
Wasserversorgungsverband Land Hadeln will verstärkt ins Leitungsnetz investieren
Der Bau von Trinkwasserleitungen ist das beherrschende Thema des Wasserversorgungsverbandes Land Hadeln, der auch Teile Cuxhavens versorgt. Mehrere Rohrbrüche, besonders in Altenwalde, machten deutlich, dass der Bedarf akut ist und die Zeit drängt.
Rund 2,83 Millionen Euro will der Verband für das kommende und das darauffolgende Jahr als Darlehen aufnehmen, um den Bau neuer Rohrleitungen zu finanzieren und zu beschleunigen. Dafür werde eigens eine neue Kolonne im Verband gebildet, erläuterte Geschäftsführer Florian Heisch am Dienstagabend während der Verbandsversammlung in Otterndorf. Das Problem: Die Firmen, die als Vertragspartner mit dem Verband beim Rohrleitungsbau zusammenarbeiten, haben gar nicht die Kapazitäten, um noch mehr Rohre zu verlegen. Viel mehr als eine Million Euro pro Jahr könne derzeit kaum umgesetzt werden. Im Jahr 2023 waren es 1,1 Millionen Euro. In diesem Jahr wurden bislang gut 4,5 Kilometer PE-Leitungen verlegt.
100 Kilometer Asbestzement-Leitungen müssen ausgetauscht werden
Doch dem Trinkwasserversorger läuft allmählich die Zeit davon, je häufiger es zu Rohrbrüchen, zum Teil auch zu gravierenden Schäden, kommt. Das Gesamtrohrnetz umfasst 443,5 Kilometer. 218,7 Kilometer lang ist das Netz aus PE-Leitungen, 125,9 Kilometer PVC-Leitung kommen hinzu. Es bleiben knapp 100 Kilometer AZ-Leitungen, also Rohre aus Asbestzement, die vor gut 60 Jahren verlegt wurden. Wenn es zu Rohrbrüchen, häufig infolge von Bau- oder Erdarbeiten, kommt, dann betrifft dies in erster Linie AZ-Leitungen, die allmählich brüchig geworden sind. 22 Rohrbrüche im Netz und 23 bei Hausanschlüssen zählt der Verband bis jetzt in diesem Jahr. Etliche Kilometer Leitung wurden bereits ausgetauscht. Auch alte Gussleitungen gibt es nicht mehr. Aber 100 Kilometer AZ-Rohre auszutauschen, würde im jetzigen Tempo mehr als 20 Jahre dauern. Also will der Verband die Erneuerung des Leitungsnetzes beschleunigen. "Es gibt Handlungsbedarf", sagt Heitsch.
Der Wasserverband braucht Geld. Das wird allerdings immer knapper. Zwar konnten in Altenbruch, in Nordleda und in Otterndorf-Müggendorf bereits mehrere neue Hausanschlüsse gelegt werden, doch der Trinkwasserverbrauch geht zurück. 2023 wurden fast 2,2 Millionen Kubikmeter Trinkwasser abgegeben. Das sind allerdings fast 9 Prozent, 190.000 Kubikmeter, weniger als im Jahr davor. Weil auch Stromkosten und gestiegene Personalkosten den Verband belasten, müssen die Wasserpreise angehoben werden. So steigt die Grundgebühr um 12 Prozent auf 7,50 Euro und der Kubikmeter Trinkwasser kostet knapp 8 Prozent mehr. Für 99 Prozent der Verbraucher fallen dann 1,09 Euro pro Kubikmeter an.
Abwasserbeseitigung für das alte Sietland
Der Versorger ist auch Entsorger. Zuletzt hat der Verband nach der Übertragung der Abwasserbeseitigungspflicht für das Gebiet der ehemaligen Samtgemeinde Sietland eine Druckrohrleitung von der Teichkläranlage in Ihlienworth zur Kläranlage in Wanna verlegt. Ziel ist es, die Teichkläranlage zu schließen und nur noch einen Teich als Rückhaltebecken zu nutzen. Im Jahr 2026 soll das Vorhaben abgeschlossen sein. An den Abwassergebühren soll sich nichts ändern. Die Mengengebühr bleibt in Ihlienworth und Wanna mit 4,20 Euro pro Kubikmeter stabil. Verbrauchsunabhängig sind 3 Euro zu entrichten.
Und auch mit der Schmutzwasserentsorgung soll sich der Wasserverband künftig beschäftigen, zumindest wenn es nach der Samtgemeinde Land Hadeln geht. Die möchte die Zuständigkeit abgeben und hat angefragt, ob beim Wasserversorgungsverband Interesse besteht. Zunächst sei es auch um das Regenwassernetz gegangen, so Florian Heitsch, doch das erfordere zu viel Koordination und Kommunalplanung mit anderen Stellen. Über das Schmutzwassernetz wolle der Verband aber durchaus mit der Samtgemeinde sprechen. Der Samtgemeinde geht es dabei zunächst vor allem um Erlöse. Denn sie hat den Bau einiger Feuerwehrgerätehäuser vor der Brust und benötigt Investitionsmittel. Die Verbandsversammlung gab Geschäftsführer Heitsch das Mandat, mit der Samtgemeinde ergebnisoffen über die Übernahme des Schmutzwassernetzes zu verhandeln, dabei aber auch frühzeitig die EWE Wasser hinsichtlich des Cuxhavener Klärwerks miteinzubeziehen.
Wird S-Metolachlor zum Problem für den Verband?
Ein Problem, das noch keines ist, aber eines werden könnte, beschäftigt den Verband aktuell. Es geht um Pflanzenschutzmittel mit dem Wirkstoff S-Metolachlor. Die sind weitreichend als Maisherbizide in der Landwirtschaft eingesetzt worden. Im April hat das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) die Zulassung der Mittel widerrufen. S-Metolachlor steht im Verdacht krebserregend zu sein. Noch sei das Thema für den Verband nicht relevant. Doch der hochgiftige Stoff gelange ins Grundwasser und könne schließlich auch das Trinkwasser belasten. Darauf, so Florian Heitsch, müsse sich der Verband vorbereiten und das Wasserwerk in Wanna anpassen. Schließlich werde in der Elbe-Weser-Region großflächig Mais angebaut - und damit seien mit hoher Wahrscheinlichkeit auch Herbizide mit dem Wirkstoff eingesetzt worden. Die können für viele Wasserversorger in Niedersachsen zu einem echten Problem werden. "Noch ist nicht klar, wie wir damit umgehen sollen und den Stoff loswerden können", sagt Heitsch.
Wassergüte des Trinkwassers ist unverändert gut
Möglicherweise könnten Aktivkohlefilter gegen die Abbauprodukte von S-Metolachlor eingesetzt werden. Die Informationslage sei derzeit jedoch alles andere als genügend. Die Frage sei deshalb, zu welchem Zeitpunkt das Thema relevant für den Verband wird. Derzeit bestehe allerdings noch kein Grund zur Besorgnis. Die Wassergüte des Trinkwassers aus den Wasserwerken Wanna und Altenwalde sei unverändert gut. Auf eine Aufbereitung könne verzichtet werden, so Heitsch.
