Ironman auf Hawaii: Otterndorferin vor dem größten Abenteuer ihres Lebens
Am 14. Oktober fällt der Startschuss beim Ironman auf Hawaii - dem ältesten und bekanntesten Triathlon über die Langdistanz. Mit dabei ist auch eine ehrgeizige Athletin aus Otterndorf, die sich selbst als "ein bisschen irre" bezeichnet.
Jeden Tag trainiert Skroland Bullwinkel - ob im Wasser, auf dem Rad oder auf der Laufstrecke. Die 48-Jährige hat den Triathlonsport für sich entdeckt. Und das ist noch gar nicht so lange her. Im Juni 2019 nahm sie erstmals an einem Schnuppertraining beim TSV Otterndorf teil. Seitdem ist das Triathlon-Feuer in ihr entfacht. Ihren ersten Wettkampf bestritt sie in Otterndorf. Während der Corona-Zeit absolvierte sie den sogenannten "Otti-Man", ein Rennen über die Mitteldistanz. Ins Leben gerufen von Triathleten des TSV, die die ausgefallenen Wettkämpfe auf diese Art zu kompensieren versuchten. Skroland Bullwinkel schwamm 1,5 Kilometer, fuhr 90 Kilometer mit dem Fahrrad und lief danach einen Halbmarathon. Danach war sie so glücklich, dass sie nur sagte: "Das machen wir nochmal."
Zu dem Zeitpunkt wusste sie selbst noch nicht, was sie wenig später erleben würde. Denn die große Schnapsidee entstand im Sommer 2021 auf der Terrasse bei einem Glas Wein mit den Nachbarn Jan und Mareike Petschulat. Jan ist selbst begeisterter Triathlet. Er wollte im nächsten Jahr beim Ironman in Hamburg starten - aber nicht allein. Und so kam Skroland Bullwinkel ins Spiel. Beide meldeten sich schließlich für ihren ersten Langdistanz-Wettkampf an. Langdistanz bedeutet in dem Fall 3,8 Kilometer schwimmen, 183 Kilometer Radfahren und 42,195 Kilometer laufen. Erst danach erzählten sie ihrer Triathlon-Trainerin Andrea Strunck von ihrem Vorhaben. "Für mich war es ein totaler Schock. Sind die irre, hab ich nur gedacht", so Strunck. Doch sie nahm sich der Aufgabe an. Sechs Monate lang trainierten die beiden Otterndorfer jeden Tag.
"Am Anfang tat es echt weh", sagte Skroland Bullwinkel. Doch sie zog es durch. Ganz akribisch wurden die Trainingspläne abgearbeitet, hinzu kam ein ein strikter Ernährungsplan. "Das war echt anstrengend", sagt sie. Die 48-Jährige ging an ihre Grenzen. Am schwersten fiel ihr aber die erford3erliche und auch angeordnete Regeneration. Im Ausruhen ist die umtriebige Sportlerin nicht besonders gut. "Es war schwer, aber ich habe es hinbekommen", sagt sie. Dann stand der große Tag in Hamburg an. Ihr erster Wettkampf über die Langdistanz. Nach etwas mehr als zwölf Stunden kam sie ins Ziel. "Es hat Spaß gemacht - vor allem das durchs Ziel laufen", sagt sie rückblickend mit einem breiten Grinsen im Gesicht. Ein solches Rennen sei vor allem Kopfsache. Und diese habe sie gut gemeistert. "Sie ist auch sehr strukturiert an die Sache herangegangen", sagt Trainerin Andrea Strunck.

Ein paar Wochen später stand sie mit ihrem Mann Thomas im schwedischen Kalmar an der Strecke des dortigen Ironmans. Erst einmal nur zum Gucken. Dieses Jahr Ende August war sie dann am Start. Neun Monate dauerte zuvor die Vorbereitungszeit. Was sie dann erlebte, war aber noch einmal eine extreme Steigerung der Strapazen. "Es war ein ätzender Tag", sagt sie. Es war windig, das Wasser hatte gerade einmal 16,8 Grad Celsius und der dichte Nebel setzte den Athletinnen und Athleten zudem zu. Viele haben das Ziel nicht erreicht. Skroland Bullwinkel schon. Sie biss sich durch, war sogar rund zehn Minuten schneller als bei ihrem ersten Ironman im Jahr zuvor in Hamburg. Im Rahmen der Veranstaltung wurden zudem Startplätze für den bekanntesten Ironman der Welt auf Hawaii vergeben. Ohne große Erwartungen ging sie am nächsten Tag mit ihrem Mann zur offiziellen Vergabe - und zur eigenen Überraschung bekam sie einen Startplatz auf Hawaii angeboten. Viel Zeit zum Überlegen gab es nicht. Sie sagte zu, bezahlte die Startgebühr und konnte es danach selbst kaum fassen. "Damit hab ich im Leben nicht gerechnet", sagt die Otterndorferin. Minuten später begann die Organisation. "Erstmal habe ich meinen Chef angerufen. Ich brauchte für die Zeit Urlaub", erinnert sie sich. Das klappte. Dann kontaktierte sie Andrea Strunck, die erneut aus allen Wolken fiel. "Trainingstechnisch geht das gar nicht", sagte die erfahrene Triathlon-Trainerin. Denn zwischen den beiden Wettkämpfen liegen weniger als zwei Monate. Vor allem mental sei es schwierig. Doch Skroland Bullwinkel will es unbedingt.
Sie stieg nach ganz kurzer Pause wieder voll ins Training ein. Ihr Ehrgeiz ist erstaunlich. "Und ein bisschen irre muss man auch sein", sagte sie lachend. Auf Hawaii erwartet die frühere Leistungsschwimmerin eine noch extremere Herausforderung, da mit dem Rad und auf der Laufstrecke zudem 1800 Höhenmeter absolviert werden müssen. "Ich habe keine Zeitvorgabe. Ich will auf meinen Körper achten und einfach nur genießen dabei zu sein", so die Otterndorferin. Bereits am 7. Oktober geht der Flieger Richtung USA, eine Woche später steigt sie in die Fluten vor Hawaii. Auch in den Tagen davor wird sie trainieren. "Kurz und knackig bis einen Tag vor dem Wettkampf", sagt sie. Sie freut sich auf das große Abenteuer, der Respekt ist dennoch riesig groß. In den vergangenen Wochen und Monaten hat sie aber alles dafür getan, dass sie den ehrwürdigen Wettkampf auch genießen kann. Neben den sportlichen und konditionellen Vorbereitungen, bekam sie unter anderem Nachhilfe im Wechseln des Fahrradschlauchs ihres Hightech-Rades. "Ich bin bereit und will einfach nur gesund durchs Ziel kommen", so die 48-Jährige.
