Siemens Gamesa ist Weltmarktführer im Offshore-Bereich und Cuxhaven ist der einzige Produktionsstandort des Konzerns in Deutschland. Aktuell wird hier die 14-Megawatt-Turbine produziert. Foto: Dittrich/dpa
Siemens Gamesa ist Weltmarktführer im Offshore-Bereich und Cuxhaven ist der einzige Produktionsstandort des Konzerns in Deutschland. Aktuell wird hier die 14-Megawatt-Turbine produziert. Foto: Dittrich/dpa
Hafenausbau ein "No Brainer"

Siemens Gamesa in Cuxhaven: "Wir sind gekommen, um zu bleiben und zu wachsen."

von Tim Larschow | 20.02.2024

Mit dem Glasen der Glocke eröffnete der Vorsitzende des Nautischen Vereins, Arne Ehlers, den Vortragsabend in der Shantychormesse im Alten Fischereihafen. Das Thema: "Windturbinen made in Germany - das Siemens Gamesa Werk in Cuxhaven".

Nach einer allgemeinen Einführung berichtete Kristoffer Mordhorst, Werksleiter von Siemens Gamesa in Cuxhaven, über die Entwicklung des Standortes innerhalb von fünf Jahren von der 7-Megawatt-Turbine zur 14-Megawatt-Turbine, die ab sofort produziert wird. Die neuen Windkraftanlagen wiegen 550 Tonnen und die Rotorblätter sind 108 Meter lang. Ab Herbst sollen die Turbinen sogar 15 Megawatt grünen Strom erzeugen, mit Flügeln von bis zu 115 Metern Länge. "An einer noch Leistungsfähigeren wird gerade gearbeitet", sagte der Werksleiter.

Gekommen, um zu bleiben

"Siemens Gamesa ist Weltmarktführer im Offshore-Bereich und Cuxhaven ist der einzige Produktionsstandort des Konzerns in Deutschland. Wir haben wir hier die 11-Megawatt-Turbinen in Serie gefertigt und sind das einzige Werk im Konzern, das die 14-Megawatt-Turbinen produziert. Wir sind nach Cuxhaven gekommen, um zu bleiben und zu wachsen", so Mordhorst.

Dennoch gibt es viele Herausforderungen. Die erste ist die Wirtschaftlichkeit: Siemens Gamesa arbeitet derzeit noch Aufträge ab, bei denen damals die aktuelle Inflation nicht berücksichtigt wurde. Der Plan sei es aber, bis 2026 schwarze Zahlen zu schreiben.

Die Anlagen werden immer größer

Die zweite Hürde: Die Anlagen werden immer größer. "Die 14-MW-Windturbine können wir in Cuxhaven noch produzieren, aber für die nächste Generation müssen wir anbauen. Die Fläche neben dem Werk ist dafür aber prädestiniert, um am Standort weiter zu wachsen."

Kristoffer Mordhorst machte deutlich, was noch zu tun ist, um 30 Gigawatt bis 2030 zu erreichen. Knapp sechs Jahre bleiben, um die fehlenden 22 Gigawatt zu installieren. "Das wird sportlich, vor allem bei der Geschwindigkeit, die Deutschland derzeit an den Tag legt. Von der Deutschlandgeschwindigkeit spüre ich noch nichts", so Mordhorst.

Der Branche fehlt die Infrastruktur

Im vergangenen Jahr wurden in Europa 4,2 Gigawatt an Offshore-Windenergieleistung installiert. Bis zum Ende des Jahrzehnts muss die Branche ungefähr die fünffache Menge pro Jahr ins Wasser bringen, um die Klimaschutzziele zu erreichen und die Energieversorgung in Europa zu sichern.

"Der Branche fehlt aber aktuell noch die Infrastruktur, um die rasant steigende Zahl von Projekten auch abwickeln zu können. Ein Installationshafen in Cuxhaven wäre insbesondere für die deutschen Projekte ein wichtiger Schritt, um Engpässe zu vermeiden. Am besten wären zwei", sagte der Cuxhavener Werksleiter. In Dänemark ist man schon einen großen Schritt weiter.

"Wer nicht wächst, stirbt"

"Wer nicht wächst, stirbt", wird Tom Nielsen, Direktor der Wirtschaftsförderung Esbjerg, in einem Zeitungsinterview zitiert. Der dänische Hafen floriert. Alle Kaianlagen aneinandergereiht sind 15 Kilometer lang. Windkraft belebt das Geschäft. Die Turbinen, die in Cuxhaven gebaut werden, müssen derzeit per Schiff nach Esbjerg gebracht werden, um dort auf die sogenannten Errichterschiffe verladen zu werden. Mit diesen riesigen Fahrzeugen werden die Anlagen dann zu den Windparks gebracht. Bis zu vier Sets, bestehend aus Turmsegmenten, Flügeln und den Turbinen, können die Spezialschiffe transportieren und im Windpark errichten. Um so einen Transport von Cuxhaven aus durchführen zu können, bedarf es der neuen Liegeplätze.

"Wir haben bereits vielen Politikern, darunter Bundeskanzler Olaf Scholz, deutlich gemacht, wie wichtig der Ausbau des Hafens ist, doch passiert ist immer noch nichts. Für mich ist das ein No Brainer - einfach machen", forderte Mordhorst.

Cuxhaven noch attraktiver machen

Zudem ist es für Siemens Gamesa schwierig, qualifizierte Arbeitskräfte zu finden. Derzeit arbeiten in Cuxhaven rund 900 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter für Siemens Gamesa. 200 weitere sollen eingestellt werden. "Wir brauchen schnell mehr Wohnungen und Kitas, um Cuxhaven noch attraktiver zu machen. Nicht nur wir wollen wachsen", sagte Mordhorst.

Der Vorsitzende des "Nautischen Vereins" Kapitän Arne Ehlers (l.) und Kristoffer Mordhorst, Werksleiter von Siemens Gamesa. Foto: Fischer

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Tim Larschow

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Cuxhavener Nachrichten/Niederelbe-Zeitung

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