Praxisvorstellung in Groden: Was dieser Cuxhavener Arzt anders machen will
Noch im Dezember will ein Cuxhavener Allgemeinmediziner seine Hausarztpraxis in Groden eröffnen. Der Stadtteil wünscht sich sehnlichst eine neue ärztliche Versorgung, die im Moment fehlt. Doch beim "Neuen" wird einiges anders sein.
Dass es voll werden würde, hatte Manuel Burkert geahnt, als er zu einer Informationsveranstaltung in die Grodener Schule einlud. Die Ankündigung beschränkte er wohlweislich schon mal auf den Stadtteil selbst. Aber an eine Anzahl von weit über 500 - wahrscheinlich eher 700 - Personen, die in der Aula gespannt auf Informationen zur neuen Grodener Hausarztpraxis warteten, hätte er dann doch nicht gedacht.

Viele, die keinen Platz mehr im Saal fanden, verfolgten den Vortrag vom Flur aus, andere traten in der Hoffnung auf eine Folgeveranstaltung den Heimweg an. "Es zeigt, wie schlimm die Situation ist", stellte Burkert unter dem Nicken der Interessierten fest. Seit rund einem Jahr - nachdem Dr. Claus Bohlmann an der Papenstraße in den Ruhestand gegangen ist - fehlt vielen Grodenern ihr Hausarzt.

Manuel Burkert (sein Name ist vielen noch aus der Zeit bekannt, in der er für die Helios-Klinik tätig war und dort unter anderem als Chefarzt die Intensivstation leitete) schickt sich an, die ärztliche Versorgung als "Grodener Quartiersarzt" weiterzuführen. Noch im Dezember soll es losgehen.
Keine Aufnahme ohne Ja zur Digitalisierung
Allerdings wird nur wenig an die bisherige Praxis oder überhaupt an eine Praxis, die die meisten Patienten bisher kannten, erinnern. Der Mediziner sprach Klartext über die zu erwartenden Regeln; eine davon: "Ein Handy ist heutzutage Pflicht." Für seine "Reanima Praxisklinik Groden" setzt er auf unbedingte Digitalisierung: Anmeldung per E-Mail, Online-Terminvereinbarung, Online-Formulare für Rezeptanfragen, Überweisungen, Krankmeldungen, am Telefon allenfalls eine digitale KI-gesteuerte Telefonassistenz. "Das müssen Sie bitte akzeptieren, wenn Sie bei mir Patient werden wollen", sagte er.
Für Schwellenängste zeigte er Verständnis. Wenn es nur darum gehe, könne beispielsweise gegenseitige Unterstützung im Familien- und Bekanntenkreis helfen. Aber auch, dass es aus anderen Gründen mal nicht passe, sei völlig normal: "Ich bin weit davon entfernt, das Allheilmittel für alle zu sein."

Spielregeln und technische Hilfsmittel sind für ihn der einzig gangbare Weg, um den zu erwartenden Andrang zu bewältigen. Die in Cuxhaven schon angespannte Lage sei durch den Tod eines Kollegen am Wochenende gerade noch einmal verschärft worden. In dem Anspruch, vor allem zu Beginn vorrangig die Menschen aus Groden versorgen zu können, die derzeit ohne Hausarzt oder -ärztin dastehen, bat Burkert die Anwesenden inständig, ihren aktuellen Hausarztpraxen treu zu bleiben, sofern sie eine hätten.
In der Telemedizin sieht er ebenfalls Chancen für effizientere Abläufe. Das reiche von der Videosprechstunde bis hin zum Hausbesuch durch eines seiner Teammitglieder mit Videoverbindung zum Arzt. Für ihn eine Win-Win-Situation, die allen Beteiligten viele Wege erspare.

Nach dem Start im kleinen Rahmen ("nur Notfallversorgung und Aufnahme") in der kommenden Woche (18. Dezember) solle im Februar der zweite Bauabschnitt eröffnet werden. Als eine Besonderheit kündigte der Allgemeinmediziner den Start eines hauseigenen Labors an. Vorteil: Bei Laboruntersuchungen, deren Ergebnis nach wenigen Minuten feststeht, bleiben Ratsuchende direkt in der Praxis und und erhalten gleich das Ergebnis und eine gegebenenfalls nötige Therapie - ohne nachträglichen Anruf oder neuerlichen Besuch.
Bürokratische Vorgänge vom Praxisalltag trennen
Die für die Patientenbetreuung dringend benötigten Medizinischen Fachangestellten ("mehr Menschen am Menschen") will Burkert nicht nur vom Telefondienst befreien, sondern auch vom Papierkram. Für Sekretariat und Abrechnung hat er eigens eine eigene Gesellschaft gegründet. Die Reanima Giants GmbH soll als Dienstleister im Gesundheitssektor fungieren.
Viele Fragen bewegten die Anwesenden im Anschluss an die Einführung, zum Beispiel zu Untersuchungen oder Verfahren (grob gesagt: alles, was zur hausärztlichen Versorgung gehört). Am häufigsten war die Frage zu hören, wer denn nun überhaupt mit einer Aufnahme in die Patientendatei rechnen kann. Alle auf einmal gingen nicht, so Burkert und bat: "Geben Sie mir ein bisschen Zeit."