgemeinden. Dieses Thema wolle er in Kürze aufs Tapet bringen.

Auch aus den Reihen der FDP, immerhin Gruppenpartner der CDU im Samtgemeinderat, kommt deutliche Kritik an den Schließungsvorschlägen. "Unsere Bibliothek ist eine wichtige, nicht wegzudenkende Bildungs- und Kultureinrichtung", teilen die beiden FDP-Ratsmitglieder Christiane Steffens und Carsten Nickel aus Otterndorf in einer Stellungnahme mit.

Die Stadtbibliothek Otterndorf ist Anziehungspunkt für Leseratten und Bücherwürmer. Wegen der finanziellen Probleme der Samtgemeinde steht die Zukunft der Einrichtung auf dem Spiel. Foto: Grell

Die Bibliothek sei eine unersetzbare Einrichtung für die Leseförderung von Kindern, ein Ort der Begegnung und mit ihrem Veranstaltungsangebot ein kultureller Mittelpunkt. "Wer heute meint, dass eine Standortbibliothek wie die unsere keine Zukunft hat, kennt das umfassende, insbesondere auch digitale Medienangebot dort nicht", heißt es in der Erklärung. Den Vorschlag, die Bibliothek durch den Bücherbus zu ersetzen, hält die FDP für "indiskutabel".

Der FDP sei die schwierige finanzielle Situation der Samtgemeinde und der Stadt Otterndorf bewusst. "Deshalb muss die Einnahmesituation der Bibliothek verbessert und die Unterstützung bezüglich Fördermöglichkeiten durch die Bibliotheksgesellschaft gesucht werden", so die Liberalen. Zu prüfen seien auch Möglichkeiten ehrenamtlicher Unterstützung. Diese Idee hatte die Verwaltung bereits in ihrem Haushaltssicherungskonzept für das Haushaltsjahr 2025 formuliert.

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