Stadtrat Otterndorf: Frank Eulenstein geht - seine Nachfolgerin ist keine Unbekannte
Nach zwölf Jahren ist Schluss - Frank Eulenstein (60), profilierter FDP-Politiker und bekannter Agrarwissenschaftler, legt sein Mandat im Otterndorfer Stadtrat vorzeitig nieder. Ihm folgt eine Frau, die in Hadeln auch keine Unbekannte ist.
Stühlerücken bei der FDP im Otterndorfer Stadtrat: Prof. Dr. Frank Eulenstein gibt aus "persönlichen Gründen" sein Mandat zum 31. Dezember ab. Als Gründe für seinen Rücktritt erklärte Eulenstein gegenüber unserem Medienhaus: "Ich muss über mein Zeitbudget nachdenken." Der gebürtige Westfale ist Agraringenieur beim Leibniz-Zentrum für Agrarlandschaftsforschung (ZALF) und betreut verschiedene Moorprojekte, unter anderem in Brandenburg. Er engagiert sich außerdem in der Energie-Genossenschaft Otterndorf. Bis 2016 war er Geschäftsführer der Deutschen Cuxin Marketinggesellschaft GmbH.
Eulensteins Expertise war im Stadtrat (aber auch darüber hinaus) begehrt und häufig der Zeit voraus, wie der CDU-Fraktionsvorsitzende Thomas Bullwinkel in der Ratssitzung am Dienstag anmerkte. Der FDP-Politiker, der im November 2011 in den Stadtrat kam, bekleidete während seiner Mandatszeit verschiedene Leitungspositionen: Von 2016 bis 2021 war er Vorsitzender des Wirtschaftsausschusses, 2022 führte er kurzzeitig den Tourismusausschuss an. Zuletzt hatte er den Vorsitz des Finanzausschusses inne. Eulenstein war Vorsitzender der FDP-Fraktion im Stadtrat und stellvertretender Sprecher der CDU/FDP-Gruppe.
Er bedaure das Ausscheiden Eulensteins sehr, sagt dessen Fraktionskollege Carsten Nickel. "Er trifft fundierte Entscheidungen und handelt nicht ideologisch. Er hat die Ratsarbeit über viele Jahre sehr befruchtet."
Für Eulenstein rückt im neuen Jahr Christiane Steffens nach. Die Lehrerin aus Otterndorf ist in der Lokalpolitik kein unbeschriebenes Blatt. Sie ist Vorsitzende der FDP Land Hadeln und sitzt seit 2021 im Samtgemeinderat. Vor zwei Jahren übernahm sie den Vorsitz des Schul- und Sportausschusses der Samtgemeinde Land Hadeln.
E-Ladestationen an vier Standorten
Für Eulenstein gab es von allen Fraktionen gute Wünsche, Präsente und Respektbekundungen für die in zwölf Ratsjahren geleistete Arbeit. Mit Freude wird der grünste aller FDP-Politiker in der Ratssitzung vernommen haben, dass es mit dem Ausbau von E-Ladestationen in Otterndorf nun offenbar vorangeht. Stadtdirektor Frank Thielebeule berichtete, dass der Oldenburger Mobilitätsdienstleister EWE Go an vier Standorten in der Medemstadt Lademöglichkeiten schaffen will. Konkret im Gespräch sind der Kirchplatz, der Große Specken, die Goethestraße (Sole-Therme) und der Norderteiler Weg (Feriengebiet). Der Rat stimmte dem Abschluss eines Sammelvertrags mit EWE Go zu. Geplant ist eine Vertragslaufzeit von 15 Jahren.
Die große Frage ist, ob das Otterndorfer Stromnetz dem Hochlauf der Elektromobilität überhaupt standhalten kann. "Was können unsere Netze leisten?", wollte Bianca Schedler (CDU) von der Verwaltung wissen. Stadtdirektor Frank Thielebeule zuckte nur mit den Schultern: "Uns liegen keine Daten vor, inwieweit das Netz ausgereizt ist."
Weitere Themen aus dem Otterndorfer Stadtrat in Kürze:
Neue Bäume: Am Badesee soll es grüner werden. Die CDU/FDP-Gruppe hat den Antrag gestellt, zur Sicherung des Baumbestandes am See-Spielplatz neue Bäume zu pflanzen. In den vergangenen Jahren seien etliche Bäume den Stürmen zum Opfer gefallen. "Wir sollten mit dem Nachpflanzen nicht warten, bis kaum noch Bäume aus dem Altbestand vorhanden sind", mahnen CDU und FDP. Der Antrag geht nun zur weiteren Beratung in den Fachausschuss.
Kitaplätze: Die Kindertagesstätten in Otterndorf sind derzeit nahezu voll belegt. Lediglich der Awo-Kindergarten am Medembogen habe aktuell einen Krippenplatz frei, berichtete Stadtdirektor Frank Thielebeule. Alle anderen Einrichtungen seien komplett ausgebucht.
Spielplatz: Zahlreiche Häuser sind im Baugebiet Am Medembogen schon entstanden, aber ein Kinderspielplatz fehlt noch. Die CDU/FDP-Gruppe drängte nun mit einem Antrag auf die baldige Realisierung dieses Spielplatzes. Bauamtsleiterin Maike Schilling erklärte, dass der Bau im nächsten Jahr beginnen kann.
Mahnmal: Das Denkmal für die verstorbenen Kinder der Zwangsarbeiterinnen am Großen Specken, das bislang von dem Verein "Zukunft durch Erinnern" betreut und gepflegt wurde, geht nach einem Antrag der SPD/Grünen-Gruppe 2024 in die Verantwortung der Stadt Otterndorf über. Die Stadt sei sich der Bedeutung des Mahnmals bewusst und werde zukünftig die Pflege und Instandhaltung sicherstellen, so Stadtdirektor Thielebeule.