Der Hopperbagger Barent Zanen gehört zur Flotte von Boskalis Westminster. Foto: Archiv
Der Hopperbagger Barent Zanen gehört zur Flotte von Boskalis Westminster. Foto: Archiv
Schifffahrt

Erster Auftrag für Elbvertiefung erteilt

von Ulrich Rohde | 23.12.2018

KREIS CUXHAVEN. Die erste Auftragsvergabe für die Elbvertiefung ist erfolgt. Ein niederländisches Wasserbauunternehmen soll den Zuschlag für Baggerarbeiten erhalten.

Wie die Schifffahrtszeitung "Täglicher Hafenbericht" (THB) berichtet, hat das niederländische Wasserbauunternehmen Royal Boskalis Westminster N.V. den Zuschlag für Baggerarbeiten in einem Umfang von 200 Millionen Euro erhalten.

Das für das internationale Ausschreibungsverfahren zuständige Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt Cuxhaven (WSA) hat sich für das Angebot der Niederländer entschieden. Beginn der Arbeiten soll bereits im Februar 2019 sein. Derzeit wird von einem Gesamtkostenvolumen für die Elbvertiefung von etwa 800 Millionen Euro ausgegangen. Nach Schätzungen von Kritikern könnte die Summe auf bis zu einer Milliarde Euro steigen. Das Vorhaben soll sich über den Zeitraum von zwei Jahren erstrecken.

Für den Schifffahrtsexperten des Naturschutzbundes Cuxhaven, Klaus Schroh, eröffnet sich mit der Vergabe eine "Bagger-Baustelle für die Ewigkeit". Denn es müssten alljährlich im Hamburger Hafen und auf der Unterelbe zwischen 25 und 28 Millionen Kubikmeter Schlick gebaggert und umgelagert werden, um in den Hafenbecken und auf der Unterelbe die laufend entstehenden Untiefen zu beseitigen.

Dabei sei die Elbvertiefung offensichtlich unnötig. Die Begründung des Bedarfs spiegele nicht die Tatsachen des Schiffsverkehrs nach Hamburg wider, meint Schroh. Die großen Containerschiffe würden mit ungenutzter Ladungskapazität und mit erheblichen Reservetiefgängen von durchschnittlich 2,50 Metern den Hamburger Hafen an. Selbst ausgehend betrage der Reservetiefgang noch immer 1,50 Meter. Der Grund für die ungenutzte Ladungskapazität sei nicht - wie Hamburg argumentiert - die unzureichende Wassertiefe der Elbe, sondern ein Mangel an ausreichendem Ladungsangebot. Hamburg liege in der Mitte der mitteleuropäischen Anlaufhäfen und werde niemals die Zuwachsraten der Häfen Rotterdam und Antwerpen als erste Anlaufhäfen der aus Fernost kommenden Schiffe erreichen.

Für die Umlagerung der ungeheuren Baggermassen in der Unter- und Außenelbe gebe es, so der Nabu-Vertreter, bislang kein umweltfreundliches und langfristiges Entsorgungskonzept. Die auf den Ausbau folgenden regelmäßigen Unterhaltungskosten für die Sicherung der notwendigen Wassertiefen auf den Unterelbe und im Hamburger Hafen könnten jährlich bis zu 180 Millionen Euro betragen.

Die bisher umfangreichste Ausbaggerung eines Tideflusses werde das Ende des ökologischen Gleichgewichts der Elbe einläuten, ist Schroh sicher. Ein halbwegs ökologisch funktionierendes Tidefluss-System werde damit einem ökonomisch unsinnigen Projekt geopfert.

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Ulrich Rohde

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