Christine Baack verwandelt den "Frachtraum" im "Unikat" mit wenigen Handgriffen in ein echtes Darts-Domizil. Sie wurde 1994 Cuxhavener Stadtmeisterin. Foto: Witthohn
Christine Baack verwandelt den "Frachtraum" im "Unikat" mit wenigen Handgriffen in ein echtes Darts-Domizil. Sie wurde 1994 Cuxhavener Stadtmeisterin. Foto: Witthohn
Darts

Heimat nach dem WM-Hype: Das ist der einzige Darts-Verein Cuxhavens

von Herwig V. Witthohn | 23.01.2023

Die Darts-WM 2023 ist Geschichte. Vor allem der Saarländer Gabriel Clemens hat mit seinem Einzug ins Halbfinale einen echten Hype ausgelöst. Spürt das auch der älteste und einzige Darts-Verein Cuxhavens?

Der "Frachtraum" im "Unikat" an der Neufelder Straße wirkt beim ersten Betreten nicht so, als würde sich hier der älteste und einzige Dart-Verein Cuxhaven ein Refugium geschaffen haben. Doch wie so oft täuschen erste Eindrücke.

Matthias Hild-Baack und seine Frau Christine erscheinen. Und verwandeln den Frachtraum in ein kleines, aber feines Darts-Paradies. Hier senken sich plötzlich drei Holzwände ab und verwandeln sich in eine Abstand-Bahn mit "Oche", der 2,37 Meter vom Brett entfernten Abwurflinie. Auch drei Dartsscheiben sind plötzlich wie aus dem Nichts aufgetaucht, die jeweiligen Bullseyes befinden sich in exakt 1,73 Meter Höhe. "Für den Pressetermin heute haben wir uns extra nagelneue Dartsscheiben besorgt", schmunzelt Matthias "Willi" Hild-Baack, der 1. Vorsitzende von First-Dart Cuxhaven.

Der Verein First-Dart hatte schon viele Spielstätten

In der Hallenbad-Gaststätte von Rosi wurde der Verein First-Dart Cuxhaven im Oktober 1983 gegründet. Carsten Tietje, Claus John, Patrick Alt, Hilde und Heinz Böse sowie Christel Hoyer, die langjährige Vorsitzende, gehörten zu den Gründungsmitgliedern. Männer der Anfangszeiten waren Matthias "Willy" Hild-Baack, Bernhard Matthee, Falk von Bargen und Peter Roßkamp. "Die höchste Mitgliederzahl hatten wir mit 21, heute zählen wir 15 Aktive, haben aber gerade jetzt weitere Anfragen", berichtet Willy Hild-Baack, der seit 1984 im Klub ist. Weitere Vereinsdomizile des Klubs waren "Zur Küste", Cafe Schnapp, Döser Börse, Franzler, "Alte Liebe" und Saturn Bowling.

Es ist Mittwochabend, der Trainingstag im "Unikat" von 19 Uhr mit "open end" steht an. Willy Hild-Baack und Christine Baack haben den Aufbau abgeschlossen, die ersten First-Darter und Darterinnen treffen ein. "Zwei Damen und 13 Herren sind im Moment aktiv." Drei Spieler kommen aus Drochtersen, einer aus Otterndorf, einer aus Bremerhaven, drei aus Nordholz und einer aus Dorum. Im vergangenen Jahr holten sich die First-Darter den Titel in der 1. Bremerhavener Stadtliga, die sie 1987 mitbegründeten.

Aufstieg? Kein Thema. "Dann müssten wir schon in der Niedersachsenliga antreten und die Fahrten sind einfach zu weit für uns", berichtet der 1. Vorsitzende. Natürlich freut er sich über den Aufschwung des Darts-Sports in Deutschland. "Martin Schindler bezwingt fast den neuen Weltmeister Michael Smith, Gabriel Clemens erreicht das Halbfinale im Ally Pally, dem Alexandra Palace im Londoner Stadtbezirk Haringey. Ein echter Darts-Hype erfasste Deutschland und hält noch an. Aber wir konzentrieren uns lieber auf uns selbst."

An vier Spieltagen zwei Mal 180

Und schon fliegen die ersten Pfeile, die Darts, die ursprünglich wohl aus dem 100-jährigen Krieg zwischen Engländern und Franzosen stammen. Bei First Dart werden 21-Gramm bis 24-Gramm-Pfeile geworfen. Möglich wären aber auch 18 Gramm bis 50 Gramm. Auch Marcus Schwan tritt ans Oche, er war in der letzten Saison der beste Spieler der Liga, hat in dieser Saison nach vier Spieltagen bereits zwei Mal die 180 geworfen. Das perfekte Spiel, den Neun-Darter, hat noch kein Aktiver von First-Dart Cuxhaven geschafft, aber 11-Darter und 12-Darter waren schon dabei. "Wir spielen hier nun keinen Schnitt von über 100, das ist der Weltklasse vorbehalten. Aber 60 bis 80 im Schnitt zu spielen, und das konstant, ist auch eine Leistung", so Matthias Hild-Baack.

Noch relativ neu dabei ist Hadi aus Afghanistan. Er kam 2010 mit seiner Familie nach Deutschland und sah Darts während der Corona-Zeiten im Fernsehen. Mit seinem Bruder fing er zuhause mit E-Darts an, der elektronischen Variante, wechselte vor eineinhalb Jahren zum ursprünglichen Darts-Sport. Vor acht Monaten kam er zum ersten Mal zum Training von First-Dart und möchte es nicht mehr missen. "Noch spiele ich einen 50er-Schnitt, aber ich möchte mich ständig verbessern, dafür trainiere ich", so Hadi. Sein Lieblingsspieler ist der Schotte Gary Anderson, ein ehemaliger Weltmeister und ein Aushängeschild des Sports. Ebenso wie Peter Wright, Michael van Gerven oder Gerwyn Price.

Der Trainingsabend scheint den Aktiven Spaß zu bringen, auch ein neues Mitglied taucht auf und darf die ersten Pfeile werfen. Darts wird bei First-Dart Cuxhaven nun seit 40 Jahren gespielt. Hier ist Kontinuität Trumpf, Hypes spielen da keine Rolle. Und die sportlichen Ziele haben sich nicht verändert: "Wir wollen unseren Titel in der 1. Bremerhavener Stadtliga verteidigen. Zur Zeit sind wir Zweiter, haben aber ein Spiel weniger absolviert, als der Tabellenführer. Das wird schon klappen", schmunzelt Matthias Hild-Baack. Und wenn nicht, gibt es ja die nächste Saison.

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Herwig V. Witthohn

Redakteur
Cuxhavener Nachrichten/Niederelbe-Zeitung

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