Wie der Klimaschutzmanager der Samtgemeinde Land Hadeln über die "Klimakleber" denkt
Das vom Bund gesteckte Ziel ist klar: Bis 2045 will Deutschland klimaneutral sein. Einer, der dabei helfen soll, ist Ben Scheit. Der Wingster ist seit Mai der erste Klimaschutzmanager in der Samtgemeinde Land Hadeln. Er hat sich einiges vorgenommen.
Auf den ersten Blick wirkt Ben Scheit zurückhaltend. Er will sich nicht in den Vordergrund drängen und sagt, seine Arbeit solle für ihn sprechen. Sobald es aber inhaltlich um sein Themengebiet, den kommunalen Klimaschutz, geht, blüht der 33-jährige Wingster auf. Seine Statements sind fundiert und mit Überzeugung vorgetragen, seine Pläne an der Realität orientiert. Obwohl Scheit erst seit wenigen Monaten im Amt ist, spart Samtgemeindebürgermeister Frank Thielebeule nicht mit Vorschusslorbeeren für den neuen Klimaschutzmanager: "Er ist ein Glücksgriff."
Ben Scheit ist in der Gemeinde Osten aufgewachsen und ein echtes Küstenkind. "Das Meer hat schon immer eine große Rolle in meinem Leben gespielt", sagt Scheit. Das schlug sich auch in der Wahl seines Studiengangs nieder. In Bremerhaven studierte der Cuxländer "Maritime Technologien", ein Ingenieursstudium, das er 2015 mit dem Bachelor abschloss. An einem Forschungsinstitut in der schwedischen Stadt Uppsala half er mit, Sensoren für Tauchroboter zu entwickeln. Zurück in Norddeutschland studierte Ben Scheit Schiffbau und Meerestechnik an der Hochschule Bremen und arbeitete mehrere Jahre beim Bremer Windkraft-Unternehmen Deutsche Windtechnik. Dort kümmerte er sich unter anderem um Digitalisierungsprojekte.
Zuletzt war Scheit bei der Umweltmanagement AG (UMaAG) in Cuxhaven-Altenbruch tätig, bis ihn der Ruf der Samtgemeinde Land Hadeln ereilte. Seine Stelle als Klimaschutzmanager wird für zwei Jahre vom Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz gefördert.
Bürger für den Klimaschutz sensibilisieren
Seine Aufgabe ist es, die Verwaltung und die Bürgerinnen und Bürger für den Klimaschutz zu sensibilisieren und einen konkreten Plan zu entwerfen, wie die Samtgemeinde bis 2045 klimaneutral werden kann. Dafür hat er zwei Jahre Zeit: Dann soll das Klimaschutzkonzept für die Samtgemeinde Land Hadeln stehen.
Wichtig sei ihm zum einen die eigene Vorbildfunktion, aber auch die der Verwaltung, sagt Scheit. "Als Klimaschutzmanager ist es mir ein Anliegen, dass die Samtgemeinde mit gutem Beispiel vorangeht." Handlungsbedarf sehe er in nahezu allen Bereichen, sagt der Vater eines zweieinhalbjährigen Sohnes, wobei es angesichts der vielfältigen Tätigkeitsfelder nötig sei, Schwerpunkte zu setzen.
Die Kennenlernphase in der Verwaltung hat Ben Scheit weitgehend abgeschlossen. Nun geht es ans Eingemachte: Der Klimaschutzmanager baut Netzwerke auf, erstellt Energie- und Treibhausgasbilanzen, formuliert Treibhausgasminderungsziele und erstellt schließlich einen Maßnahmenkatalog. Auch die Öffentlichkeitsarbeit und die lokale Beteiligung von Bürgerinnen und Bürgern, Unternehmen und Schulen sind ihm wichtig. "Derzeit plane ich mit Unterstützung eines Dienstleisters, wie wir gezielt Gruppen ansprechen und in die Klimaschutzarbeit einbinden können", erklärt Scheit. Als Ansprechpartner für Bürgerinnen und Bürger in der Samtgemeinde, die Ideen für Projekte haben oder einen Austausch zum kommunalen Klimaschutz wünschen, steht er gern bereit, betont Ben Scheit.
Hilfreich ist bei der Bewältigung seiner Aufgaben der Austausch mit Klimaschutzmanagern der Nachbargemeinden. "Bereits in den ersten Wochen habe ich Kontakt zu den Klimaschutzmanagern in Geestland und Beverstedt aufgenommen." Auch mit dem Klimaschutzteam des Landkreises Cuxhaven ist er im regelmäßigen Austausch.
Am Montag, 21. Oktober, hat Ben Scheit seinen ersten größeren Auftritt. In der öffentlichen Sitzung des Umwelt- und Klimaausschusses (19 Uhr, Sitzungsaal der Otterndorfer Verwaltung) stellt der Klimaschutzmanager seine Arbeit, erste Energiebilanzen und den Ablauf des Förderprogramms vor.
Und wie denkt der Klimaschutzmanager über die Gruppe "Letzte Generation", die sogenannten Klimakleber? "Ob ich ihre Aktionen für verhältnismäßig oder zielführend halte, möchte ich nicht kommentieren", gibt sich Ben Scheit zugeknöpft. Fest stehe für ihn jedoch, dass der aktuelle Klimaschutzkurs der Bundesregierung nicht konform mit den Klimaschutzzielen sei. Insbesondere der Verkehrssektor verfehle seit drei Jahren in Folge seine Klimaschutzziele, so Scheit. "Dass junge Menschen auf diesen Missstand hinweisen, halte ich grundsätzlich für lobenswert."