Leere Stille: Das Pflegeheim Ankerplatz in Sahlenburg steht seit der kurzfristigen Schließung leer. Das Eingangsschild wurde bereits entfernt. Foto: Potschka
Leere Stille: Das Pflegeheim Ankerplatz in Sahlenburg steht seit der kurzfristigen Schließung leer. Das Eingangsschild wurde bereits entfernt. Foto: Potschka
Mitarbeiter wussten wohl von nichts

Pflegeheim in Cuxhaven-Sahlenburg plötzlich geschlossen: Angehörige völlig überrascht

von Jens Potschka | 07.03.2025

Als der Anruf aus dem Pflegeheim kam, war nichts mehr wie zuvor: Die plötzliche Schließung des "Ankerplatzes" in Cuxhaven-Sahlenburg stellte Angehörige und Mitarbeitende vor enorme Herausforderungen. Viele von ihnen waren mehr als überrascht.

Die Tinte auf den Glückwunschschreiben von Ministerpräsident Stephan Weil und Cuxhavens Oberbürgermeister Uwe Santjer war gerade erst getrocknet. Sahlenburgs Ortsbürgermeisterin Claudia Bönnen wollte damit in diesen Tagen eine hochbetagte Jubilarin an deren runden Geburtstag nebst einer kleinen Aufmerksamkeit der Stadt Cuxhaven persönlich im Altenheim überraschen. Doch zu einer Begegnung der beiden Frauen kam es nicht, denn die Pflegeeinrichtung Ankerplatz am Schwalbenweg 8 in Sahlenburg hatte ihre Türen zu diesem Zeitpunkt bereits für immer geschlossen. Binnen einer guten Woche - ganz plötzlich und unerwartet für Angehörige, Mitarbeitende und Nachbarn - wurde der "Ankerplatz" verlassen.

Mittlerweile ist auch das Schild der Pflegeeinrichtung am Eingang verschwunden. Hinter den mit Plissees abgedunkelten Fensterscheiben ist kein Leben mehr zu sehen. Lediglich eine Skulptur, die ein älteres Ehepaar auf einer Bank zeigt, ist als steinernes Zeugnis zurückgeblieben. "Ich war sehr überrascht und auch betroffen, als ich erfuhr, dass die Bewohner so plötzlich ihr Zuhause verlassen mussten. Wir hier im Ort haben davon gar keine Kenntnis gehabt", sagte Claudia Bönnen im Gespräch mit unserer Redaktion. 

Personalengpässe und Kostendruck in der Pflegeeinrichtung

Die Schließung des Ankerplatzes kam nicht nur für die Ortsbürgermeisterin unerwartet, sondern auch für die 18 Seniorinnen und Senioren, die dort bis zuletzt lebten - und deren Angehörige. In dem vom 21. Februar 2025 datierten Kündigungsschreiben, das unserer Redaktion vorliegt, heißt es unter anderem: "Aufgrund erheblicher personeller Engpässe, zunehmenden Kostendrucks und einer Vielzahl behördlicher Neuauflagen sind wir gezwungen, den Betrieb des Wohn- und Pflegeheims in Cuxhaven mit Ablauf des Monats 28. Februar 2025 einzustellen."

Ein Zuhause verloren: Innerhalb weniger Tage mussten die 18 Bewohner des Ankerplatzes ihr vertrautes Umfeld verlassen und in neue Einrichtungen umziehen.

Für die Bewohner und ihre Familien bedeutete das: Binnen einer Woche musste eine neue Unterkunft gefunden werden. "Ich saß gerade mit meiner Frau beim Essen in einem Restaurant, als der Anruf aus dem Heim kam", erinnert sich Rudi V. (Name geändert), dessen Mutter bis zuletzt im Ankerplatz wohnte. "Eine Mitarbeiterin informierte uns, dass der Heimplatz meiner Mutter zum Monatsende gekündigt sei. So eine außerordentliche Kündigung - da bist du erst einmal geschockt. Einen Tag später lag die schriftliche Kündigung in unserem Briefkasten."

Platzsuche unter erheblichem Zeitdruck

Die Pflegeeinrichtung selbst bemühte sich, die Bewohner in anderen Heimen unterzubringen - teilweise in Häusern desselben Betreibers. Doch das geschah nicht ohne Schwierigkeiten. Schließlich gibt es in vielen Altenpflegeeinrichtungen lange Wartelisten. "Man hat uns am Telefon die neue Pflegeeinrichtung an der Duhner Spitze ans Herz gelegt", berichtet Rudi V. "Aber die Kosten hätten meine Mutter überfordert, das wäre für sie finanziell gar nicht machbar gewesen."

Mitarbeitende ebenfalls von der Schließung betroffen

Schließlich wurde die Seniorin in einer Einrichtung im 45 Kilometer entfernten Osten untergebracht. "Meine Mutter kennt da niemanden", so Rudi V. "Immerhin wurde sie mit zwei anderen ehemaligen Bewohnern des Ankerplatzes dorthin verlegt, und die Pflegedienstleitung dort hat bis vor Kurzem selbst im Sahlenburger Heim gearbeitet - das ist für meine Mutter ein kleiner Trost."

Die emotionale Belastung für die Betroffenen war erheblich. "Wir haben uns den Kopf zerbrochen, wo meine Mutter so kurzfristig untergebracht werden kann", erzählt Rudi V. "Es war ein Kraftakt, das alles innerhalb einer Woche zu organisieren." Mittlerweile hat der Sohn seine Mutter in der Stadt Cuxhaven ab- und in der Samtgemeinde Hemmoor als Neubürgerin angemeldet. 

Mitarbeiter erfahren kurzfristig von Schließung

Nicht nur für die Bewohner war die Schließung ein Schock - auch das Personal wurde kurzfristig informiert. Den Mitarbeitenden wurde angeboten, in anderen Einrichtungen des Betreibers unterzukommen, etwa in der Kurpark-Residenz in Cuxhaven-Döse. Doch der plötzliche Wechsel bedeutete auch für die Pflegekräfte Unsicherheit und Umstellung.

Die Heimaufsicht des Landkreises Cuxhaven wurde ebenfalls erst spät über die Schließung informiert. "Der Betreiber des Pflegeheims hat uns am Montagabend über die Schließung des Betriebs zu heute in Kenntnis gesetzt", erklärt Jürgen Kleinschmidt, Fachbereichsleiter Hilfe zur Pflege & Heimaufsicht des Landkreises Cuxhaven. Ob diese Mitteilung unverzüglich erfolgte, werde noch geprüft. "Da die Unterbringung der Bewohner kurzfristig gesichert werden konnte, sehen wir derzeit jedoch keinen Grund für ein Einschreiten." 

Eine Reihe von Fragen bleibt unbeantwortet

Für die Angehörigen bleiben dennoch viele Fragen offen. "So gravierende Veränderungen bedürfen doch einer gründlichen Vorbereitung und offenen Kommunikation", meint Rudi V. Die Entfernung zur neuen Einrichtung seiner Mutter erschwert zudem den Kontakt. "Die Fahrt von Cuxhaven nach Osten dauert etwa 45 Minuten. Ich bezweifle, dass viele der alten Freunde meiner Mutter diesen Weg künftig auf sich nehmen werden." 

Der Geschäftsführer der Einrichtung, Martin Ahlsdorf, war für eine ausführliche Stellungnahme nicht zu erreichen. Kurz nach Bekanntwerden der Schließung bestätigte er lediglich, dass für alle 18 Bewohner eine neue Bleibe gefunden werden müsse - ein Kraftakt, der innerhalb weniger Tage gemeistert wurde, aber bei vielen Beteiligten tiefe Spuren hinterlassen hat.

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Jens Potschka

Redakteur
Cuxhavener Nachrichten/Niederelbe-Zeitung

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