
Ganz nah an der Natur: So erleben die Kinder den neuen Waldkindergarten in Wanna
Wer kichert da im Baumwipfel? Was wispert im Gebüsch? In der Wald-Kita können Kinder fernab von Straßenverkehr und Smartphones ganz ursprünglich spielen. Ein Besuch im neuen Waldkindergarten in Wanna.
Die Sonnenstrahlen kämpfen sich durch die Baumwipfel, die Luft ist frisch, viele Vögel sind zu hören. Und viele Kinderstimmen. Hier, rund fünf Kilometer von der Ortsmitte der Gemeinde Wanna entfernt, beginnen die Assbütteler Tannen, ein Privatwäldchen, das der Waldkindergarten Wanna seit Mitte April sein Zuhause nennt. Die "Minis" quatschen fröhlich durcheinander, toben mit ihren Holzpferden über den Waldboden oder klettern auf Baumstämmen. Stöcke und Blätter statt Lego und Puppen. "Wir benötigen gar nicht so viel Spielzeug", sagt Erzieher Lucas Petermann, der zusammen mit seiner Kollegin Johanna Terhaar derzeit neun Kinder in der vom Förderkreis Waldorfpädagogik Land Hadeln betriebenen Einrichtung betreut. Bis zu 15 sollen es einmal werden.
Mit natürlichen Materialien spielen und basteln
Es ist Teil des speziellen pädagogischen Konzepts, dass Kinder und Erzieher größtenteils in der Natur unterwegs sind und dort mit natürlichen Materialien spielen und basteln. "Für die Kinder ist das einfach toll", ist Petermann überzeugt. Und die Unfallgefahr sei in der Wald-Kita erfahrungsgemäß nicht größer als in Regelkindergärten.
Als Unterschlupf gibt es einen zwölf Meter langen Bauwagen - der vor allem an Regentagen eine gute Rückzugsmöglichkeit bietet. Dort gibt es auch eine kleine Teeküche, eine Kompost-Trenntoilette und einen Ruhebereich für müde Waldkinder. Doch ansonsten lautet die Motivation, so viel wie möglich draußen zu machen und mit den Kindern auf Entdeckungsreise zu gehen. Nur bei extremen Wetterbedingungen weicht die Gruppe auf das Gemeindegebäude am Mühldeich aus.

Auf die Frage, was ihnen denn hier im Waldkindergarten am besten gefalle, kommt die Antwort von Cara (4) und Kiara (5) pfeilschnell: "Die Tiere natürlich." Und damit meinen sie nicht nur ihre Holzpferde, auf denen sie wiehernd durch den Forst reiten, sondern auch die lebendigen Waldbewohner, die Marienkäfer und Tausendfüßler etwa, die Regenwürmer und Schnecken. "Und Kellerasseln gibt es auch", erzählt Cara und macht dabei ein gruseliges Gesicht. Größere Tiere wie Hasen und Rehe haben die Kinder noch nicht gesichtet, "aber das kommt bestimmt noch", sagt Lucas Petermann.
Auch wenn jeder Tag anders ist im Wald, gibt es tägliche Routinen in der grünen Kita. Wenn die Kinder um 8 Uhr in den Wald kommen, versammeln sie sich mit den Erziehern zunächst zum Morgenkreis. Dann werden Lieder gesungen und Pläne für den Tag geschmiedet. Nach einer Freispielzeit kommt gegen 10 Uhr das Frühstück auf den Tisch. Mal gibt es Brot, an anderen Tagen Müsli, Milchreis oder Hirsebrei. Und dann geht es auf große Wald-Tour. Mit Stöcken Zäune bauen, ein filigranes Spinnennetz bewundern, den Rufen der Vögel lauschen, Ameisen bei der Arbeit beobachten, durch den Matsch stapfen oder an der von der Volksbank spendierten Werkbank basteln: Für die neun Kinder gibt es täglich viel zu entdecken.
Die Eltern sind im Waldkindergarten Wanna fester Bestandteil des Konzepts. "Sie bringen sich stark ein", erklärt Diplom-Sozialpädagogin Alexandra Kock vom Förderkreis Waldorfpädagogik Land Hadeln. Ob beim Herrichten des Geländes, beim Wäschedienst oder Kuchenbacken - die Mamas und Papas der Waldkinder sind eine feste Größe.

