Stadtführer Jörn Putzig ist ein wandelndes Otterndorf-Lexikon
Eine gehörige Portion Heimatliebe hatte er schon immer im Herzen, nun bringt der frühere Berufsberater Jörn Putzig seine Heimatstadt Otterndorf Besuchern näher: Für seine Stadtführungen schlüpft er in das Kostüm des einstigen Ratskellerwirtes.
Wer jahrzehntelang lang im Beruf Vollgas gegeben hat, kann danach nicht einfach nichts tun. Darum hat Jörn Putzig — viele Jahre Teamleiter in der Berufsberatung — nun einen neuen Job: Er verstärkt seit Beginn des Jahres das Stadtführer-Team von Otterndorf. Und wer bei seinen Touren mitläuft, kann sich auf einiges gefasst machen: Die Geschichten, die der 69-Jährige über die Vergangenheit seiner Heimatstadt ausgegraben hat, kennen nur wenige. Oder wussten Sie, dass sich der Name Otterndorf nicht von dem gleichnamigen Tier ableitet, sondern möglicherweise von dem einstigen Flüsschen Ater? Oder dass man im Herzen Otterndorfs, nämlich im "Himmelreich", auf den "Strich" gehen kann?
Heimatliebe ist für Jörn Putzig keine Worthülse, sondern etwas Greifbares. "Die Geschichte Otterndorfs hat mich schon immer interessiert", sagt der gelernte Realschullehrer. Angelernt von der legendären Ortsheimatpflegerin Erna Kayser hat er bereits in den 1980er-Jahren Stadtführungen in Otterndorf gemacht. Dann standen zunächst Beruf und Familie im Vordergrund. Aber nun, im Rentenalter, kehrt er zu seiner Leidenschaft zurück: "Für mich ist es eine Herzensangelegenheit, anderen Menschen zu verdeutlichen, was für ein wunderbarer Ort Otterndorf ist."
Im mittelalterlichen Kostüm des ehemaligen Ratskellerwirtes durchstreift er mit den Gästen die alten Gassen und gibt humorige und historische Geschichten zum Besten. "Es darf nicht so todernst sein, aber die Fakten müssen stimmen", sagt Putzig.
Jörn Putzig kennt Otterndorfs Geschichte aus dem Effeff
Der Familienvater ist ein wandelndes Otterndorf-Lexikon. Er kennt die Geschichte der Medemstadt aus dem Effeff, kann viel über die Abhängigkeit und gleichzeitige Furcht der Otterndorfer vor dem Wasser erzählen, rezitiert Verse von Johann Heinrich Voß und weiß, dass Otterndorf zu Voß' Zeiten 22 Krugwirte hatte - aber keiner dieser Wirte durfte Wein ausschenken, dieses Privileg war allein dem Ratskeller vorbehalten. Und sollte er tatsächlich mal eine Frage nicht beantworten können, dann reicht er die Antwort nach. "Wir sind ja schließlich nicht allwissend", sagt Putzig.
Das historische Erbe der Stadt zu erhalten, ist für den Stadtführer sehr wichtig. "Ich habe die große Sorge, dass mit dem wachsenden Tourismus das Traditionelle überlagert wird", sagt Putzig. Er halte es für wichtig, den besonderen Charme der Medemstadt zu bewahren.
Wer den redegewandten Ratskellerwirt einmal bei einer Otterndorf-Führung erleben will, sollte sich den Mittwoch, 20. September und Mittwoch, 11. Oktober, jeweils 11 Uhr, notieren. Dann ist Jörn Putzig wieder mit Gästen auf Tour. Ende Oktober endet die Stadtführungssaison.