
Verkehrsunfälle im Kreis Cuxhaven: Mehr Tote und Verletzte - Was die Statistik verrät
Die Verkehrsbilanz 2024 im Cuxland fällt ernüchternd aus. Welche Ursachen besonders oft zu schweren Unfällen führten - und mit welchen Maßnahmen gegengesteuert werden soll - zeigt die aktuelle Unfallstatistik der Polizei Cuxhaven.
Im Jahr 2024 musste das Cuxland eine ernüchternde Verkehrsbilanz verzeichnen: Zwölf Menschen verloren bei Verkehrsunfällen ihr Leben - ein Todesopfer mehr als im Vorjahr. Insgesamt registrierte die Polizei 4890 Unfälle, was einem Anstieg von etwa 4,5 Prozent im Vergleich zu 2023 entspricht. Trotz dieser alarmierenden Zahlen lassen sich aus der Unfallstatistik auch wichtige Erkenntnisse und positive Entwicklungen ableiten.
Verkehrstote: Leichter Anstieg, aber unter dem Fünfjahresdurchschnitt
Zwölf Menschen kamen 2024 im Straßenverkehr ums Leben. Damit liegt die Zahl weiterhin unter dem Fünfjahresdurchschnitt von 15 Todesopfern. Dennoch ist jedes einzelne dieser Schicksale tragisch. Besonders betroffen war erneut die Altersgruppe der 18- bis 24-Jährigen: Vier der Todesopfer waren Fahranfänger. Das jüngste Opfer war ein zehnjähriges Schulkind, das bei einem Schulbusunfall in Nordholz verstarb.
"Es ist jedes Mal äußerst tragisch, wenn Menschen auf den Straßen im Cuxland verunglücken und im schlimmsten Fall sterben. Unsere Maßnahmen müssen daher stets auf einem hohen Niveau weitergeführt werden", betont Michael Hasselmann, Leiter der Polizeiinspektion Cuxhaven.

Mehr Verletzte, besonders viele Schwerverletzte
Auch die Zahl der Verletzten stieg im vergangenen Jahr: 1035 Menschen wurden bei Unfällen verletzt. Besonders besorgniserregend ist der Anstieg der Schwerverletzten auf 130 Personen - ein Plus von rund zwölf Prozent im Vergleich zu 2023. Auch die Zahl der Leichtverletzten erhöhte sich um etwa 5,5 Prozent auf 905.
"Jeder Monat ein Verkehrstoter ist natürlich noch immer zu viel. Dass die Anzahl der verletzten Personen insgesamt wieder ansteigt, muss uns nachdenklich stimmen. Wir müssen große Anstrengungen und Maßnahmen durchführen, um diese Zahlen wieder nach unten zu drücken", so Bastian Schwarzat, Einsatzleiter der Polizeiinspektion Cuxhaven.
Hauptursachen: Geschwindigkeit, Alkohol, Ablenkung
Rund 30 Prozent der Unfälle gehen auf Fehler beim Wenden und Rückwärtsfahren, zu geringem Sicherheitsabstand und überhöhter Geschwindigkeit zurück. Letztere bleibt eine der gefährlichsten Unfallursachen: Fast jeder vierte schwere Unfall wurde durch nicht angepasste Geschwindigkeit verursacht. Weitere häufige Ursachen sind Alkohol am Steuer (zehn Prozent) sowie Vorfahrtsverstöße (sieben Prozent).
"Fast jeder vierte Unfall mit schwersten Unfallfolgen hat überhöhte oder nicht angepasste Geschwindigkeit als Ursache. Wir müssen hier weiter massiv am Ball bleiben", unterstreicht Bastian Schwarzat. Hinzu kommt eine hohe Zahl alkoholbedingter Unfälle - knapp 300 Fälle wurden 2024 registriert.

Ein weiteres zunehmendes Problem: Ablenkung durch Smartphones und andere Geräte. "Mittlerweile verfügen wir über alle Altersklassen hinweg über ein Smartphone, das unser gesamtes Leben organisiert. Es fällt uns oft schwer, unsere Aufmerksamkeit vom Bildschirm zu lösen. [...] Und diese Ablenkung kann zu verheerenden Unfällen führen", warnt Polizeichef Hasselmann.
Baumunfälle und Unfallfluchten nehmen zu
Besonders auffällig ist der deutliche Anstieg der Baumunfälle: 165 Vorfälle wurden gezählt - der zweithöchste Wert der letzten zehn Jahre. Sieben der zwölf Verkehrstoten kamen bei solchen Unfällen ums Leben.

Ein weiteres wachsendes Problem sind die Verkehrsunfallfluchten. Die Zahl der Fluchten stieg auf 1216 - ein Rekordwert der letzten zehn Jahre. In vielen Fällen handelt es sich dabei um Unfälle, bei denen ältere Menschen aufgrund körperlicher Einschränkungen die Unfälle möglicherweise gar nicht bemerkt haben. Hasselmann zieht eine klare Verbindung zwischen dem demografischen Wandel und der steigenden Zahl von Verkehrsunfallfluchten und appelliert an die Angehörigen, auf Auffälligkeiten in der Fahrweise älterer Familienmitglieder zu achten.
Ebenfalls angestiegen: Wildunfälle. 939 Kollisionen mit Wildtieren wurden registriert (2023: 929). Besonders auf Landstraßen sollten Fahrer in den Dämmerungsstunden aufmerksam und mit angepasster Geschwindigkeit unterwegs sein.
Risikogruppen im Fokus: Fahranfänger, Senioren und Radfahrende
Von den zwölf Verkehrstoten im Cuxland waren vier Fahranfänger und ein Kind - ein erschreckender Anteil. Unter den Schwerverletzten stellen Senioren (38 Personen) und junge Fahrer (14 Personen) die größte Gruppe dar. Zusammengenommen machen sie rund 40 Prozent aller Schwerverletzten aus.
Auch Rad- und Pedelecfahrende sind zunehmend gefährdet: 276 Unfälle wurden unter ihrer Beteiligung gezählt - ein weiterer Anstieg zum Vorjahr. Die Polizei kündigt daher verstärkte Kontrollen und Präventionsmaßnahmen an.