
Box-Abteilung von Rot-Weiss Cuxhaven im Aufwind: Kämpfer haben große Ziele
Boxen ist eine Sportart, die von den einen geliebt wird, von anderen eher skeptisch betrachtet wird. Beim Training der Box-Abteilung von Rot-Weiss Cuxhaven erlebt der Besucher engagierte Sportler und Trainer, die auf ihre Schützlinge eingehen.
Die Gorch-Fock-Sporthalle sieht aus, als würde ein Zirkeltraining stattfinden. Überall wird etwas aufgebaut. Die kleinen Abteilungsmitglieder schleppen ebenso die Sportgeräte wie die Senioren, die teilweise schon über 70 Jahre alt sind.
Zirkeltraining ist aber nicht angesagt, ein ganz normaler Trainingstag der Box-Abteilung steht an. Sandsäcke werden aufgehängt, Springseile zurechtgelegt, Bänder zieren den nicht mehr gerade neuen Hallenboden, lange Seile werden an der Kletterwand befestigt.
Abteilungsleiter Benny Abt darf sich freuen, die Box-Abteilung von Rot-Weiss Cuxhaven ist im Aufwind. Nicht nur, was die Mitgliederzahl betrifft, auch die Erfolge können sich sehen lassen. Mit Eugenio Gomez Casado und Manuel Montoya stehen zwei erfahrene Boxtrainer zur Verfügung. Unterstützt werden sie von Co-Trainer Bernd Düe.
Die Aufbauarbeiten sind abgeschlossen, das Training beginnt mit dem Aufwärmlauf in der benachbarten Hermann-Allmers-Halle. Dann wird sich aufgelockert, ehe gezielte Übungen beginnen. Seilspringen in atemberaubenden Tempo, gezielte Schläge auf den armen Sandsack, der auch an diesem Abend so einiges einstecken muss. Gezielte Schlagkombinationen werden im Einzeltraining von Manuel Montoya vermittelt. Nebenan übt Eugenio Gomez Casado die Geschicklichkeit der Athleten. Die befestigten Seile schwingen elegant durch die Halle. Die Athleten kommen ins Schwitzen, auch die Oldies. Während Rüdiger Schimmelpfennig den Sandsack festhält, drischt Joachim Tonn auf den nun nicht mehr pendelnden Gegner ein, der sich ja nicht wehren kann. Der Schweiß läuft bei dem 69-Jährigen schon bald in Strömen, ehe er den Platz mit dem 72-jährigen Schimmelpfennig tauscht.

Die multikulturelle Familie hält stets fest zusammen
Ein provisorischer Ring wird aufgebaut und zwei große Talente der Box-Abteilung begeben sich in diesen. Daniel Wassiljew und Patrick Schlick haben die Boxhandschuhe und den Kopfschutz angezogen und geben von Beginn an Gas. Die Lautstärke der Treffer sorgt bei mir für leichte Besorgnis, doch ich werde von Eugenio Gomez Casado schnell beruhigt. Der Kopfschutz schützt wirklich, Blut fließt nicht. Die beiden Kämpfer sind Freunde. Der eine Deutscher, der andere mit der Familie aus der Ukraine geflüchtet. Noch gibt es Sprachbarrieren, doch das stört in dieser großen Boxfamilie nicht. "Wir haben Syrer, Afghanen, Ukrainer, Spanier, Deutsche und Vertreter anderer Nationalitäten in unseren Reihen, aber wird sind eben eine sehr große Familie von über 30 aktiven Kämpfern. Die Kinder, Jugendlichen, Erwachsenen und Senioren halten zusammen, helfen und unterstützen sich", betont Eugenio Gomez Casado. Ein Beleg dafür, dass Sport verbindet und sozialisiert. Und das unter den Augen der engagierten Ehrenamtlichen.

Eugenio Gomez Casado war selbst ein erfolgreicher Boxer, in Cuxhaven lernte er sehr viel von Trainerlegende Herbert Schultz, der ihn wie einen Sohn aufnahm. Aber auch Siegfried Stinski, die Trainerlegende aus Hemmoor hat ihm viel beigebracht. Auch in Hemmoor war Gomez Casado als Trainer aktiv.
Aktuelle Aushängeschilder der Box-Abteilung sind Marlon Montoya, Daniel Wassiljew, Ajmal Hashemi und Patrick Schlick. Und die Kämpfer haben nach den Erfolgen 2024 auch 2025 noch so einiges vor.
Philipp Schlick (U17) kämpft am 9. Februar bei der Vorrunde der Weser-Ems-Meisterschaft um das Erreichen der Endrunde. Der 16-jährige Normalausleger vertraut auf seine starke Rechte. Er möchte den Kampf in Norden gewinnen, um sich eine Woche später in Cloppenburg den Titel zu holen. "In Hemmoor habe ich ja erst kürzlich meinen Kamp gewonnen und war von der Atmosphäre in der vollen Halle begeistert."

Marlon will den deutschen Titel nach Cuxhaven holen
Daniel Wassiljew und Ajmal Hashemi haben die Endrunde in Cloppenburg bereits erreicht und streben ebenfalls nach dem Titel. Andere Ziele hat der 21-jährige Marlon Montoya. Er boxt seit seinem 10. Lebensjahr und möchte an die Erfolge seines Vaters Manuel anknüpfen. Der war deutscher Meister. Der Normalausleger vertraut auf seine Nehmerqualitäten und seinen Paradeschlag auf die Leber des Kontrahenten. Er tritt im Schwergewicht bis 90 Kilogramm an. "Die Leistungsboxer trainieren fünfmal die Woche. Wir freuen uns auf das Training, ich selbst trainiere aber durchaus auch für mich. Bei den Deutschen Meisterschaften habe ich zweimal Bronze geholt, wurde Landesmeister. Aber ich will den deutschen Meistertitel nach Cuxhaven holen!"
Marlon traut seinen "Familienmitgliedern" Daniel und Philipp viel zu: "Die beiden werden noch sehr erfolgreich sein!"
