34 Tontafeln wie diese werden auf der Gedenkstätte an die verstorbenen Kinder der Zwangsarbeiterinnen erinnern. Foto: Gemeinde Wurster Nordseeküste
Gedenkstätte Spieka-Knill

Altenwalder Schüler erinnern an Kinder der Zwangsarbeiterinnen in Nordholz

von Redaktion | 22.05.2023

Schülerinnen und Schüler der Geschwister-Scholl-Schule in Cuxhaven-Altenwalde wollten nicht, dass diese Säuglinge ohne Namen und ohne Würde bleiben: Für die Kriegsgräberstätte Spieka-Knill erstellten sie Tontafeln für jedes gestorbene Kind. 

Die Geschwister-Scholl-Schule in Altenwalde beschäftigt sich seit Jahren mit dem Thema Nationalsozialismus und Rechtsextremismus, seit dem Schuljahr 2021/22 insbesondere mit der Geschichte um die Kriegsgräberstätte Scharnstedter Weg in Spieka-Knill. Auf dem Friedhof sind 172 Zwangsarbeiterinnen und -arbeiter bestattet; 112 von ihnen waren unter 25 Jahre alt, als sie hier begraben wurden.

In Zusammenarbeit mit dem Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge hat der Wahlpflichtkurs Geschichte des 10. Jahrgangs eine neue Gedenklösung für die Kriegsgräberstätte erarbeitet. Zunächst entwickelten und gestalteten die Jugendlichen eine Geschichts- und Erinnerungstafel, die am 2. Dezember 2021 eingeweiht wurde.

Genaue Lage der Gräber nun ermittelt

Besonders erschreckend fanden nicht nur die Jugendlichen das Schicksal von 35 Säuglingen und Kleinkindern, die den Zwangsarbeiterinnen nach der Geburt weggenommen und in einer so genannten "Ausländerkinderpflegestätte" - einer Baracke der Wehrmacht - untergebracht wurden und infolge mangelnder Pflege und Ernährung umgekommen sind. Diese Kinder wurden auch auf dem Friedhof begraben, deren Gräber sind aber nicht erhalten. Im Rahmen der Recherchen zur Geschichts- und Erinnerungstafel konnte die genaue Grablage nun aber identifiziert werden.

Mahnung an alle Generationen

Die Jugendlichen, die sich insbesondere mit deren Schicksalen intensiv auseinandergesetzt hatten, wünschten sich, diesen Kindern eine besondere Erinnerungsstätte zu widmen, ihnen ihre Würde zurückzugeben, an ihr Schicksal zu erinnern als Mahnung an die heutige und an die folgenden Generationen. Diese besondere Erinnerungsstätte sollte sich von der üblichen Gestaltung von Kriegsgräberfriedhöfen unterscheiden.

34 Keramiktafeln erstellt

Dazu erstellten die Schülerinnen und Schüler 34 individuell gestaltete Keramiktafeln mit den persönlichen Daten der Opfer, die dann auf einer freien Fläche der Kriegsgräberstätte künstlerisch gestaltet angebracht wurden. Dieses Projekt wird neben der Geschwister-Scholl-Schule Altenwalde durch die Gemeinde Wurster Nordseeküste, die Klosterkammer Hannover und den Landschaftsverband Stade unterstützt.

Interessierte Bürgerinnen und Bürger sind eingeladen, an der Einweihungsfeier dieser neuen Erinnerungsstätte teilzunehmen. Diese beginnt am Donnerstag, 1. Juni, um 15 Uhr in Spieka-Knill am Scharnstedter Weg.

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