Lebenswege von Migranten: Wanderausstellung in Otterndorf zeigt bewegende Geschichten
Ob Verfolgung, Krieg, Arbeit, Studium oder Liebe: Es gibt viele Gründe, warum Menschen nach Deutschland kommen. Eine Wanderausstellung, die seit Montag in den Otterndorfer VHS-Räumen zu sehen ist, erzählt von erfolgreichen Migrationsgeschichten.
Yuliya Kamp stammt aus dem Norden Weißrusslands (heute: Belarus). Sie ist 22 Jahre alt, als sie nach Deutschland kommt und als Au-Pair in Cuxhaven arbeitet. Die Gastfamilie behandelt sie wie ein Familienmitglied und weckt in ihr den Wunsch, sich in Deutschland ein neues Leben aufzubauen. Yuliya beschließt, an der Bremer Uni Germanistik und Geschlechterforschung mit dem Schwerpunkt Deutsch als Fremdsprache zu studieren und schließt das Studium mit dem Bachelor ab. Heute ist sie beim Caritasverband in Cuxhaven angestellt und arbeitet als Migrationsberaterin für Zugewanderte im Landkreis Cuxhaven. Außerdem gibt sie an der Volkshochschule Deutschkurse für Ausländer. Privat hat sie ihr Glück in Hainmühlen (Stadt Geestland) gefunden. Dort lebt sie mit ihrem Mann und ihrer Tochter.
Die Geschichte von Yuliya Kamp ist eine von insgesamt zehn Erfolgsgeschichten, die in der Wanderausstellung "Ankommen in Deutschland" des Caritasverbands Cuxhaven präsentiert werden. Die Schau mit inspirierenden Lebenswegen von Zugewanderten ist in den kommenden drei Wochen wochentags in der Zeit von 8.30 bis 12.30 Uhr in den VHS-Räumen am Fröbelweg 1 in Otterndorf zu sehen. Nicht weniger sehenswert ist der dazugehörende Dokumentationsfilm, den der Caritasverband in Zusammenarbeit mit der Cuxhavener Werbeagentur Mediamor mit den zehn Protagonisten gedreht hat. Interessierte Gruppen können sich bei der VHS für Film und Ausstellung anmelden.
Die vorgestellten Menschen kommen aus Syrien, Iran oder Ruanda
Bei der Betrachtung der Ausstellung und des Films wird schnell deutlich, dass hinter dem Begriff "Migrationshintergrund" ganz unterschiedliche Biografien stehen. Die vorgestellten Menschen kommen aus Syrien, Schweden, Iran oder Ruanda und erzählen ganz offen von ihrer Herkunft, ihren ersten Eindrücken von Deutschland und wie sie Fuß gefasst haben.
Da ist zum Beispiel Mehrnoush, die nach ihrer Promotion im Iran für eine Postdoktorandenstelle nach Deutschland kommt, in Göttingen an einem Krebsmittel forscht und heute in Cuxhaven lebt und arbeitet. Oder Kimette aus dem Kosovo, die mit ihrer Familie 1994 vor dem Krieg flüchtet und in Deutschland in der Fischindustrie arbeitet, obwohl sie in ihrem Heimatland eine Modedesign-Ausbildung absolviert hat. Oder der Syrer Ahmad, der nach langer Flucht im Cuxland landet, ein Praktikum in der Otterndorfer Medem-Apotheke absolviert und davon träumt, Arzt oder Apotheker zu werden.
Ute Feldt vom Caritasverband bezeichnet die Gespräche mit den zugewanderten Menschen als bereichernd und wertvoll. "Gerade in diesen Zeiten schärfen sie den Blick dafür, was gelungene Integration ist", sagte Ute Feldt bei der Ausstellungseröffnung am Montag. Nicht nur "Normalbürgern", sondern insbesondere auch Politikern empfiehlt sie, sich Zeit zu nehmen, in die Zuwanderungsgeschichten einzutauchen.
VHS-Leiterin Dr. Marie-Louise Rendant betonte die Bedeutung der sprachlichen Förderung der Migrantinnen und Migranten. Aktuell würden täglich durchschnittlich 320 Personen die Sprach- und Integrationskurse der Volkshochschule Landkreis Cuxhaven besuchen. Yuliya Kamp sagt: "Ich hoffe, dass unsere Beispiele helfen, dass zugewanderte Menschen und potenzielle Arbeitgeber besser zueinanderfinden."