
Cuxhaven spielt entscheidende Rolle bei geplanter Errichtung riesiger Offshore-Parks
KREIS CUXHAVEN. Die Energiekrise lässt derzeit die Bundesministerien rotieren. Insbesondere das Wirtschaftsministerium ist hier gefragt - und auch sein Parlamentarischer Staatssekretär Stefan Wenzel (Grüne). Er gewährt einen Einblick in die Pläne.
Der Anteil von russischem Gas ist von einst 55 Prozent auf Null zurückgegangen. Dafür kommen bis zu 15 Prozent des Gases aus den Niederlanden und etwa ein Drittel aus Norwegen. Bis zum Winter sollen die LNG-Terminals in Wilhelmshaven, Brunsbüttel und Lubmin bereitstehen, um Flüssiggas umzuschlagen. Die Gasspeicherreserve ist zu gut 100 Prozent aufgefüllt, sie deckt allerdings nur etwa 28 Prozent des Verbrauchs im Winter. Entscheidend, so Wenzel, werde es darauf ankommen, dass die Bevölkerung aber auch die Wirtschaft 15 bis 20 Prozent an Energie im Vergleich zum Vorjahr einsparen. Bis jetzt sei der Verbrauch im Mittel um etwa 10 Prozent gesunken, das werde nicht aber reichen. Zugleich gehe es darum, die Preise für Energie zu deckeln. Dafür soll eine Kommission in Kürze Vorschläge vorlegen. Nun gehe es, so Wenzel, vor allem darum, die Privathaushalte und die kleinen und mittleren Unternehmen zu unterstützen, die von den Preissteigerungen stark betroffen sind. Dabei sei es auch entscheidend, den Missbrauch durch stark überhöhte Gebühren zu verhindern.
Schutz der Lieferketten
Der Schutz der Lieferketten sei geregelt, indem die Gazprom Germania, heute SEFE, unter deutsche Treuhandverwaltung gestellt und die Uniper, von der zahlreiche Stadtwerke abhängen, in Staatsbesitz genommen wurden.
Scheindebatte ums Fracking
Von Überlegungen, Gas durch Fracking in Niedersachsen zu fördern, hält Wenzel nicht viel. "Bisher hat niemand einen Antrag gestellt, obwohl es möglich wäre." Voraussetzung wäre der Nachweis, dass das Trinkwasser nicht beeinträchtigt werden würde. Zudem helfe Fracking in Deutschland kurzfristig nicht aus der Versorgungskrise. Und: grüner Wasserstoff sei deutlich günstiger als Fracking. "Geld in neue Technologien zu investieren macht mehr Sinn, vor allem dann, wenn sie auch noch wirtschaftlicher sind." Wenzel hält die Debatte ums Fracking für eine Scheindebatte, dasselbe gelte für den Weiterbetrieb des AKW in Lingen. "Die Stromproduktion im Norden ist doppelt so hoch wie der Verbrauch, im Süden ist es genau umgekehrt." Da Bayern dafür gesorgt habe, dass sich der Bau der Stromtrasse Südlink über Jahre verzögert, helfe das AKW nicht. Im Gegenteil: Bliebe das Krenkraftwerk am Netz, würde es aus Windenergie erzeugten Strom verdrängen.
Umschlaghäfen für Offshore-Windparks
Wie es weiter gehen kann, hat das Ministertreffen der Nordsee-Energiekooperation (NSEC) in Dublin kürzlich gezeigt. "Die Nordsee ist unser Zukunftsmotor für sauberen und verlässlichen Grünstrom aus Offshore-Windenergie", so Wenzel. Das Ziel: Bis zu 70 Gigawatt Strom sollen bis 2045 allein deutsche Offshore-Windparks erzeugen, bis 2030 immerhin schon 30 Gigawatt. Ehrgeiziger Plan ist es, international in der Nordseeregion bis 2050 260 Gigawatt zu produzieren. Für die Errichtung dieser riesigen Offshore-Parks braucht es geeignete Umschlaghäfen. Und der Standort Cuxhaven spielt dabei eine entscheidende Rolle, das sei in Dublin deutlich geworden. "Die Errichter brauchen Planungssicherheit durch die öffentliche Hand", so Wenzel. Der Wunsch Cuxhavens, den Lückenschluss im Hafen mit dem Bau der Liegeplätze 5 bis 7 als Schlüssel für den weiteren Ausbau der Windenergie in Deutschland zu verwirklichen, werde vom Bund unterstützt, so Wenzel. Allerdings werde ein klares Signal dazu aus Hannover benötigt. Wenzel: "Das Land muss eine Grundsatzentscheidung, in die Liegeplätze zu investieren, treffen. Dann kann sich der Bund um europäische Fördermittel kümmern."