Gedenken in Cuxhaven: Erinnerung an die Reichspogromnacht
Cuxhaven. So fern und doch so nah: Vor 84 Jahren brannten am 9. November in Deutschland die Synagogen. Eine Mahnung dafür, zu jeder Zeit wachsam zu bleiben und gemeinsam Rechtsextremismus und Menschenverachtung entgegenzutreten.
Fake News sind keine Erscheinung unserer Zeit. Auch die - im Hintergrund lang geplanten - Ereignisse der Reichspogromnacht vor 84 Jahren am 9. November 1938 in Deutschland sollten gezielt antijüdische Stimmung in der Bevölkerung machen. "Die fürchterlichen Taten von damals sind nicht zu begreifen. Wie konnte ein Gemeinwesen, das geordnet, gesittet und gebildet war, so verrotten?", diese Frage stellte Pastor Dr. Jan A. Bühner am Mittwoch bei der traditionellen Zusammenkunft am Gedenkstein für die jüdischen Mitbürgerinnen und Mitbürger Cuxhavens in der Südersteinstraße.
Über 50 Personen kamen auf Einladung des SPD-Ortsvereins Cuxhaven und der Martinsgemeinde zusammen, unter ihnen eine zehnte Klasse des Amandus-Abendroth-Gymnasiums mit ihrem Lehrer Martin Kliebe. Das Miteinander der Generationen am Gedenkstein hob Sascha Harre, stellvertretender Vorsitzender des SPD-Ortsvereins, besonders hervor - gerade mit Blick auf das Abschneiden der AfD bei der Landtagswahl, das es notwendig mache, aufzustehen und sich gegen Hetze aufzulehnen.
"Wir haben die Kraft in Cuxhaven, das zu verhindern"
"Wir haben die Kraft in Cuxhaven, das zu verhindern, was damals entstehen konnte, indem wir jeden Tag gemeinsam für Demokratie und Frieden streiten", so Oberbürgermeister Uwe Santjer. In einem Rückblick machte er die Perfidie der damaligen menschenverachtenden Übergriffe deutlich, die es plötzlich so einfach werden ließ, Menschen allein wegen ihrer Herkunft oder ihrer Religion als unwert abzustempeln.
Diese Stimmungsmache werde jetzt wieder gezielt gestreut, teilweise unter dem Deckmantel von Demonstrationen: "Lassen wir diese Spaltung der Gesellschaft nicht zu", appellierte Santjer, froh über das überparteiliche Netzwerk vieler für das Gemeinwesen aktiver Menschen in Cuxhaven. "Wir müssen die Demokratie wahren", betonte auch ein Zehntklässer des AAG. Taktiken der Rechtsextremen müssten durchschaut und offengelegt werden. "Ängste und Sorgen lassen die Stimmung schnell umschlagen", hat Dr. Jan A. Bühner beobachtet, der für den erkrankten Pastor der Martinsgemeinde Stefan Bischoff eingesprungen war. "Der Mensch ist auf so was nicht vorbereitet", meinte er mit Blick auf die aktuellen Krisen, "er muss immer wieder daran arbeiten. Wir brauchen viele Leute mit dem Mut, ihren Mund gegen Rassismus und Hetze aufzumachen."