Unbekannte beschmieren Gedenkstätte in Sahlenburg
CUXHAVEN-SAHLENBURG. "Fake" und "Lügenpresse" sind auf dem Sahlenburger Gedenkstein für fünf erschossene Nazi-Opfer zu lesen. Unbekannte haben die Gedenkstätte beschmiert.
Wer tut so etwas? Manfred Mittelstedt ist entsetzt. Als er aus Anlass des Jahrestages der für auf dem Schießstand in Sahlenburg erschossenen Nazi-Opfer nach dem Rechten sehen wollte, entdeckte er die Schmierereien. Auf den Gedenkstein wurde mit schwarzem Stift "Fake", also das englische Wort für erfunden, geschrieben. Auf der Tafel mit den Sponsorennamen steht jetzt "Lügenpresse" und auf der Vorderseite ebenfalls "Fake".
"Die Opfer des 21. April 1945 und alle Opfer, die dort ermordet wurden, werden damit aufs Schändlichste verhöhnt", sagt Mittelstedt. Der 74-jährige Altenwalder ist Vorsitzender des Vereins für Gedenkkultur "Narben bleiben, die Erinnerung lebt weiter". Dieser Verein wider des Vergessens ist Initiator der Gedenkstätte am früheren Schießstand in Sahlenburg. Sie wollten Helgoland wenige Tage vor dem Kriegsende 1945 retten und bezahlten dies mit ihrem Leben. Georg Braun, Kurt Pester, Karl Fnouka, Erich Friedrichs und Martin Wachtel planten, die Insel Helgoland am 18. April 1945 kampflos den Engländern zu übergeben. Stattdessen wurden sie verraten, deportiert, vor das Kriegsgericht gestellt und am 21. April 1945 in Sahlenburg erschossen. Gerichtsherr war damals Rolf Johannesson (1900 bis 1989). Der Kommandant der Seeverteidigung Elbe-Weser bestätigte des Todesurteilsspruch gegen die Widerstandsgruppe. Später ab 1957 machte Johannesson Karriere in der Bundesmarine. Als Admiral befehligte er die deutsche Flotte. In seinenMemoiren verschwieg er später die Todesurteile.
In unmittelbarer Nachbarschaft, wo das Leben der fünf Männer durch Hinrichtung ausgelöscht wurde, hat der Verein "Narben bleiben, die Erinnerung lebt weiter" 2015 die Gedenkstätte errichten lassen. "Die Opfer mahnen uns!" ist auf dem Stein unter anderem zu lesen. Diese Stätte soll als Mahnung für den Frieden und als Aufruf zu Toleranz, Humanität und Menschlichkeit verstanden werden. Doch die Wirklichkeit sieht anders aus. Manfred Mittelstedt weiß, dass nicht das erste Mal dort Vandalismus zu bemerken sei. Im Herbst 2018 wurde ein aufgestellter Stein von der Insel Helgoland zertrümmert. 2017 rissen Unbekannte das Schild aus der Verankerung - und 2016 habe man eine anlässlich des Volkstrauertages aufgestellte Blumenschale entfernt und im Wald zerdeppert.