
Windkraftdrehscheibe in Deutschland: Was die Bundeszusage für Cuxhaven bedeutet
Der Bund wird sich an der Finanzierung der in Cuxhaven geplanten Liegeplätze 5 bis 7 beteiligen. Die Bestätigung dafür erhielt Cuxhavens Oberbürgermeister Uwe Santjer am späten Freitagnachmittag über das Wirtschaftsministerium in Hannover.
"Der Knoten ist geplatzt", sagte Santjer in einer ersten Stellungnahme gegenüber unserem Medienhaus. Mit seiner Freude über die kurzfristig bekannt gewordene Entwicklung hielt er nicht hinter dem Berg: "Das ist gigantisch!"
Cuxhavens Name erlangt bei Windkraft europaweite Relevanz
Wie hoch die Bedeutung der Zusage (sie erstreckt sich über eine Drittel-Beteiligung an den mit rund 300 Millionen Euro zu Buche schlagenden Liegeplatz-Baukosten) einzustufen ist, brachte Cuxhavens OB mit einem Satz auf den Punkt. Um "eine historische Entscheidung für den Standort Cuxhaven" handele es sich. Cuxhaven rücke auf diese Weise in eine europaweit relevante Liga auf. Und: "Wir werden damit der bedeutsamste Standort im Bereich Produktion und Umschlag in Deutschland, sowohl was die Offshore- als auch die Onshore-Windkraft angeht", sagte Santjer.
Dass Berlin das Land Niedersachsen sowie die örtliche Hafenwirtschaft in der Kostenteilungsfrage nicht im Regen stehen lässt, zeigt, dass die Erweiterung der Kailinie nun als Teil einer nationalen Aufgabe wahrgenommen wird. Abgezeichnet hatte sich dieses Mindset bereits vor einer Woche. Die Nachricht, dass sich der Bund nun definitiv seiner Verantwortung stellen will, war nach Kenntnisstand unserer Redaktion am Freitag an Niedersachsens Wirtschaftsminister Olaf Lies (SPD) gegangen.
Zusage sichert laut Lies den Offshore-Ausbau in der Nordsee
"Das ist eine richtig gute Botschaft vom Bund und ein weiteres ganz wichtiges Signal, das sehr zuversichtlich stimmt", betonte Lies und erinnerte an "zahlreiche, konstruktive Gespräche" die in dieser Sache auf dem Berliner Parkett geführt worden seien. "Mein Dank an Robert Habeck und Volker Wissing und die vielen Kolleginnen und Kollegen hier in Niedersachsen und im Bund, die sich für diese Lösung eingesetzt haben. Die Botschaft, die von dieser Zusage ausgeht, ist: Die Küste und unsere Häfen haben eine enorme strategische Bedeutung und ihr Ausbau liegt im nationalen Interesse", so der SPD-Politiker. Nach seinen Worten sichert die Zusage den Offshore-Ausbau in der Nordsee ("die zentrale Säule der künftigen nationalen Energieversorgung") ab.
Energiewende steht und fällt mit den Liegeplätzen
Nicht zuletzt geht es darum, die von der Bundesregierung ausgerufen Klimaziele zu erreichen. Die Häfen galten in der Ausbaufrage von Windenergie an Land und auf See bis dato als Nadelöhr. Auf Cuxhaven bezogen hatte die Hafenwirtschaft daher schon lange auf die Bedeutung der bereits planfestgestellten Liegeplätze 5 bis 7 hingewiesen. Hintergrund: Rund 80 Prozent der benötigten Rotorblätter für Windkraftanlagen kommen über Cuxhaven. Die vorhandenen Hafenkapazitäten seien aber bereits ausgelastet, gab Michael de Reese, Vorsitzender der Hafenwirtschaftsgemeinschaft Cuxhaven, erst vor Kurzem zu bedenken.
In Zukunft alles ab Cuxhaven?
Nicht minder bedeutsam ist die Verbringung von in Cuxhaven hergestellten Offshore-Windkraft-Komponenten auf See: Turbinen, die bei Siemens Gamesa in Cuxhaven produziert werden, müssen derzeit noch per Schiff nach Dänemark gebracht und dort auf sogenannte Errichterschiffe verladen werden. Mit dem Bau der Liegeplätze kann dies alles künftig auch ab Cuxhaven erfolgen. Insofern birgt der nun sichergestellte Bau der zusätzlichen Liegeplätze ein noch gar nicht absehbares Wachstumspotenzial für die Stadt und die Hafenwirtschaft an der Elbmündung.