Sozialminister Philippi lobt "Spezialitäten" der Otterndorfer Klinik
Das Gespräch im Krankenhaus Land Hadeln in Otterndorf selbst verlief hinter geschlossenen Türen. Aber der Eindruck, den der neue Sozialminister Dr. Philippi dort gewann, scheint offenkundig positiv. Er nannte die Klinik später "ein Schmuckkästchen".
Diese Signale hörten sich gut an, die der neue Sozialminister Dr. Andreas Philippi (SPD) nach seinem Besuch des Krankenhauses Land Hadeln in Otterndorf aussendete, auch wenn er keine Versprechungen machen wollte und konnte.
Niedersachsens neuer Sozialminister nutzte bei seinem Besuch im Wahlkreis seines Freundes und Parteifreundes Daniel Schneider die Gelegenheit, sich mit den neun kommunalen Krankenhausträgern, Ärzten und Direktion intern auszutauschen. Die Otterndorfer Klinik ist seit Herbst 2021 rekommunalisiert und die Gesellschaft seitdem in Trägerschaft des Landkreises und der Samtgemeinde Land Hadeln.
Beim Empfang durch die Stadt Otterndorf und ihrem Bürgermeister Claus Johannßen und Vertretern aus Rat und Verwaltung im ehrwürdigen Ratssaal nannte der Sozialminister das Otterndorfer Krankenhaus "ein Schmuckkästchen". Es sei familiär, und er habe sich gleich zu Hause gefühlt, meinte der Politiker und ausgebildeter Arzt aus dem Harz. Bei den Gesprächen in der Klinik habe man gleich eine gute Ebene gefunden. Versprechungen konnte und wollte Dr. Philippi nicht machen. Aber der Chirurg lobte die "Feinheiten und Spezialitäten" in Otterndorf wie die orthopädischen Fachdisziplinen. "Da ist eine Menge Potenzial drin, das Krankenhaus ist dabei in seinen Zahlen exzellent."
Neue Strukturen in der Krankenhauslandschaft
Und er traf allgemeine gesundheitspolitische Aussagen. Das Gesundheitssystem stehe nach 20 Jahre vor einer Gezeitenwende und Niedersachsen habe damit bereits mit dem im vorigen Jahr verabschiedeten Novellierungsgesetz begonnen, machte Dr. Philippi klar. Künftig werde das Land in acht statt vier Sektoren aufgeteilt und es werde genau analysiert, wie viele Krankenhäuser qualitativ sinnvoll seien. Seine Sichtweise gehe dabei immer vom Patienten aus, versicherte der Sozialminister mehrfach. Er sprach sich für eine gute Gesundheitsversorgung und für schnelle Transportwege in die richtige Klinik aus. Neben einer Krankenhausreform müsse es auch eine Reform des Rettungsdienstes geben, wobei viele Einzelheiten zu klären seien, wie der Einsatz von Gemeindenotfallsanitätern, um den Druck aus dem Notfallsystem zu nehmen. Dr. Philippi sprach sich gegen Doppelstrukturen aus,. Er plädierte dafür, verschiedene Modelle wie das Belegarztsystem an Klinikern zu diskutieren und dabei auch Modelle aus anderen Ländern zu betrachten.
Philippi; "Wir brauchen neue Arbeitszeitmodelle"
Im Zuge des Gespräches im Otterndorfer Rathaus verdeutlichte er, dass es zwecks Fachkräftegewinnung positiv sein könne, Studierende zu unterstützen und zur Rückkehr zu verpflichten, wie es einige Landkreise bereits täten. "Der 24/7 Landarzt ist Geschichte, das geht heute nicht mehr." Die Mentalität der Menschen habe sich geändert, es werde mehr auf Ruhezeiten geachtet und dass keine Überlastung erfolge. Bedacht werden müsse auch, dass es überwiegend Frauen seien, die Medizin studierten. Dr. Philippi: "Wir brauchen neue Arbeitszeitmodelle."
In den ländlichen Regionen spiele der demografische Faktor eine große Rolle, aber es müsse nicht immer der Arzt sein, der herauskomme. Entscheidend sei, dass die Erstversorgung in hoher Qualität geschehe. Und in Krankenhäusern insgesamt lägen zu viele gesunde Menschen; mehr Krankenhausleistungen müssten ins Ambulante verlegt werden. Dr. Philippi sprach sich für eine neue gesellschaftspolitische Debatte zum Thema Bezahlung von Honorarärzten aus sowie für eine deutliche Verbesserung der Anerkennung von Examina aus anderen Ländern.
Nach dem Termin im Rathaus Otterndorf hatten Minister Dr. Philippi und der Abgeordnete Daniel Schneider noch weitere medizinische Themen auf der Agenda und besuchte in Cuxhaven die Praxis Timmermann und Partner und sprachen abends mit Ärzten aus der Region über aktuelle Themen.