Was wird aus der Otterndorfer Bibliothek? Heftiger Gegenwind für Schließungsvorschlag
Gegen die von der CDU vorgeschlagene Schließung der Otterndorfer Stadtbibliothek regt sich Widerstand aus Reihen der Bürgerinnen und Bürger und der Politik. Auch die Bibliotheksgesellschaft Cuxhaven hat sich zu Wort gemeldet.
Der Vorschlag der CDU-Fraktion im Rat der Samtgemeinde Land Hadeln, die Otterndorfer Stadtbibliothek 2025 zu schließen, stößt in der Medemstadt und darüber hinaus auf mächtig Gegenwind. Die CDU mit ihrem Fraktionsvorsitzenden Hans-Peter Weber hatte angesichts der Sparzwänge der Samtgemeinde den Antrag formuliert, die Bibliothek an der Wallstraße zum 31. März 2025 dichtzumachen und durch die Fahrbücherei des Landkreises zu ersetzen. Der Antragsentwurf liegt unserem Medienhaus vor. Über das Thema wird voraussichtlich in der Sitzung des Ausschusses für Finanzen und wirtschaftliche Angelegenheiten am Dienstag, 7. Januar, beraten.
Scharfe Kritik an dem Schließungsvorschlag kommt nicht nur von Otterndorfs Bürgermeister Claus Johannßen (SPD), sondern auch aus den Reihen der FDP, immerhin Gruppenpartner der CDU im Samtgemeinderat. Auch innerhalb der CDU stößt der Vorschlag der Fraktionsspitze nicht nur auf Zustimmung. Der Otterndorfer CDU-Politiker Thomas Bullwinkel schreibt auf Facebook: "Wir werden die Stadtbibliothek in Otterndorf behalten." Er werde alles dafür Notwendige unternehmen, dass die Einrichtung bestehen bleibt.
Schlag gegen die Kultur im ländlichen Raum
Der Vorstand der Bibliotheksgesellschaft Cuxhaven reagiert "bestürzt" und "erschüttert" auf die Pläne der CDU, die Stadtbibliothek Otterndorf zum 31. März 2025 schließen zu wollen. Der Förderverein der Stadtbibliotheken in Cuxhaven und Otterndorf sowie der Fahrbücherei des Landkreises Cuxhaven wertet die Schließungsabsicht als "heftigen Schlag gegen die Kultur im ländlichen Raum seitens einer Partei, die doch immer wieder vorgibt, gerade diesen ländlichen Raum stärken zu wollen." In einer Stellungnahme erklärt Rüdiger Pawlowski, Vorsitzender der Bibliotheksgesellschaft, gegenüber der Redaktion: "Gerade in einer Zeit, in der deutlich wird, dass die Feinde der Demokratie in Deutschland erstarken und die staatstragenden Akteure gefordert sind, hier tagtäglich dagegenzuhalten, mutet dieses handstreichartige Vorgehen sehr befremdlich an."
Öffentliche Bibliotheken seien Orte der Begegnung, hätten einen Bildungsauftrag zur Leseförderung und zur Förderung unserer Demokratie, ergänzt Vorstandsmitglied Erika Fischer. "Indem sie einen niedrigschwelligen und sehr kostengünstigen Zugang zu digitalen und analogen Informationsmedien sichern, sind sie eine Säule unseres Gemeinwesens und ermöglichen die demokratische Teilhabe breiter Bevölkerungsgruppen", so das Vorstandsteam der Bibliotheksgesellschaft. Dies sei unverzichtbar.
Der in der Samtgemeinde-Politik diskutierte Vorschlag, die Bibliotheksarbeit qualifizierter Mitarbeiter durch Ehrenamtliche ersetzen zu wollen, wird von der Bibliotheksgesellschaft nicht mitgetragen, wie Vorstandsmitglied Marita Hilmer deutlich macht. "Ich würde mir als ehrenamtliche Helferin niemals anmaßen, hauptamtliche Tätigkeiten in der Bibliothek zu übernehmen." Ehrenamtlich Tätige könnten ergänzen, aber niemals Aufgaben der Kommunen zur Daseinsfürsorge übernehmen.
"Immerhin gehört eine öffentliche Bibliothek mit ihrem Bildungsangebot auch zu den sogenannten weichen Standortfaktoren, die für die Entscheidung zur Ansiedlung in einem Ort wichtig sind", ergänzt Rüdiger Pawlowski.
Die Bibliotheksgesellschaft Cuxhaven appelliert an alle politisch Verantwortlichen in der Samtgemeinde Land Hadeln, "den Antrag der CDU zur Schließung der Stadtbibliothek Otterndorf abzulehnen."