"Küstenschutz sollte über dem Wolfsschutz stehen, denn ohne Schafe ist Deichschutz nicht mehr möglich“, hieß es bei der Aufsichtsschau des Hadelner Elbedeiches. Foto: Fischer
"Küstenschutz sollte über dem Wolfsschutz stehen, denn ohne Schafe ist Deichschutz nicht mehr möglich“, hieß es bei der Aufsichtsschau des Hadelner Elbedeiches. Foto: Fischer
Eine turbulente Sturmflutsaison

Wolf, Sturmfluten und Regen: So sieht es aus am Deich zwischen Cuxhaven und Belum

von Tim Larschow | 10.05.2024

Zu Fuß und bei Sonnenschein haben die Teilnehmer der Aufsichtsschau den Elbdeich zwischen Cuxhaven und Belum abgeschritten. Dabei wurde geschaut, ob Mängel zu entdecken sind und ob das Bollwerk die turbulente Sturmflutsaison überstanden hat.

"Das Jahr war von heftigen Niederschlägen und zahlreichen Sturmfluten geprägt. Am 22. Dezember hatten wir sogar mehr als vier Meter über Normalnull, das haben wir lange nicht gehabt", berichtete Schultheiß Armin Heitmann beim ersten Zwischenstopp im Bistro "Zur Schleuse" in Altenbruch. Wie hoch das Wasser stand, konnte man am Mittwoch noch entlang des gesamten Deiches zwischen Cuxhaven und Belum an den Treibselbergen (Treibgut) erkennen.

"Das Treibselaufkommen war in diesem Jahr besonders hoch. Wegen der starken Niederschläge hatten wir bisher keine Möglichkeit, es zu entfernen. Erst vor wenigen Tagen konnten wir zum ersten Mal mit schwerem Gerät auf den Deich fahren. Vorher hätten wir damit die Grasnarbe zerstört", erklärt Heitmann.

Vertreter der Aufsichtsbehörden, der Feuerwehr, der Bundeswehr und der Gemeinden machten sich ein Bild vom Zustand des Elbdeichs. Foto: Fischer

"Der Küstenschutz sollte über Wolfsschutz stehen"

Probleme gab es trotz der vielen Sturmfluten nicht: "Der Deich hat gut gehalten. Auch der neue erhöhte Deichabschnitt hat sich bewährt", so Heitmann. Die Zunahme von Extremwettereignissen mit Starkniederschlägen stellt den Hadelner Deich- und Gewässerverband aber vor Herausforderungen. "Wir haben das Glück gehabt, dass das kleine Kanalschöpfwerk gebaut wurde. Das kann gegen eine Sturmflut anpumpen. Wenn wir das nicht gehabt hätten, dann wäre mit Sicherheit das Hinterland abgesoffen", so der Schultheiß. Nach der Eröffnung der Stauschleuse übernahm der Hadelner Deich- und Gewässerverband das Notschöpfwerk.

Und auch der Wolf ist bei den Deichschauen weiter ein Dauerthema: Seit Jahren wächst der Bestand. Allein in Niedersachsen leben 51 Rudel. Der Deichverband fordert, den Schutzstatus des Wolfes herabsetzen. "Der Deich muss eine wolfsfreie Zone sein. Hier müssen die Wölfe vergrämt werden. Der Küstenschutz sollte über dem Wolfsschutz stehen, denn ohne Schafe ist Deichschutz nicht mehr möglich", sagte Armin Heitmann.

Die Regeln werden nicht immer eingehalten

Neben der Sorge um den Wolf haben die Deichschäfer Clemens Piter und Theresa Bird noch mit einem anderen Ärgernis zu kämpfen. Seit dem 1. April 2021 dürfen Hundehalter mit ihren Tieren nicht mehr am Deich spazieren gehen. Auch nicht, wenn die Hunde angeleint sind.

"Wir haben immer wieder Kontakt zu Touristen und Einheimischen, die die Schilder nicht lesen oder Wege als Fahrradwege nutzen, die keine sind - das ist ein Problem. Es ist einfach wichtig, dass jeder vorsichtig mit den Tieren umgeht und niemand mit seinem Hund auf den Deich geht. Schilder gibt es überall, aber nicht jeder hält sich an die Regeln." Auch während der Deichschau am Mittwoch führte Piter mit dem ein oder anderen Hundehalter ein Aufklärungsgespräch.

"Die nächsten 50 Jahre auf der sicheren Seite"

Auch die Erhöhung des Elbdeiches schreitet voran. Der Deichverband will dort weitermachen, wo er im vergangenen Jahr aufgehört hat. In Höhe des Sommercamps Otterndorf-Müggendorf wurde der Deich bereits im vergangenen Jahr von durchschnittlich 8,60 Meter auf bis zu 9,30 Meter erhöht.

Bund und Land stellen in diesem Jahr die Rekordsumme von 80 Millionen Euro für den Küstenschutz zur Verfügung. Für die Erhöhung in Richtung Altenbruch sind 70.000 Euro zugesagt und weitere 300.000 Euro beantragt. Die Kosten für einen Kilometer Deich beliefen sich auf rund 200.000 Euro. "Wenn die Maßnahmen abgeschlossen sind, haben wir im gesamten Deichabschnitt keinen Unterbestick mehr und sind für die nächsten 50 Jahre auf der sicheren Seite", freute sich Torsten Heitsch, Geschäftsführer der Wasser- und Bodenverbände. Für ihn war es die letzte Deichschau. Mehr als 25 ereignis- und arbeitsreiche Jahre als Geschäftsführer liegen hinter ihm, in denen sich die Verbände unter seiner Leitung in allen Bereichen stetig weiterentwickelt haben und sich immer auf ihn verlassen konnten. Der Deich wurde für "schaufrei" erklärt.

Wegen der starken Niederschläge konnte erst vor wenigen Tagen mit der Beseitigung des Treibguts begonnen werden. Foto: Fischer
Das Treibgut markiert den Wasserstand, der bei der Sturmflut im Dezember 2023 erreicht wurde. Foto: Fischer

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Tim Larschow

Redakteur
Cuxhavener Nachrichten/Niederelbe-Zeitung

tlarschow@no-spamcuxonline.de

 

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