
Musikkarriere in Hamburg, Auftritte im ZDF: Hermann Rauhe aus Wanna wird 95
Ohne ihn gäbe es die Hamburger Elbphilharmonie nicht: Der aus Wanna stammende Musikwissenschaftler Hermann Rauhe ist ein unermüdlicher Botschafter für die Musik. Am Donnerstag feiert der Chorliebhaber und Musikanreger seinen 95. Geburtstag.
Er ist ein ganz Großer in Wanna. Obwohl er schon seit Jahrzehnten nicht mehr in seiner Heimatgemeinde lebt, hat Hermann Rauhe den Kontakt nie abreißen lassen und vieles hier bewegt. Getreu seinem Motto "Man muss selber brennen, um andere zu entzünden" ist der Hadler auch im hohen Alter unermüdlich aktiv, ob im Vorstand zahlreicher Stiftungen, als Ehrenpräsident der Hochschule für Musik und Theater in Hamburg oder beim Verein "Il canto del mondo", dem internationales Netzwerk zur Förderung der Alltagskulturen des Singens. Am 6. März feiert der bekannte Musikwissenschaftler und Chorliebhaber seinen 95. Geburtstag.
Ein Leben ohne Musik - da schüttelt Hermann Rauhe den Kopf, das kann er sich nicht vorstellen. Die Musik liegt ihm in den Genen. Rauhes Vater, der ebenfalls Hermann hieß, war Schulleiter in Wanna, leitete den Männerchor und beschäftigte sich mit Ornithologie. Im väterlichen Auftrag musste der Sohn die Gesänge der Vögel grafisch notieren. "Das war eine wunderbare Schule des Hörens", erinnert sich Hermann Rauhe. Seine Mutter Frieda war Klavierlehrerin und Organistin. "Sie hat das ganze Dorf musikalisiert", sagt der Jubilar. Noch während der Schulzeit wurde Rauhe Mitglied in der Band "Bobby Swing" und zog abends mit Tanzmusik über die Dörfer.

Nach dem Abitur am Amandus-Abendroth-Gymnasium in Cuxhaven im Jahr 1949 bewarb sich Rauhe an der Hamburger Musikhochschule, fiel bei der ersten Aufnahmeprüfung allerdings durch, weil er Bach zu jazzig interpretiert hatte. Doch Hermann Rauhe ließ sich nicht entmutigen und ging seinen Weg.
1959 promovierte er mit einer Untersuchung zum "Wort-Ton-Verhältnis im weltlichen Vokalwerk des barocken Komponisten Johann Hermann Schein". Nach einer kurzen Tätigkeit als Referendar und Assessor an verschiedenen Hamburger Oberschulen erhielt Rauhe einen Lehrauftrag der Hamburger Musikhochschule, zuerst als Assistent des Musikwissenschaftlers Professor Fritz Feldmann, seines "Doktor-Vaters", später als Dozent für Musikgeschichte, Gehörbildung und Satzlehre. 1962 wurde ihm die Leitung des großen Hochschulchores übertragen.
Hochschulen rissen sich um den jungen Musikwissenschaftler
Verschiedene Hochschulen rissen sich jetzt um den jungen Musikwissenschaftler. Um Rauhe in Hamburg zu halten, schuf der Senat mit Wirkung vom 1. Februar 1965 für ihn die neue Position des Seminarleiters der Schulmusik-Abteilung. Als damals jüngster Hamburger Professor war der 34-Jährige nun für die musikgeschichtliche und musikpädagogische Unterweisung und die Chorleiterausbildung der Volks- und Mittelschullehrer zuständig.
Doch das war erst der Anfang einer langen Hamburger Musikkarriere. Von 1978 bis 2004 war Rauhe Präsident der Hochschule für Musik und Theater in Hamburg. Er initiierte den Popularmusik- und den Jazzstudiengang, verschaffte der Musiktherapie durch einen eigenen Lehrstuhl Geltung und richtete den Studiengang Kulturmanagement ein. Nach dem Ende seiner Laufbahn wurde er Ehrenpräsident seiner Hochschule.
Unermüdlich trat Hermann Rauhe mit seiner Musikleidenschaft auch an die Öffentlichkeit. Durch die ZDF-Sendereihen "Junge Talente" und "Jeder braucht Musik" wurden Spitzentalente wie Christian Tetzlaff, Sabine Meyer, Niklas Schmidt oder Ute Lemper bekannt.
Mit Beharrlichkeit, guten Argumenten und mit viel Charme öffnete der Netzwerker und "Musikanreger" Rauhe jedes Herz und fast jede Geldbörse. Ohne diese Fähigkeiten hätte es die Elbphilharmonie wahrscheinlich nicht gegeben. Denn der Wannaer überredete einige sehr potente Großspender dazu, das Hamburger Großprojekt mit viel Geld zu unterstützen.
Hermann Rauhe ist bereits mit Preisen und Ehrungen für sein Lebenswerk hoch dekoriert. So hat er die Brahms-Medaille, die Medaille für Kunst und Wissenschaft sowie das Bundesverdienstkreuz erster Klasse erhalten. 2020 ist er mit der Hamburgischen Ehrendenkmünze in Gold ausgezeichnet worden. Der Musikwissenschaftler ist seit 2014 Ehrenbürger seiner Heimatgemeinde. Eine Anerkennung ist Rauhe aber besonders wichtig: Seit 2010 trägt die Grundschule Wanna seinen Namen. "Ich bin sehr stolz darauf, Namenspatron der Grundschule zu sein. Dort wird ein musikpädagogisch wertvoller Unterricht erteilt", sagte Rauhe in einem Interview mit unserer Redaktion anlässlich seines 85. Geburtstags vor zehn Jahren.
