Noch dominiert die Baustelle auf dem Großen Specken in Otterndorf, aber die Arbeiten zur Erneuerung der Uferbefestigung gehen in die finale Phase. Jetzt beginnen die Überlegungen, wie es mit dem Platz grundsätzlich weitergehen soll. Foto: Mangels
Noch dominiert die Baustelle auf dem Großen Specken in Otterndorf, aber die Arbeiten zur Erneuerung der Uferbefestigung gehen in die finale Phase. Jetzt beginnen die Überlegungen, wie es mit dem Platz grundsätzlich weitergehen soll. Foto: Mangels
Leserforum

Traditionsreicher Platz: Wie soll der Große Specken in Otterndorf künftig aussehen?

von Christian Mangels | 06.08.2023

Der Große Specken ist das Herzstück und die gute Stube von Otterndorf. Jetzt, wo die Bauarbeiten an der Ufermauer zu Ende gehen, beginnen die Überlegungen, wie es mit dem Platz grundsätzlich weitergehen soll. Unsere Zeitung startet ein Leserforum.

Otterndorf war einst ein bedeutender Handels- und Umschlagplatz und die Medem eine wichtige Verkehrsroute. Die Ufer des Flusses waren damals noch nicht befestigt, was das Anlanden der Schiffe schwierig machte. Deshalb legten die Otterndorfer einen "Specken" an, eine Befestigung aus Reisig, Busch und Reet. Das Ufer wurde sozusagen "gespickt" mit diesen Materialien.

In Otterndorf gab es einen "kleinen Specken" am südwestlichen Rand der Altstadt und einen "großen Specken" unterhalb des alten Schlosses, also des heutigen Amtsgerichts. Erst um 1900 wurde der Große Specken mit einer Kaimauer versehen.

Otterndorf war einst ein bedeutender Handels- und Umschlagplatz und die Medem eine wichtige Verkehrsroute. Die Ufer im Bereich des heutigen Großen Speckens waren noch nicht befestigt, was das Anlanden der Schiffe schwierig machte. Foto: CN/NEZ-Archiv

Heute werden die Straße und der Platz Am Großen Specken vor allem zum Parken genutzt - zum Teil werden die Autos recht kreativ abgestellt. Außerdem starten dort die Medem- und Lichterfahrten mit dem Fahrgastschiff "Onkel Heinz".

Im Winter 2023 begannen umfangreiche Sanierungsmaßnahmen, um die in die Jahre gekommene Ufermauer wieder in Schuss zu bringen. Das rund 1,5 Millionen Euro teure Projekt wurde mit Mitteln aus dem Fördertopf "Perspektive Innenstadt" bezuschusst. Diese Arbeiten sind nun weitgehend abgeschlossen. Eine "Aufhübschung" der Grünflächen im Uferbereich schließt sich an.

Wie soll es aber grundsätzlich mit dem Großen Specken weitergehen? Ein neues Anforderungsprofil für den traditionsreichen Platz ist gefragt. Die politischen Beratungen dazu haben noch nicht begonnen, aber erste Ideen haben die Stadtratsmitglieder schon.

Peter Martin Stelzenmüller (Bündnis 90/Die Grünen), stellvertretender Bürgermeister und Vorsitzender des Bau- und Umweltausschusses, wünscht sich eine "universelle Nutzung" des Platzes, mit Sitzflächen, einer mobilen Bühne und der Erweiterung der Tische der anliegenden Restaurants - "eine Art kleine Piazza eben". Für die wegfallenden Parkplätze würde es in der Nähe eine Ausgleichsfläche geben, sagt Stelzenmüller, ohne diese konkret zu nennen.

"Parkplätze müssen natürlich bleiben", sagt dagegen der FDP-Ratsherr Carsten Nickel. Autostellplätze würden für das Amtsgericht, die Gastronomie und die Innenstadt insgesamt benötigt. Aber auch er kann sich mehr Außengastronomie auf dem "Specken" vorstellen. Für Veranstaltungen sollte der Platz weiterhin zur Verfügung stehen. Grundsätzlich sieht Nickel "keinen großen Handlungsbedarf", da der Große Specken aus seiner Sicht "im Großen und Ganzen in Ordnung ist". Eine komplette Neugestaltung könne sich die Stadt zurzeit nicht leisten.

Für Malte Hinck, den Vorsitzenden der SPD-Fraktion im Stadtrat, ist es wichtig, dass der Große Specken zukünftig "noch mehr zum Verweilen einlädt". Mit besseren Sitzgelegenheiten mit Blick auf die Medem und Spielgeräten für Kinder könnte die Aufenthaltsqualität deutlich verbessert und die Innenstadt noch attraktiver gestaltet werden. "Um dieses alles in Einklang mit den weiterhin erforderlichen Parkplätzen zu bringen, muss hier eine vernünftige und gründliche Planung erfolgen", sagt Hinck. Erste Gespräche mit der Stadtverwaltung dazu hätten bereits stattgefunden.

Sitzmöbel, Spielgeräte und Liegen am Medemufer

Susann Rennebeck, Ratsfrau der Grünen, setzt sich für ein deutlich reduziertes Parkplatzangebot auf dem Großen Specken ein. "Mein Schwerpunkt liegt definitiv auf einem Platz mit Aufenthaltsqualität", sagt die Otterndorferin. Auf ihrer Wunschliste stehen unter anderem eine E-Bike-Ladestation, mehr Fahrradständer, seniorengerechte Sitzmöbel, Bank-Tisch-Kombinationen, Spielgeräte für Kinder (zum Beispiel in Form eines Fischotters) und Liegen am Medemufer. Um die Aufenthaltsqualität vor allem in den heißen Sommermonaten für Besucher der Innenstadt zu erhöhen, hält sie auch einen öffentlichen Trinkwasserbrunnen für ein wünschenswertes Angebot.

Dass der Große Specken eine höhere Aufenthaltsqualität bekommen sollte, dafür will sich auch die CDU mit ihrem Fraktionsvorsitzenden Thomas Bullwinkel einsetzen. "Aber das Parken dürfen wir nicht vergessen", sagt der Lokalpolitiker. Denn viele Otterndorfer und Gäste würden diese Parkflächen für Einkäufe, die Arbeit oder das Schwimmbad nutzen. Auch als Veranstaltungsort sollte der Große Specken in seinen Augen weiterhin zur Verfügung stehen. "Wir hatten schon mal über eine feste Bühne nachgedacht, die im Sommer für Veranstaltungen genutzt werden könnte", so Bullwinkel. Eine Bürgerbeteiligung sei auf jeden Fall der richtige Weg. Und: Die finanziellen Möglichkeiten der Stadt und eventuelle Fördermittel dürfe man für die Neugestaltung des Platzes nicht aus den Augen verlieren.

Was aber wünschen sich die Otterndorfer Bürger, die Gäste und Urlauber für den traditionsreichen Platz im Herzen Otterndorfs? Wir starten ein Leserforum zu diesem Thema. Ihre Ideen sind gefragt: Wie sollte der Große Specken der Zukunft aussehen? Sollen die Parkplätze verschwinden oder bleiben? Wie kann die Aufenthaltsqualität verbessert werden?

Unser Medienhaus ruft die Leserinnen und Leser dazu auf, konkrete Vorschläge zu machen. Schicken Sie Ihre Ideen per E-Mail an die Redaktion. Die E-Mail-Adresse lautet: mangels@nez.de. Wer den Postweg bevorzugt, sendet seine Anregungen an die NEZ-Redaktion, Wallstraße 12, 21762 Otterndorf. Auch auf unserer Facebook-Seite haben wir eine Umfrage gestartet. Dort sind bereits interessante Ideen eingegangen. Wir werden die ersten Zuschriften in den nächsten Tagen veröffentlichen.

So sah der Große Specken in Otterndorf in den 1950er- und 1960er-Jahren aus. Der Platz wirkte angenehm ruhig, Parkmöglichkeiten waren noch rar. Foto: CN/NEZ-Archiv

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Cuxhavener Nachrichten/Niederelbe-Zeitung

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