223 Kilometer Strecke liegen vor dem Team, bestehend aus acht Hunden und Lisa Pannenberg. Foto: privat
Schlittenhunderennen

Beaver Trap Trail: Frau aus dem Kreis Cuxhaven im Kampf gegen die "Weiße Wand"

von Redaktion | 18.04.2023

Während in Deutschland bereits frühlingshafte Temperaturen herrschen, überzog der Winter Lappland noch mit einer dicken Schneehülle. In diese Region zog es Lisa Pannenberg aus Stinstedt (Kreis Cuxhaven) zu einem Rennen mit acht ihrer Alaskan Huskys.

Genauer gesagt ging es für Pannenberg ins schwedische Norråker. Dort startete das traditionsreiche Schlittenhunderennen Beaver Trap Trail mit 31 Teilnehmern aus zwölf Nationen über eine Distanz von 223 Kilometern. Abends um 18.02 Uhr ging Pannenberg an den Start. Am Ende des Countdowns liefen die acht Huskys zügig los. Schnell war das Gespann in der Landschaft verschwunden.


"Endlich war der Moment gekommen, auf den ich mich wochenlang vorbereitet hatte: das Beaver Trap Trail", sagt Pannenberg. Ihr Ziel: Ankommen. "Nach dem Start hatte ich gar keine Zeit zum Denken, ich musste mich an die schmalen Trails gewöhnen, die links und rechts durch die Wälder rund um den Ort führten", beschreibt Pannenberg ihre Fahrt in die aufkommende Dunkelheit. Die Anspannung sei einem Gefühl von Freiheit und Abenteuer gewichen.

Unterwegs in der Dunkelheit des Nordens

"Es wurde ganz schnell dunkel. Nordisch dunkel. Meine Kopflampe bildete einen Tunnel aus Licht, durch den ich fuhr. Ich konnte die Landschaft nicht sehen, denn es schneite weiter unaufhörlich und die Reflexionen des Schnees saugten alles Licht in sich auf und machten mich fast orientierungslos", berichtet Pannenberg. Der neue Schnee machte den Trail für die Hunde immer schwerer. 


"Sie mussten jetzt schon richtig ackern", sagt die Stinstedterin (Börde Lamstedt). Die erste Pause gab es nach 50 Kilometern. "Eher hätten das meine Huskys auch nicht zugelassen, so sehr motiviert waren sie", berichtet Pannenberg. Aber sich hinlegen und ausruhen wollten sie nicht. Sie bekamen einen Snack, Pannenberg einen Tee, und nach sieben Minuten ging es für das Team bereits weiter. "Nach 90 Kilometern und 8 Stunden erreichte ich den ersten Checkpoint. Und es gab eine Schlafpause", so Pannenberg. Um 5 Uhr morgens und minus 17 Grad wurde sie bereits wieder geweckt. Der Veterinär gab sein "O.k." für die Hunde. Mit der zweiten Etappe stand ihnen die härteste Etappe ihres Lebens bevor.


Die Etappe führte über einige Berge hinweg. Es ging immer bergauf. Und dann hörte es auf. "Ich dachte, ich sei oben und freute mich", sagt Pannenberg. Doch dann ging es wieder bergan. So ging es ewig lange weiter. Und dann seien sie oben gewesen. "Es begann leicht bergab zu gehen und ich freute mich, die erste große Hürde schien geschafft", berichtete die Gespannführerin. Doch dann ging es wieder bergauf. "Die Hunde hatten langsam, aber sicher keine Lust mehr. Ich machte eine Pause." Später ging es sanft hügelig weiter, es war ein angenehmes Fahren. Windstill und wärmer. 


Die Bäume wurden kleiner und plötzlich waren sie ganz weg. "Um mich herum war nur noch völlig unberührter Schnee. Keine Bäume, keine Fußspuren, kein Geräusch. Nichts. Nur ich und meine Hunde", beschreibt Pannenberg die Umgebung. "So muss es am Nordpol aussehen", dachte sie nach eigenen Worten.


Locker und fröhlich setzten sie ihren Weg fort. Und dann sei die da gewesen: "Die weiße Wand". Sie habe nur "Boah!" gedacht, sagt Pannenberg. Da stand sie vor dem Team, diese berüchtigte Steigung. "Wie sollen wir da hinaufkommen?", war ihr nächster Gedanke. "Die Hunde voraus zogen den Schlitten, ich schob von hinten. Mit einem Schlag war es so steil, dass wir nicht weiterkamen", sagt Pannenberg. "Es war so steil, das die Hunde und der Schlitten über mir waren", sagt sie.

"Sie quälten sich für mich,wie ich mich für sie"

Unter permanentem Anfeuern zogen die Hunde weiter. "Sie quälten sich für mich, wie ich mich für sie. Teamarbeit in Perfektion", sagt die Stinstedterin. Die Zeit sei quälend langsam vergangen, bis sie endlich oben waren. "Auf dem Gipfelplateau angekommen, schaute ich mich um. Während ich den Steilhang hinunterblickte, stieß ich mit geballter Faust einen Jubelschrei aus. Es war wie in einem Film. Wir waren oben. Wir hatten gewonnen im Kampf gegen diese Wand, an der schon so viele verzweifelt sind." Die dritte Etappe führte das Team weitgehend über den Weg der ersten Etappe zurück zum Ziel, das auch der Startpunkt gewesen war. "All das bis hierhin überwunden und gemeistert zu haben, das kann man nicht kaufen, für kein Geld der Welt."
Die letzten Kilometer seien schwierig gewesen. "Die Lampe wurde schwächer, ich konnte nicht mehr viel sehen." Und dann tauchte es aus der Dunkelheit auf, nach 24:48 Stunden Fahrzeit und 223 Kilometer Strecke: das Ziel. Es war 1:42 Uhr, am Sonnabendmorgen. Ein Dutzend Zuschauer war anwesend und applaudierte, aus einem Lautsprecher erklang: "Eye of the Tiger". "Ich legte mich zwischen meine Huskys. Wir alle waren glücklich über diesen Erfolg", sagt Pannenberg, denn jedes Jahr gebe es mehr Menschen, die deutscher Fußballmeister werden, als es Schlittenhundegespanne gibt, die dieses Rennen beenden. 

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