
Tödliche Messerattacke in Stade: Polizei ermittelt mit Spezialtechnik nach dem Täter
Im März starb ein Mann nach einem Messerangriff in Stade. Der Täter ist seither auf der Flucht. Rund einen Monat nach dem Angriff an der Salztor-Kreuzung sind die Ermittlungen in vollem Gange - dabei setzt die Polizei nun auf innovative Technologie.
Drei Fahrzeuge stehen sich auf der Straße "Beim Salztor" gegenüber. Es wirkt wie ein provozierter Unfall - wenn es denn einer wäre. Am Sonntagmorgen stellte die Polizei mit sechs Autos und insgesamt 17 Einsatzkräften die Umstände der tödlichen Messerattacke in Stade nach. In der Tatnacht selbst war es bei der Spurensicherung schon zu dunkel, jetzt wollte die Polizei einige Wochen nach der Tat Aufnahmen bekommen, die sie für die Ermittlungen in 3D brauchen.
Am 22. März kam es wie mehrfach berichtet zu verschiedenen Vorfällen in Stade. Nach dem Angriff auf einen Laden an der Hökerstraße kam es zu besagtem Unfall. Die Situation eskalierte, einem 35-Jährigen aus Stade wurde in den Kopf gestochen. Er starb am nächsten Tag im Krankenhaus.
Ein begehbarer Tatort in 3D
Die Szenerie mutete nun wieder genau so an, wie vor fünf Wochen, nur mit anderen Autos: die Unfallstelle, dazu ein parkender Polizeiwagen und zwei weitere Fahrzeuge, die in Fahrtrichtung Innenstadt etwas weiter hinten beim Kino standen.

Nachdem die Fahrzeuge an ihrem Platz waren, kam die Forensik ins Spiel. Die Kriminaltechniker der Polizeiinspektion Stade fotografierten den nachgestellten Tatort mit einer speziellen Kamera, der Pixplorer. Die Konstruktion ermöglicht mit einem dreh- und schwenkbaren Arm eine 360-Grad-Aufnahme.
Dafür nimmt die Kamera mehrere Bilder in verschiedenen Positionen mit unterschiedlicher Belichtung auf. Insgesamt entstehen an einem Punkt so 386 Fotos. Am Computer fügt ein Programm die Bilder dann zusammen, so bekommen die Ermittler gewissermaßen einen begehbaren Tatort in 3D.
Altstadtring ab 7 Uhr teilweise gesperrt
Mit einem lauten "Freeze", frei übersetzt für "Stehenbleiben", kündigten die Beamten lautstark den Beginn einer jeden Aufnahme an. Denn jetzt durfte niemand mehr vor die Linse laufen - und das im gesamten 360-Grad-Sichtfeld der Kamera. Auch die Polizisten mussten für die Aufnahmen ein paar Minuten lang in Deckung gehen, um nicht auf den Bildern zu erscheinen.
Etwa zwei Stunden dauerten die Rekonstruktion des Tatortes und die Aufnahmen. Zwischenzeitlich konnten Radfahrer und Fußgänger den Bereich passieren. Polizeifahrzeuge sperrten ab 7 Uhr den Stader Altstadtring sowie die Straßen am Salztor - um saubere Aufnahmen ohne Fahrzeuge im Hintergrund zu bekommen. Um möglichst wenig in den Verkehr einzugreifen und Verluste für die ansässigen Geschäfte zu vermeiden, entschieden sich die Beamten, die Aufnahmen an einem Sonntagmorgen zu machen. Die Polizei leitete den Verkehr an den Kreuzungen Altländer Straße/Salztorscontrescarpe und Hansestraße/Schleusenweg sowie an der Hansebrücke um.
Insgesamt 14 Aufnahmen machten die Forensiker am Sonntagmorgen. Unter anderem auch an Punkten, von denen aus wichtige Zeugen das Geschehen beobachtet haben oder haben könnten.

Wichtige Zeugen melden sich bei Polizei
So möglicherweise die Besucher der angrenzenden Gastronomie: Die Polizei wandte sich Ende der Woche wie berichtet mit einem Aufruf an die Öffentlichkeit. Gesucht waren unter anderem zwei Familien, die zur Tatzeit im "Klapperina" und im "Renas Grill" Essen waren. Eine der Familien habe sich inzwischen bei den Ermittlern gemeldet, sagte ein Polizist dem Stader Tageblatt.
Die Ermittlungen zur brutalen Messerattacke dauern an, die Polizei fahndet weiter nach dem Täter. Gerüchte, dass dieser sich in die Türkei abgesetzt haben soll, kommentiert die Polizei nicht.
Zeugen oder andere Personen, die sachdienliche Hinweise geben können, werden gebeten, sich unter der Rufnummer (0 41 41) 10 22 15 bei der Stader Polizeiwache zu melden.
Von Mario Battmer