Der Ursprung des "Baustellenlärms": Besonders zeitintensiv ist die Arbeit der Ramme „Annegret“. Pro Tidenfenster schafft sie drei Schrägpfähle, von denen jeder 60 bis 72 Meter lang ist. Foto: Larschow
Der Ursprung des "Baustellenlärms": Besonders zeitintensiv ist die Arbeit der Ramme „Annegret“. Pro Tidenfenster schafft sie drei Schrägpfähle, von denen jeder 60 bis 72 Meter lang ist. Foto: Larschow
Streit um Hafenlärm in Cuxhaven

Hafenausbau in Cuxhaven: Anwohner klagen über Lärm - und starten Petition (mit Video)

von Tim Larschow | 29.08.2025

In Cuxhaven trifft technischer Fortschritt auf menschlichen Unmut: Die Rammarbeiten im Hafen für die Energiewende provozieren Beschwerden. Eine Petition wurde gestartet. Nun reagiert NPorts. (mit Fotos und Video)

In Cuxhaven wächst ein zentrales Projekt für die Energiewende. Doch während die Arbeiten streng getaktet voranschreiten, sorgt das Rammen bei Anwohnern für Unmut. Niedersachsen Ports lädt nun zum Bürgerdialog.

Nicht alle Cuxhavener sehen die Bauarbeiten im Hafen nur als Fortschritt. In den vergangenen Wochen gab es vermehrt Beschwerden über den Lärm - sogar eine Petition wurde gestartet. Rund 430 Menschen haben sie unterzeichnet, mit dem Ziel, Rammarbeiten nachts sowie an Sonn- und Feiertagen zu verbieten. Dieses Vorhaben wird voraussichtlich ins Leere laufen, doch Niedersachsen Ports (NPorts) möchte auf die Bürger zugehen.

Im Hafen wächst ein Projekt, das für die Energiewende von zentraler Bedeutung ist: Die neuen Liegeplätze 5 bis 7. Bis Ende 2028 entsteht hier eine rund 1300 Meter lange Kaianlage, die vor allem der Windenergie-Industrie neue Perspektiven eröffnen soll. Der Bau erfolgt auf dem Wasser - streng getaktet und mit hoher Präzision.

Fünf Arbeitsschritte und fünf schwimmende Geräte

Mehrere schwimmende Geräte, sogenannte Pontons oder Hubinseln, arbeiten in einer festen Abfolge hintereinander auf einer Linie. Jeder Ponton übernimmt dabei einen genau definierten Schritt. "Diese Arbeitsweise erlaubt uns einen sehr effizienten Baufortschritt auf dem Wasser", erklärt Knut Kokkelink, Niederlassungsleiter der Hafengesellschaft Niedersachsen Ports (NPorts).

Die Arbeit läuft wie an einem Fließband: Sobald ein Abschnitt abgeschlossen ist, rücken alle Einheiten gemeinsam weiter. So rüttelt "Simone" die Tragrohre in den Boden, "Kurt" schlägt sie nach und setzt Bohlen, "Helgoland" bereitet die Rohre für Schrägpfähle vor, "Annegret" bringt diese schließlich mit einem Hydraulikhammer ein, und "JB" verbindet die Bauteile miteinander.

Mit dem "Hammer" (Gelb) werden die bis zu 70 Meter langen Schrägpfähle in den Boden gerammt. Foto: Larschow

Besonders zeitintensiv ist die Arbeit der Ramme "Annegret". Pro Tidenfenster schafft sie drei Schrägpfähle, von denen jeder 60 bis 72 Meter lang ist. Das Einrammen dauert rund 30 Minuten - etwa zehn Minuten davon sind auch in weiter entfernten Stadtteilen wie Altenwalde hörbar, danach verschwindet das Rohr unter der Deichlinie. Das Nachlegen eines Rohres dauert etwa eine Stunde. Insgesamt werden 472 Rohre und ebenso viele Schrägpfähle gesetzt.

Auf den ersten Metern sind die Schrägpfähle bereits gerammt worden. Jeder ist zwischen 60 und 72 Meter lang. Foto: Larschow

Arbeiten auf der Baustelle im Takt der Tide

Die Baustelle folgt einem engen Zeitplan. Entscheidend sind nicht nur Technik und Koordination der Pontons, sondern auch Wetter, Baugrund und die Tide. Im Februar 2026 müssen die Rammarbeiten abgeschlossen sein, damit dann die für das Frühjahr eingeplanten Hopperbagger zum Einsatz kommen können. Sie spülen Sand auf, um die Kaianlagen endgültig zu formen.

Die ersten 35 Meter langen "Rammrohre" wurden gesetzt. Insgesamt werden für den Bau der Liegeplätze 5 bis 7 in Cuxhaven rund 472 dieser Rohre verbaut. Foto: Larschow

Um den engen Bauplan einhalten zu können, wird derzeit auch an Sonntagen gearbeitet - sehr zum Ärger mancher Anwohner. Sie berichten von störenden Geräuschen. Sogar eine Petition wurde ins Leben gerufen, mit dem Ziel: Verbot von Rammarbeiten nachts und an Sonn-Feiertagen - 430 Personen haben unterzeichnet. Doch es geht bei den Arbeiten im Hafen zu unterscheiden: Das helle "Klong", das weithin hörbar ist, stammt von der Titan-Baustelle, wo eine neue Halle entsteht. NPorts verursacht hingegen ein dumpfes Schlagen, da die Pfähle im Wasser eingerammt werden. Unter der Woche können sich beide Geräusche überlagern. Am Sonntag arbeitet Titan nicht - die Schläge stammen dann allein von der NPorts-Baustelle. Rechtlich verfügt NPorts über die notwendigen Genehmigungen für Sonntagsarbeit. Dennoch zeigt sich die Hafengesellschaft sensibel: "Wo es möglich ist, beginnen wir später mit den Arbeiten. Aber wir müssen uns an die Tide halten. Jedes verlorene Tidenfenster bedeutet einen Tag mehr Arbeit", so Kokkelink. Hinzu kommt: Die eingesetzten Spezialgeräte verursachen allein durch ihre Bereitstellung Kosten im mittleren fünfstelligen Bereich - pro Tag.

An mehreren Abschnitten ist die neue Kaimauer bereits deutlich sichtbar. Foto: Larschow

Ein Bürgerdialog soll für mehr Transparenz sorgen

Als Reaktion auf die Kritik lädt Niedersachsen Ports nun interessierte Cuxhavener zu einem Informationsabend direkt auf der Baustelle ein. Am Dienstag, 9. September 2025, von 18.30 bis 20.30 Uhr können die Arbeiten verfolgt und Fragen gestellt werden. Die Veranstaltung beginnt mit einem Vortrag, anschließend besteht Gelegenheit zu Gesprächen - auch mit Oberbürgermeister Uwe Santjer.

Die Anfahrt erfolgt über die Hermann-Honnef-Straße, ab dort übernehmen Einweiser die Besucherführung. Ziel sei es, zu erklären, was auf der Baustelle geschieht, warum es zu den Geräuschen kommt und wie sich die Abläufe gestalten.

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Tim Larschow

Redakteur
Cuxhavener Nachrichten/Niederelbe-Zeitung

tlarschow@no-spamcuxonline.de

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