Bereits im Frühjahr 2023 kam ein Wolf auf der B6 bei Loxstedt bei einem Verkehrsunfall ums Leben. Foto: privat
Bereits im Frühjahr 2023 kam ein Wolf auf der B6 bei Loxstedt bei einem Verkehrsunfall ums Leben. Foto: privat
Wölfe und Verkehr

Tödliche Kollision im Kreis Cuxhaven: So viele Wölfe werden in der Region überfahren

12.03.2025

Am Dienstag wurde auf der A27 zwischen Altenwalde und Nordholz ein Wolf von einem Auto erfasst. Solche Unfälle häufen sich - warum sind Wölfe und andere Wildtiere so gefährdet?

Der größte Feind des Wolfs ist nicht der Jäger, wie man meinen könnte. Tatsächlich dürfen die geschützten Raubtiere nur in absoluten Ausnahmefällen gejagt werden. Viel gefährlicher für den Wolf ist hingegen der Straßenverkehr. Allein in Niedersachsen werden jedes Jahr Dutzende der Raubtiere überfahren. Erst am Dienstag (11. März 2025) kam es zu einer Kollision mit einem Auto auf der A27 zwischen Altenwalde und Nordholz, die für das Tier tödlich endete.

Wie viele tote Wölfe werden gefunden?

So veröffentlicht das Wolfsmonitoring des Landes Niedersachsen alle drei Monate einen Quartalsbericht über Wolfssichtungen und Risse, in dem auch die Totfunde der Raubtiere dokumentiert werden. Demnach wurden 2024 in Niedersachsen 42 tote Wölfe aufgefunden (47 in 2023).

In Niedersachsen kommen jedes Jahr Dutzende Wölfe bei Verkehrsunfällen ums Leben. Foto: dpa

In 38 der 42 Fälle verstarben die Raubtiere laut Monitoring in Folge von Wildunfällen. Zwei Tiere wurden landesweit illegal getötet. Bei zwei weiteren konnten keine Todesursachen festgestellt werden.

Überfahrene Wölfe: Im Kreis Cuxhaven und Osterholz sterben zwei Tiere

Auch im Cuxland und im Nachbarkreis Osterholz wurden 2024 zwei Wölfe überfahren. So kam in der Gemeinde Wurster Nordseeküste am 6. September 2024 ein Wolf bei einem Unfall ums Leben. Dem erwachsenen Tier wurde die genetische Kennung GW4298m zugewiesen. Laut Wolfsmonitoring war der Wolf unauffällig. Ihm wurden durch DNA-Analysen landesweit keine Nutztierrisse nachgewiesen.

Eine weitere Wölfin starb bei einem Wildunfall im Nachbarkreis Osterholz. Am 10. Dezember 2024 wurde in Schwanewede das Weibchen mit der genetischen Kennung GW4288f tot aufgefunden. Ihr Rudel lebt zwar nicht vorwiegend im Landkreis Cuxhaven, jagt aber im Grenzgebiet zum Cuxland.

Der Wölfin könnten per DNA-Test mehrere Risse nachgewiesen werden. So hatte sie im August 2024 ein Rind in Aschwarden getötet. Im September 2024 tötete sie ein Rind in Uthlede und verletzte zwei weitere.

Das Auto ist die größte Bedrohung für den Wolf

Auch deutschlandweit ist das Auto die größte Bedrohung für den Wolf. Nach Erkenntnissen des Leibniz-Institut für Zoo- und Wildtierforschung (Leibniz-IZW) in Berlin sind rund drei Viertel aller untersuchten Tiere bei Verkehrsunfällen ums Leben gekommen. In dem Institut werden fast alle tot aufgefundenen Wölfe obduziert.

So sind es vor allem Jungtiere oder jugendliche Wölfe, die bei Unfällen ums Leben kommen. Von den 42 im Vorjahr in Niedersachsen getöteten Tieren waren nur sechs ausgewachsen. Das könnte dafür sprechen, dass die Tiere mit der Zeit lernen, an Straßen vorsichtig zu sein.

Das Berliner Institut hat eine weitere Erklärung: Gerade jüngere Wölfe, die ihr Elternrudel verlassen und nach einem neuen Territorium suchen, könnten Opfer von Verkehrsunfällen werden. In neuer Umgebung kennen sie sich auch noch nicht so gut aus.

Doch auch wenn gerade viele jüngere Wölfe bei Unfällen sterben, gehen die Wissenschaftler nicht davon aus, dass dadurch der Bestand der Tiere insgesamt reduziert wird.

Woran sterben Wölfe sonst noch?

Weitere Todesursachen von Wölfen: Magen-Darm-Risse durch spitze Knochen in der Nahrung, Verletzungen durch Rivalen oder Beutetiere sowie Krankheiten oder Altersschwäche. Diese Tiere sterben eher in ihren Verstecken und werden seltener gefunden.

Jeder zehnte im Institut eingelieferte Wolf ist illegal abgeschossen worden. In Niedersachsen waren das 2024 zwei Tiere: In Stemmen im Landkreis Cuxhaven sowie in Stoetze im Landkreis Uelzen.

Die letzte "genehmigte Entnahme", wie es im Amtsdeutsch heißt, erfolgte in Niedersachsen im Oktober 2023. Die erwachsene Wölfin mit der genetischen Kennung GW1423f war vor allem im Landkreis Hannover aktiv, aber auch in mehreren weiteren Landkreisen. Insgesamt könnten ihr 16 Risse nachgewiesen werden. (fk)

Von Jan Iven

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