Das Haus, in dem die Verstorbene gelebt hatte, war von der Polizei zunächst versiegelt worden. Foto: Schröder
Das Haus, in dem die Verstorbene gelebt hatte, war von der Polizei zunächst versiegelt worden. Foto: Schröder
War es ein Mann aus Hadeln?

Todesfall in Otterndorf: Verschollenes Handy wirft Fragen auf - Verdächtiger im Fokus

von Kai Koppe | 07.11.2023

Ist der Tod der 67-Jährigen Schweizerin in Otterndorf auf natürliche Weise eingetreten? Oder hat sich hier ein Verbrechen ereignet? Die Ermittlungsbehörden halten sich bedeckt. Besonders rätselhaft ist das Verschwinden ihres Handys.

Ist eine im Neubaugebiet am Medembogen (Otterndorf) verstorbene Frau auf natürliche Weise zu Tode gekommen? Wurde sie Opfer eines Unfalls oder gar eines Verbrechens? Die Ermittlungsbehörden legen sich in dieser Frage (noch) nicht fest - unverständlich aus der Sicht von Hinterbliebenen und des von ihnen engagierten Rechtsanwalts: Thiemo Röhler sprach über zahlreiche Ungereimtheiten, die auf eine Straftat hindeuten.

"Sie gilt als Person, die ihr Handy kaum zur Seite gelegt hat, die viel gepostet und damit auch fotografiert hat", betonte Röhler mit Blick auf die aus der Schweiz nach Otterndorf übergesiedelte Frau. Umso unverständlicher sei, dass ihr Gerät nun nicht mehr aufzufinden sei - wo es doch im Falle eines natürlichen Ablebens im Nahbereich der Verstorbenen hätte gefunden werden müssen. Der Cuxhavener Rechtsanwalt deutet diesen Sachverhalt als ein wichtiges Indiz, das auf ein Fremdeinwirken schließen lässt. Aus seiner Sicht haben die Ermittler der Frage, warum das Mobiltelefon wie vom Erdboden verschluckt bleibt, zu wenig Bedeutung beigemessen. Aus bislang zugänglichen Informationen konnte Röhler nicht ableiten, dass Anstrengungen unternommen worden wären, das verschwundene Mobilgerät zu orten. Dabei, so Röhler, wüssten Verwandte sogar um einen Google-Account, über den sich das Handy möglicherweise hätte aufspüren lassen. "In dieser Richtung ist, glaube ich, nichts passiert."

Goldbarren offenbar in einem Auto gefunden

Vom Telefon der Frau abgesehen soll es weitere Anhaltspunkte geben, die für ein Tötungsdelikt und gegen einen Mann sprechen, der nach Informationen unseres Medienhauses in der Samtgemeinde Land Hadeln zu Hause ist. Mit dem Betreffenden - möglicherweise einer Zufallsbekanntschaft - stand die 67-Jährige offenbar auf recht vertrautem Fuß. Neuer Freund oder Affäre? Weder die eine noch die andere Möglichkeit erklärt aus Hinterbliebenensicht hinreichend, warum so viele, teils sehr persönliche Wertgegenstände der 67-Jährigen in den Besitz des Verdächtigen gelangt sind.

Auf Nachfrage bestätigte Thiemo Röhler, dass bei einer Hausdurchsuchung eine Halskette sichergestellt wurde, die von der Verstorbenen in der Vergangenheit ständig getragen worden ist. Außerdem sei bei dem Mann ein mit einer Art Medaillon versehenes Armkettchen gefunden worden: Das Erbstück, das mithilfe der Hinterbliebenen identifiziert wurde, hatte die Großmutter der Verstorbenen Berichten zufolge eigens bei einem Goldschmied anfertigen lassen. Der Anwalt der Familie spricht darüber hinaus von Goldbarren, die aus einem Safe der als wohlhabend geltenden Schweizerin stammen sollen und nach Röhlers Angaben im Auto eben jenes Mannes gefunden wurden, auf den sich die Ermittlungen konzentrieren. "Die Indizienkette ist damit aus meiner Sicht geschlossen", bilanziert der in Cuxhaven niedergelassene Jurist.

Angehörige: "Warum passiert da nichts?"

Die Ermittlungen dauerten an, hieß es am Montag hingegen bei der zuständigen Staatsanwaltschaft in Stade. Oberstaatsanwalt Kai Thomas Breas begründet den Zeitraum, der seit dem Tod der Frau im Oktober 2022 verstrichen ist, mit "vielfältigen Untersuchungen". Unter anderem soll in diesem Zusammenhang auch DNA-Material ausgewertet worden sein. Angehörige der aus dem Kanton Fribourg stammenden Schweizerin können trotzdem nicht fassen, warum die hiesigen Behörden so lange brauchen, um Puzzleteile des Falls zu sortieren und eine Anklage auf den Weg zu bringen. "Warum passiert da nichts?", lautet ihre Frage angesichts der gegen den Verdächtigen sprechenden Indizien.

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Kai Koppe

Redakteur
Cuxhavener Nachrichten/Niederelbe-Zeitung

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