In welche Richtung soll sich der Tourismus im Nordseebad Otterndorf entwickeln? Die Daten aus dem Tourismusreport sollen bei der zukünftigen Positionierung helfen. Foto: Schröder
In welche Richtung soll sich der Tourismus im Nordseebad Otterndorf entwickeln? Die Daten aus dem Tourismusreport sollen bei der zukünftigen Positionierung helfen. Foto: Schröder
Studie

Tourismusreport zeigt: So ticken die Urlauber im Nordseebad Otterndorf

von Christian Mangels | 18.06.2024

Das Nordseebad Otterndorf analysiert seinen Tourismus und will ihn in Zukunft zielgenauer für seine Gäste gestalten. Doch wie sieht der typische Otterndorf-Urlauber überhaupt aus? Eine umfangreiche Datenerhebung gibt Auskunft.

In welche Richtung soll sich der Tourismus im Nordseebad Otterndorf entwickeln? In der Medemstadt gibt es zu dieser Frage viele Meinungen, die zum Teil sehr unterschiedlich sind. Um handfeste Daten zur Weiterentwicklung der Urlaubsdestination Otterndorf in der Hand zu haben, hat die Stadt im Juni 2023 die Agenturen Saint Elmo's Tourismusmarketing und Thaltegos mit der Erstellung eines Tourismusreports beauftragt.

Die Ergebnisse dieser umfangreichen Studie liegen jetzt vor. Die Agenturen haben für den Report die Bewegungsdaten der Urlaubsgäste erfasst und ausgewertet; Datengrundlagen waren 500 bis 600 deutsche Apps, unter anderem aus den Bereichen Wetter, Navigation oder Entertainment. Zielgebiet war die Stadt Otterndorf. "Mit dieser Erhebung haben wir umfangreiche Daten und Erkenntnisse zu unseren Gästen erhalten", sagt Otterndorfs Tourismuschefin Ulrike Meyer, die in der jüngsten Sitzung des Tourismusausschusses zentrale Ergebnisse des Tourismusreports vorstellte. 

Drei Hauptzielgruppen herausgearbeitet

Wichtiger Bestandteil der Untersuchung war die sogenannte Sinus-Milieu-Analyse, mit deren Hilfe drei Hauptzielgruppen bei den Tages- und Übernachtungsbesuchern herausgearbeitet wurden: das konservativ-gehobene Milieu, das traditionelle Milieu und die adaptiv-pragmatische Mitte.

Mitglieder des konservativ-gehobenen Milieus haben ein hohes Einkommen und viel Besitz. Sie orientieren sich an traditionellen Werten, sind aber auch zur Modernität bereit. Außerdem legen sie großen Wert auf Status und Lebensstandard und haben den Wunsch nach Ordnung und Balance.

Das traditionelle Milieu ist die Kriegs- beziehungsweise Nachkriegsgeneration und damit das älteste Milieu. Die Lebenswelt zeichnet sich vor allem durch eine traditionelle Arbeiterkultur aus. Personen aus diesem Milieu sehnen sich nach einer geordneten Welt und zeigen eine gewisse Distanz zu modernen gesellschaftlichen Entwicklungen. 

Die adaptiv-pragmatische Mitte ist geprägt durch eine hohe Anpassungs- und Leistungsbereitschaft, fühlt sich aufgrund der gesellschaftlichen Entwicklung jedoch zunehmend verunsichert. Die Mitglieder sind stark mit Ihrer Heimat verbunden und haben ein Bedürfnis nach Verankerung und Zugehörigkeit.

Der Otterndorfer Tourismus-Report wertet den Urlauber aus dem konservativ-gehobenen Milieu als "wichtigen Gast" - das sind jene Urlauber, die ganzjährig das betriebswirtschaftliche Überleben sichern. In die Kategorie "Lieblingsgast" (Urlauber, die den größten Anteil der touristischen Wertschöpfung generieren) fällt laut Untersuchung die adaptiv-pragmatische Mitte. Und dann gibt es noch die "Zukunftsgäste", die in fünf bis acht Jahren relevant werden: Das sind die Post-Materiellen. Sie sind achtsam, kulturinteressiert, nachhaltig, gemeinwohlorientiert und Genussmenschen. 

Die Experten gehen davon aus, dass es in den nächsten Jahren zu Verschiebungen in den Gast-Kategorien kommen wird: Die adaptiv-pragmatische Mitte wird zukünftig zum "wichtigen Gast" und die Urlauber aus dem post-materiellen Milieu zum "Lieblingsgast".

"Wir wollen die zukünftige Tourismusarbeit auf diese Sinus-Milieus ausrichten", kündigte Ulrike Meyer an. Die Ergebnisse sollen außerdem Basis für das lang erwartete Tourismuskonzept sein. Die Stadt Otterndorf strebt hier eine Zusammenarbeit mit dem Landkreis Cuxhaven an, der gerade an der Fortschreibung seines eigenen Tourismuskonzeptes arbeitet. Beauftragt wurde die dwif-Consultig GmbH mit Sitz in München und Berlin. Otterndorf hat die Möglichkeit, sich dort "einzukaufen" und erhält dafür ein individuelles, auf das Nordseebad abgestimmtes Konzept. Start könnte schon im August 2024 sein, wie Ulrike Meyer erläuterte. Als Kosten werden 14.500 Euro angegeben.

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Christian Mangels

Redakteur
Cuxhavener Nachrichten/Niederelbe-Zeitung

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